Die Kritiker: «SOKO Rhein-Main»

Story:
Auf dem Parkplatz des Wiesbadener Kurparks wird ein junger Mann erstochen in seinem Auto gefunden. Christof Boll, ein Student, der am Abend vorher in der Wiesbadener Spielbank mit seiner Freundin Cora Winter eine außergewöhnlich hohe Summe Geld beim Roulette gewonnen hatte. Von dem Geld fehlt jedoch jede Spur. Dr. Ried drängt Susanne Meder zu schneller Aufklärung, immerhin sind Steuergelder im Spiel.

Susanne und ihr Kollege Cem werfen sich in Schale und begeben sich ins Kasino. Mit Hilfe von Thomas Wallners Programmierungskünsten wollen sie hinter die Methode der Täter kommen. Sie können Cora ermitteln, die neben ihrer Arbeit in der Wäscherei ihres Vaters Werner Winter als Aushilfscroupier in den Mainzer Rheingoldhallen arbeitet.

Darsteller:
Marita Marschall («Vater wider Willen») ist Susanne Meder
Sven Martinek («Der Clown») ist Thomas Wallner
Ercan Durmaz («Was nicht passt, wird passend gemacht») ist Cem Pamuk
Daniel Wiemer («Kinder, Kinder») ist Pit Hartmann
Daniela Preuß («Vollidiot») ist Nina Horn
Francis Fulton-Smith («Klinikum Berlin-Mitte») ist Dr. Ried

Kritik:
Ein wirklicher Erfolg war die erste Staffel des Formats nicht. Keine Panik, wenn Sie in der TV-Zeitschrift in dieser Woche zum ersten Mal den Titel «SOKO Rhein-Main» lesen, dann haben Sie nichts vergessen. Die erste Staffel der Serie lief vor einiger Zeit noch unter dem Namen «Die Spezialisten» - und zudem in der Primetime. Weil ein Quotenerfolg jedoch ausblieb, gibt’s in Runde zwei nicht nur einen neuen – und von den anderen Ablegern – bekannten Namen, sondern auch einen neuen Sendeplatz.

Die Auftaktepisode „Nichts geht mehr“ überzeugt durch ein hervorragendes Buch. Die Idee und der gesamte Fall sind spitzenmäßig aufgearbeitet. Besser kann man eigentlich nicht für deutsche Fiktion werben. Was die Macher dann aber aus dieser genialen Idee der Schreiber gemacht haben, tut eigentlich mehr als nur weh. Der erfahrene Krimizuschauer würde sich in diesem Fall wünschen, entweder nur das Buch zu lesen, oder in den Episodenrollen gänzlich unbekannte Schauspieler vorzufinden.

Bei «SOKO Rhein-Main» ist das besonders ärgerlich, was oftmals bei Krimiserien zu beobachten ist. Oftmals weiß schon allein auf Grund der Besetzung, wer letztlich der Mörder sein muss. Ohne zu viel zu verraten: Ein bekannter Darsteller wird wohl kaum für eine anfänglich als kleine Nebenrolle erscheinende Figur verpflichten. Und das ist das Problem: Eben weil die unscheinbare Figur so prominent besetzt ist, steht schon bald fest, dass es hier noch einige Wendungen geben muss, um letztlich diese unscheinbar aussehende Figur stärker zu integrieren.

Das ist kein Problem, das nur «SOKO Rhein-Main» hat und deswegen ist es höchste Zeit, auch an diesem Punkt anzusetzen. Und noch etwas gibt massiv Abzüge. Nun ist die Firma Ufa, die die Serie produziert, ja alles andere als unerfahren in Sachen Serienproduktion. Wie es dann aber passieren kann, dass die Leiche in Sendeminute 38 auf dem Obduktionstisch liegend mit den Augen blinzeln kann (vor allem am rechten Lid sehr deutlich erkennbar), ist absolut nicht verständlich. Vor allem dann nicht, wenn die Großaufnahme des Gesichts des Toten maximal zwei Sekunden lang ist.

Zudem haben sich die Macher wohl die RTL-Serie «Post Mortem» etwas genauer angesehen. Bei Außenausnahmen wird daher auf einige hektische Kamerabewegungen und atemberaubende Zooms gesetzt. Eine waghalsige Strategie, gab es doch massive Proteste bei «Post Mortem». Hier an dieser Stelle sei gesagt, dass dies nicht als störend empfunden werden muss – wer allerdings bei RTL gemeckert hat, wird das bei «SOKO Rhein-Main» auch tun.

Und noch etwas fällt auf. Sollte die Polizei irgendwann einmal in einem Weiher einen Gegenstand suchen. Gehen Sie – zumindest der Logik der Serienmacher zufolge – davon aus, dass sie auf einen einzelnen Beamten setzt, der mit einem Stock bewaffnet den Boden des Sees oder Weihers abtastet und den Gegenstand auch sofort findet. Nun aber genug der Kritik, denn letztlich ist das Buch – wenn auch mit Schwächen umgesetzt – erste Sahne. Wer also auf eine wirklich originelle Idee steht und zudem das Team der «SOKO Rhein-Main» schon kennen gerlent hat, der wird das Einschalten sicherlich nicht bereuen.

Das ZDF zeigt die zweite Staffel von «SOKO Rhein-Main» ab Dienstag, 02. Oktober 2007, immer um 18.00 Uhr. Geplant sind zwölf Folgen.
01.10.2007 14:20 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/22606