Die Radio MA – Eine Krux

Alle glauben daran – sehr wahrscheinlich sind die Ergebnisse der Radio MA aber äußerst ungenau. Manuel Weis belegt die Absurdität anhand eines Beispiels.

Zwei Mal im Jahr werden die Radio-Einschaltquoten veröffentlicht – am Mittwoch war es wieder so weit. Es gab Gewinner, es gab Verlierer. Doch alles lässt sich recht einfach relativieren: Denn ob die Gewinner wirklich so viel gewonnen und die Verlierer wirklich derart verloren haben, ist fraglich. Wichtig sind die Ergebnisse aber allemal, denn die Werbeindustrie setzt auf sie. Wer viele Hörer ausgewiesen bekommen hat, darf für Reklame mehr verlangen als der, der wenige Zuhörer hat.

Ermittelt werden diese Ergebnisse durch Telefonumfragen – ob der Angerufene lügt kann dabei nicht festgestellt werden. Theoretisch kann also der NDR 2-Hörer angeben, jeden Tag Bayern 3 per Livestream zu hören – selbst wenn er sich einem PC noch nie auf 20 Meter genähert hat. Dass die Werte teilweise recht seltsam erscheinen, belegt auch die neue Media Analyse. Dazu muss man allerdings genauer hinsehen.



Auffälligkeiten gibt es beispielsweise am ganz frühen Morgen – in der Sendestunde zwischen 5 und 6 Uhr. Man kann annehmen, dass die Bundesbürger – und hier im Speziellen die Bayern – nicht plötzlich zu Frühaufstehern mutiert sind. Dennoch: Bayern 1 gewann zwischen 5 und 6 Uhr 104.000 Hörer hinzu. Bayern 3 verbesserte das Ergebnis in dieser Stunde um 62.000 Hörer. Antenne Bayern, das sonst den ganzen Tag über gesehen verlor, freut sich zwischen 5 und 6 Uhr über 28.000 Hörer mehr. Die Rock Antenne gewinnt in dieser Zeit 15.000 Hörer hinzu.

Noch kurioser wird es bei kleinen Stationen, wie beispielsweise Radio Energy München: Hier steht in dieser Stunde ein Plus von 110 Prozent auf dem Papier, die kleine Münchner Station gewinnt 17.000 Hörer am frühen Morgen. Radio Arabella gewinnt mehr als 23 Prozent, Radio Gong sogar über 70 Prozent in dieser Zeit. Kurzum: Viel, viel, viel mehr Menschen hören morgens Radio – denn die Sender haben sich die Hörer nicht gegenseitig weggenommen, sondern gänzlich neue Hörer zu dieser Zeit generiert.

Nein, es ist nicht anzunehmen, dass ganz Bayern jetzt im Schnitt zwei Stunden früher aufsteht. Es ist nur davon auszugehen, dass dieses Mal andere Menschen befragt wurden. Menschen, die eben zufällig früher aufstehen, weil sie müssen, wollen oder können. Dieses Ergebnis zeigt aber auch, dass die Testmasse bei jeder MA gänzlich unterschiedlich ist und daher die Ergebnisse eigentlich nicht vergleichbar sind. Denn: Sicherlich hat Radio Gong zwischen 5 und 6 Uhr nicht 70 Prozent mehr Hörer – vor allem nicht, wenn insgesamt ein zweistelliges Minus ausgewiesen wurde.

Allzu ernst nehmen sollte man die Zahlen also nicht. Dennoch muss man stets im Hinterkopf haben, dass sie, selbst bei solchen Absurditäten, von enormer Wichtigkeit für die Radiostationen sind. Denn: Die Werbekunden schauen nur auf diese Zahlen und sind somit eigentlich selbst schuld.
04.03.2009 12:26 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/33502