Story
Frühling 2008 in einem Vorort von München: Hannah Bergmann und ihr Vater Frank werden entführt. Bei Hannahs Mutter Liane Bergmann, die als erfolgreiche Chirurgin im Krankenhaus arbeitet, geht ein Erpresser-Anruf ein: 22 Millionen Euro lautet die Lösegeldforderung der Entführer. Eine undenkbare Summe für die Familie, die in erster Linie mit Lianes Gehalt über die Runden kommen muss, da Franks Auftragslage als Architekt nicht gerade rosig aussieht. Doch die Entführer wissen mehr - nämlich dass Liane die Tochter von Albert Targensee ist, ein millionenschwerer Großindustrieller aus München.
Für Kommissar Danner, der die Ermittlungen im Entführungsfall leitet, ist es gar nicht so einfach, das Vertrauen von Liane zu gewinnen, deren Alleingänge die Arbeit der Polizei nicht gerade erleichtern. Doch schließlich kann er sie zu einem Treffen mit ihrem Vater überreden - ein Treffen, das eskaliert, als Liane erfährt, dass ihr Ehemann Frank, der von Lianes großbürgerlicher Vergangenheit wusste, den alten Targensee schon mehrfach um Geld gebeten und im Gegenzug intime Details aus ihrem Familienleben preisgegeben hatte.
Story
Heino Ferch («Das Wunder von Berlin») ist Thomas Danner
Nina Kunzendorf («Hurenkinder») ist Liane Bergmann
Friedrich von Thun («Zodiak – Der Horoskop-Mörder») ist Albert Targensee
Andrea Sawatzki («Tatort: Frankfurt») ist Vera Targensee
Mark Waschke («Die Buddenbrocks») ist Frank Bergmann
Charleen Deetz ist Hannah Bergmann
Sibylle Canonica («Alter vor Schönheit») ist Maria Targensee
Hanns Zischler («Dr. Psycho») ist Maximillian Kessler
Matthias Brandt («Contergan») ist Svensson
Suzanne von Borsody («Schimanski») ist Marietta Lahn
Kritik
In den vergangenen Jahren wetteiferten die fünf großen TV-Stationen ARD, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben um die besten Mehrteiler. Vor allem die Berliner Produktionsfirma teamworX machte sich einen Namen, musste jedoch viel Kritik einstecken, dass man in jeden mehrteiligen Fernsehfilm krampfhaft eine Liebesgeschichte einbaute. Die 180-minütige Produktion «Entführt» stammt Network Movie Film-und Fernsehproduktion – ein Unterschied, den man deutlich spürt.
Zum einen sind die hervorragenden Sets und die Landschaftsaufnahmen zu loben, aber auch das in blau gehaltene New York und das orangene Marokko. Die Aufnahmen in Deutschland haben nicht nur Kinoqualität, sie sehen aus als stammen sie aus einer amerikanischen Fernsehserie wie «CSI: Miami». Hier hat der Kameramann Ngo The Chau tolle Arbeit geleistet, allerdings müsste dies Standard in Deutschland sein. Auch die eifrigen Cutter und Bildbearbeiter legten Hand an, um das Rohmaterial in einen tollen Film zu verwandeln.
Das größte Lob gebührt aber Hannah Hollinger und Daniel Nocke, die das Mammutwerk schrieben. Endlich einmal ein packender Thriller ohne aufgesetzte Liebesgeschichte – und «Entführt» wird ohne Herzschmerz die Fernsehzuschauer anlocken. Das Tolle an dem Zweiteiler: Zunächst dreht sich alles um eine einfache Entführung, doch umso weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Details gelangen ans Tageslicht. Der Fall wird komplexer und damit auch interessanter, alle Figuren sind irgendwie in die Geschehnisse verstrickt. Die Thematik kann aber letztlich klar und deutlich aufgelöst werden, der Zuschauer bleibt ohne Fragen zurück.
Hervorzuheben sind die schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten. Durch die Bank weg gibt es nur positive Arbeit. Einzig und allein Friedrich von Thun stört das Gesamtbild, weil er bei großen Produktionen viel zu häufig besetzt wird. Seine aktuelle Rolle gleicht Gabriel Fischer-Hellwarth aus «Zodiak – Der Horoskop-Mörder» und bereits vor wenigen Wochen spielte er erneut an der Seite von Alexandra Neldel im ZDF-Drama «Die Rebellin».
Fasst man alle Aspekte von «Entführt» zusammen, so kann der Zuschauer sich auf zwei spannende Fernsehabende freuen. Mit diesem Thriller haben die Autoren tolle Arbeit geleistet, die schlussendlich von Matti Geschonneck umgesetzt wurde. Nur geringfügig gibt es kleine Mängel, die jedoch das Gesamtbild keineswegs zum Wackeln bringen.
Das ZDF zeigt «Entführt» am Montag, 02. März 2009, und Mittwoch, 04. März 2009, jeweils um 20.15 Uhr.