Nachzügler: ARD weitet Abruf-Fernsehen deutlich aus
Vor allem Informationssendungen sollen bald auch im Netz zu sehen sein. Das ZDF ist schon weiter und zeigt derzeit rund 30 Prozent des Programms im Internet.
Die ARD plant zur Mitte des Jahres eine massive Ausweitung ihres Video-on-Demand-Angebots im Internet. Es sei geplant, große Teile des TV-Programms jeweils noch sieben Tage im Netz vorzuhalten.
"Es gibt auch Überlegungen, einige Formate schon einen Tick vor ihrer Ausstrahlung im TV ins Netz zu stellen. Darüber ist aber noch nicht abschließend beraten", so Michael Albrecht, ARD-Koordinator für Digital Video Broadcasting, am Mittwoch auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland. Das on-Demand-Angebot werde sich vorrangig auf Info-Formate erstrecken, da vor allem im fiktionalen Bereich die rechtliche Situation sehr kompliziert sei. "Hier muss mit den Rechteinhabern verhandelt werden, weil vor allem Altverträge keine Internet-Klauseln haben", so Albrecht.
Auch der Leiter der Hauptabteilung Kommunikation beim ZDF, Alexander Stock, sieht derzeit juristische Begrenzungen für on-Demand-Angebote. "Spielfilme oder Sport können wir derzeit nur ins Netz stellen, wenn wir die Rechte dafür haben, was häufig nicht der Fall ist", sagte der ZDF-Sprecher. Heute seien in der Mediathek aber immerhin schon 25-30 Prozent des TV-Angebots zeitunabhängig verfügbar. In den kommenden Monaten will das ZDF mehr als die Hälfte seines Programms im Internet anbieten. Eine Konkurrenz für das lineare Fernsehprogramm sieht Stock in absehbarer Zeit jedoch nicht.
Auch 30 Jahre Videorekorder hätten an den Fernsehgewohnheiten nicht wirklich grundlegend etwas geändert. "Prognosen, wonach die zeitunabhängigen TV-Angebote in 5 oder 10 Jahren das lineare Fernsehen überflüssig machen, sind alle Quatsch", so Stock. Auch wenn die Bedeutung von Video-on-Demand freilich wachse.
Die BBC als Vorreiter neuer Ausspielwege in Europa will nach Worten ihres Deutschland-Repräsentanten Michael Kayser künftig ihr gesamtes TV-Angebot 30 Tage im Netz vorhalten. Möglich sei das aber nur deshalb, weil der britische Sender der größte Rechtehändler im TV-Markt weltweit sei. Für alte Sendungen müsse man deshalb in jedem Einzelfall die Rechte mit den Inhabern neu aushandeln, so Kayser.