Die Kritiker: «Gran Torino»

Story
Walt Kowalski hat sein Leben lang in der Autofabrik gearbeitet. Als Rentner fällt ihm nicht viel mehr ein, als ein paar Reparaturen am Haus auszuführen, Bier zu trinken und einmal im Monat zum Frisör zu gehen. Obwohl seine inzwischen verstorbene Frau sich wünschte, dass er zur Beichte geht, hat Walt nichts zu beichten – einst ist er verbittert aus dem Koreakrieg zurückgekehrt, nach wie vor säubert er regelmäßig sein M-1-Gewehr und hält es schussbereit. Er traut niemanden – wenn er etwas zu beichten hätte, würde er es nur seinem Hund Daisy gestehen.

Seine früheren Nachbarn sind entweder weggezogen oder gestorben. Jetzt wohnen in seiner Umgebung Migranten des Hmong-Volks aus Südostasien, die er nicht ausstehen kann. Alles, was er um sich herum wahrnimmt, macht ihn wütend: die schiefen Regenrinnen, die verfilzten Rasenflächen und die Ausländergesichter in der Nachbarschaft; das perspektivlose Leben der jugendlichen Hmongs, Latinos und Schwarzen, die das Viertel wie selbstverständlich für sich beanspruchen; seine erwachsenen Kinder, die er als unreif erlebt und die ihm fremd geworden sind. Walt bleibt nichts übrig, als den Rest seines Lebens einfach auszusitzen. Bis jemand eines Nachts seinen 1972er Gran Torino zu klauen versucht.

Walt verhindert eines Tages den Übergriff einer Gang – wider Willen ist er plötzlich der Held des Viertels. Besonders dankbar sind natürlich Thaos Mutter und seine ältere Schwester Sue, die darauf bestehen, dass Thao seine Schuld bei Walt abarbeitet. Walt will zunächst nichts mit diesen Leuten zu tun haben, doch schließlich gibt er nach und leitet den Jungen an, im Viertel Reparaturen auszuführen. So entsteht eine seltsame Freundschaft, die beider Leben verändert.

Darsteller
Clint Eastwood («Million Dollar Baby») ist Walt Kowalski
Christopher Carley («Von Löwen und Lämmern») ist Father Janovich
Bee Vang ist Thao Vang Lor
Ahney Her ist Sue Lor
Brian Haley («Pearl Harbor») ist Mitch Kowalski
Geraldine Hughes («Rocky Balboa») ist Karen Kowalski
Dreama Walker («Gossip Girl») ist Ashley Kowalski
Brian Howe («Journeyman») ist Steve Kowalski

Kritik
Clint Eastwood ist in Hollywood bestimmt kein Shootingstar und kann nicht mit anderen Größen verglichen werden. Schon seit einigen Jahren konzentriert sich der frühere Western-Darsteller auf nachdenkliche Dramen. Sein letzter Leinwandauftritt mit «Million Dollar Baby» brachte ihm eine Oscar-Nominierung ein, für seine Regie-Arbeit gab es den begehrten Preis. Außerdem wurde das mehrstündige Werk als bester Film des Jahres ausgezeichnet.

Bereits die zweite Arbeit von Eastwood können die Kinogänger in diesem Jahr sehen, vor wenigen Wochen startete nämlich schon «Der Fremde Sohn», ein Thriller mit Angelina Jolie. Jedoch ging kein Academy Award an die Produktion, auch wenn man drei Mal nominiert war. «Gran Torino» war zwar nicht für den besten Film nominiert, ist aber in jedem Fall so sehenswert wie «Slumdog Millionär» und «Der seltsame Fall des Benjamin Button». Schon alleine die Mimik von Clint Eastwood, der den früheren Kriegshelden Walt Kowalski spielt, ist zweifelsohne hervorragend. Walts Meinung muss nicht gesagt werden, ein Blick reicht und der Zuschauer weiß, was er mitteilen möchte.

Im Vordergrund des 114-minütigen Spielfilmes stehen Walt Kowalski und seine Nachbarn, eine Hmong-Familie namens Lor. Auf der einen Seite kann er die Familie nicht leiden, weil die Ausländer das gesamte Viertel bewohnen, auf der anderen Seite kann er nicht hilflos zusehen. Zunächst verteidigt er gegenüber seiner Gang nur sein Grundstück, danach erfährt er, dass er mit den „Frühlingsrollen“ (Zitat Walt) mehr gemeinsam hat als „mit seiner eigenen verwöhnten Familie“. An seinem Geburtstag schlägt ihm sein Sohn Mitch vor, dass er ins Altersheim ziehen soll, bei den Lors dagegen wird er herzlich aufgenommen und bekommt eine große Mahlzeit serviert.

Während die Produktion auf der einen Seite sehr viele witzige Momente durch Rassendiskriminierung beinhaltet, weißt «Gran Torino» auch eine hintergründige Geschichte vor. Ihm ist klar, dass die Nachbarsfamilie auch weiterhin von einer Gang terrorisiert wird, solange diese frei herum läuft. Deshalb muss er etwas unternehmen und gefährdet sein Leben und das seiner Nachbarn. Der neue Clint Eastwood-Film ist in jedem Fall sehenswert und schlägt die derzeitigen Blockbuster bei Weitem.

«Gran Torino» ist seit dem 5. März 2009 in den deutschen Filmspielpalästen zu sehen.
06.03.2009 10:53 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/33555