Die Kritiker: «Kommissar Süden und der Luftgitarrist»

Story:
Bei der deutschen Ausscheidung zur Weltmeisterschaft im Luftgitarrespielen steht Kommissar Südens Freund und Kollege Martin Heuer im Finale. Da ist plötzlich sein härtester Konkurrent unauffindbar: Edward Loos, im wirklichen Leben Architekt und Eigenbrödler, als Luftgitarrist besser als alle anderen, ist verschwunden, und niemand scheint sich daran zu stören.

Obwohl das eigentlich kein Fall für das Vermisstendezernat 11 ist - Loos ist zwar verschwunden, aber nicht als vermisst gemeldet -, vertrauen Kommissar Süden und sein Team auf die Intuition Heuers, und machen sich auf die Suche nach einem Luftgitarristen, der sich in Luft aufgelöst hat. Doch noch ein anderer, gespenstischer Fall beschäftigt die Vermisstenstelle.

Darsteller:
Ulrich Noethen («Der Untergang») ist Tabor Süden
Martin Feifel («Buddenbrooks») ist Martin Heuer
Jeanette Hain («Der Vorleser») ist Sonja Feyerabend
Johanna Bantzer («Der Freund») ist Freya Epp
Hubertus Hartmann («Plötzlich Millionär») ist Volker Thon
Olivia Pascal («Soko 5113») ist Lilo

Kritik:
Zu allererst sollte man den Verantwortlichen des ZDF gratulieren: Gratulieren dazu, dass man sich in Mainz traut, einen Krimi zu zeigen wie es die zweite Ausgabe von «Kommissar Süden» ist. Allzu oft wurde sich – auch in dieser Quotenmeter.de-Rubrik – über langweilige und schon etliche Male dagewesene Storys und 0815-Charaktere beschwert. Auch wenn im vorliegenden Film sicherlich nicht alles Gold ist, hat diese Entscheidung Anerkennung verdient.

Ulrich Noethen spielt erneut den Hauptkommissar – und macht seine Arbeit richtig gut. Süden ist kein gewöhnlicher Ermittler, seine Figur hat unglaublich viel Charaktertiefe, was es dem Schauspieler natürlich auch etwas erleichtert, in der Rolle letztlich zu glänzen. Umgesetzt wurde die Geschichte von Regisseur Dominik Graf, ein Meister seines Fachs, was man in den Bildern auch sehen kann. Graf, der den Grimme-Preis im vergangenen Jahr für «Eine Stadt wird erpresst» bekam, leistete sehr beeindruckende Arbeit.

Im Original kommen die Geschichten um Kommissar Süden im Übrigen von Friedrich Ani, der einmal sagte, nie selbst auf die Idee gekommen zu sein, dass seine Hauptfigur so aussehen könnte wie Ulrich Noethen. Ani schrieb ein Buch mit einer Idee zu einem Kriminalfall, die sich sehr deutlich vom bisher Dagewesenen abhebt. Das ist gut, eben weil es kein Mainstream ist. Die Gefahr dabei ist aber, dass genau dies auch einige Menschen abschreckt, weil sie Ungewohntes eben nicht so fressen wie die 14. Neuauflage eines altbekannten Musters.

Daher rührt auch der Punktabzug in der Quotenmeter-Kritik. Der Fall ist zwar anders, aber ungewohnt dunkel und vor allem fast schon nervend melancholisch. Eine Prise weniger von allem hätte der Story wesentlich besser getan – man meint, dem Autor war es nie genug und erst als man fast bis an die Superlative heranreichte, war der Schriftsteller zufrieden. Jedem wird der Montags-Krimi also sicherlich nicht zusagen, einen Blick kann man aber gut und gerne hineinwerfen.

Das ZDF zeigt «Kommissar Süden und der Luftgitarrist» am Montag, 20. April 2009, um 20.15 Uhr.
19.04.2009 13:54 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/34394