Die Kritiker: «30 Tage Angst»

Story
Familie Seibt wollte eigentlich nur einen tollen Urlaub machen, um dem Stress des Alltags aus dem Weg zu gehen und vor erheblichen Beziehungsproblemen zwischen den Eltern zu flüchten. Doch gerade jetzt bahnt sich ein Familiendrama an, da Tochter Svenja merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist. In dieser heiklen Situation unternehmen sie mit einer Reisegruppe eine Tour durch die Wüste. Plötzlich verläuft alles anders: Sie werden gefangen genommen und müssen auf engstem Raum mit anderen Opfern klarkommen.

Schon in den ersten Tagen kommt es zu dramatischen Entwicklungen bei den Entführten. Alles spitzt sich zu, da die Menschen höchst unterschiedlicher Art sind und sie jeweils unterschiedliche Antriebe haben, auf diese Reise gegangen zu sein. Die politischen Hintergründe sorgen dafür, dass sich die Truppe schnellstmöglich einen Plan ausdenken muss, um aus der Einöde zu fliehen. Wären da nicht der aufkommende Sandsturm und die Differenzen zwischen den Opfern …

Darsteller
Oliver Stokowski («Pretty Mama») ist Martin Seibt
Ann-Kathrin Kramer («Freundschaft und andere Neurosen») ist Nina Seibt
Isolda Dychauk («Stille Post») ist Svenja Seibt
Wolfgang Stumph («Stürmische Zeiten») ist Harald Gröbner
Stephanie Stumph («Stubbe - Von Fall zu Fall») ist Yvonne Seeling
Bernhard Schütz («Die Frau aus dem Meer») ist Paul Wieland
Ramona Kunze-Libnow («Meer is nich») ist Magda Gröbner
Cordula Trantow («Ein Fall für Nadja») ist Waltraud Azir

Kritik
Grob geht es in der Geschichte von «30 Tage Angst» darum, dass eine sowieso schon zerstrittene Familie in eine extreme Situation gerät und nach all den Strapazen wieder glücklich und vereint ist. Das “Besondere” am Film ist die Tatsache, dass der Regisseur Thorsten Nähter, 1953 geboren, die zwischenmenschlichen Entwicklungen eindeutig in den Vordergrund stellt und die Entführung eigentlich nur Mittel zum Zweck ist.

Der Film bietet über die gesamte Spielzeit von 90 Minuten bombastische Bilder, die zwischen dem unkontrollierten Straßengetummel, der Leere der Wüste und den vereinsamten Camps der Entführten hin und her pendeln. Auch die Mischung zwischen der wackeligen Handkamera und den getragenen
Bildern ist gut gewählt. Die ersten Minuten der Entführung sind sehr gut gelungen und zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Radikalität aus. Zum größten Teil werden die Rollen von den Schauspielern authentisch gespielt.

Ganz klar geht es hier nicht um die Entführung an sich, sondern die Entwicklungen im Camp. Nach und nach stellen sich die verschieden Eigenschaften der Personen heraus und Konflikte entstehen fast ausschließlich durch Ungereimtheiten zwischen den Entführten. Hier wurde jedoch einige Male zu dick aufgetragen. Manchmal schleicht sich das Gefühl ein, man ruhe sich auf diesen Konflikten aus, um die wahren Hintergründe vollkommen an den Rand zu drängen. Diese werden nur durch die älteste Frau der Gruppe übertragen, die die Entführer belauscht und sie als einzige versteht.

Manche Entwicklungen, wie zum Beispiel die Beziehung zwischen einem jungen Einheimischen und der Tochter des streitenden Ehepaares, sind vollkommen unglaubwürdig und es gibt deutliche Längen im Film (bis zur Entscheidung, zu fliehen, vergeht zu viel Zeit und die ständige Neuigkeitenübertragung der alten Frau langweilt mit der Zeit).

Die Fassaden der Menschen bröckeln vor sich hin, ab und an wird die Story durch Sätze wie “Klar, wir halten einfach an und kochen 3 Stunden Fleisch” aufgelockert, doch an wirklich großer, mitreißender Fahrt gewinnt der Film selten. Nette Unterhaltung, aber beileibe kein Pflicht-Programm.

Das ZDF zeigt «30 Tage Angst» am Montag, den 6. April 2009, um 20.15 Uhr.
05.04.2009 11:42 Uhr  •  Philipp Stendebach Kurz-URL: qmde.de/34104