Die Kritiker: «Allein unter Bauern»

Story
Der Lebenstraum des smarten EU-Politikers Johannes Waller ist zum Greifen nah: Nach verlässlichen Insider-Informationen wird ihn die Kanzlerin in Kürze zum neuen Außenminister ernennen. Doch Waller stolpert über eine Affäre mit der Gattin des österreichischen Botschafters. Um die Kanzlerin umzustimmen, setzt er alles daran, sie in ihrem brandenburgischen Tagungsort zu erreichen. Doch mitten im Dorf Kudrow muss er einer Kuh ausweichen und kracht in das Gartenhaus der Dorfärztin Barbara Heinen - sie versorgt und stellt ihn mit Medikamenten ruhig.

Als er am nächsten Morgen im Gartenhaus erwacht, ist die Kanzlerin bereits in Washington, sein Abstieg hat begonnen. Dann bekommen die Medien Wind von Wallers Anwesenheit und so verkauft er alles als Aufbauarbeit vor Ort. Nach dem Projekt gefragt, improvisiert er, dass er sich um die Einführung eines Schulbusses kümmern will. In der Gemeinderatssitzung stellt sich freilich heraus, dass kein Kudrower versteht, wozu das gut sein soll - schließlich muss kein Kind länger als fünf Minuten zur Dorfschule laufen. Nur Barbaras Vater Walter, Bauer und kauziger Dorfpatriarch, findet die Idee gut, weil es Spaß macht und das Gemeinschaftsgefühl stärkt.

Darsteller
Christoph M. Ohrt («Edel & Starck») ist Johannes Waller
Julia Koschitz («München 7») ist Barbara Heinen
Michael Hanemann («Wo ist Fred?») ist Walter Heinen
Paula Schramm («Französisch für Anfänger») ist Toni Heinen
Feo Aladag («Ein langer Abschied») ist Eva Prilinski
Pia Micaela Barucki («Mondscheinkinder») ist Clara Bolthagen
Frank Leo Schröder («Anke») ist Rainer Bolthagen
Natascha Bonnermann («Scheidung mit Hindernissen») ist Sabine Bolthagen
Dorothea Walda («Alt und durchgeknallt») ist Oma Frischhut
Thomas Kausch («Sat.1 News») ist er selbst

Kritik
Mit «Allein unter Bauern» startet die erste von drei neuen Serien beim Berliner Sender Sat.1. «Allein unter Bauern» soll nun also mittwochs für starke Quoten sorgen. Starke Quoten braucht Sat.1 dringend, um das derzeitige Tief zu überwinden. Seit dem Start des Fernsehjahres 2006/2007 im September versagt der komplette Mittwochabend, selbst «Der Bulle von Tölz» erreicht in der Zielgruppe nur unterdurchschnittliche Werte.

Die neue Serie mit Christoph M. Ohrt beginnt zunächst mit der Titelmelodie von «American Beauty», die von Thomas Newman komponiert wurde („Dead Already“). Jedoch wird das Stück nach einigen Sekunden wieder abgebrochen und die Handlung beginnt. Zwar kommt die Serie dadurch schnell zur Handlung, aber man hätte die Einführung auch anders gestalten können. Denn „Dead Already“ beginnt, man sieht ein paar Bilder von Berlin, und das Lied endet. Fortan kommt der Zuschauer in den Genuss, den Untergang des Johannes Waller zu sehen. Anstatt auf lange Dialoge zu setzen wäre es möglicherweise sinnvoll gewesen, mit der Komposition die Einleitung musikalisch zu unterlegen.

Das Drehbuch hat große Schwächen, denn bereits in der zweiten Folge lässt sich ein deutliches Muster erkennen. Johannes Waller ist ein Tollpatsch, der zunächst im Dorf Kudrow etwas bewirken will, sich aber letztlich nicht informiert von den Bürgern des Örtchens in die Enge getrieben wird. So viel kann aber gesagt werden: Das wird wendet sich, sodass am Ende alle glücklich sind. Zwischen der Ausgangssituation, der Konfrontation und der Auflösung sieht der Zuschauer minutenlange Dialoge, die teilweise sehr uninteressant sind. Ein Spannungsbogen existiert in der Welt des kleinen Dorfes nicht, stattdessen soll das teilweise lustige, aber teilweise eben auch unlustige Verhalten der Einwohner die Zuschauer unterhalten.

Während das Drehbuch seine Probleme hat, muss man dem Format zu Gute halten, dass gute bis sehr gute Darsteller gecastet wurden. Das Ensemble ist im jungen bis alten Alter - die Serie dürfte ihr Zielpublikum ab 29 Jahren aufwärts haben. Hervorragend spielt Christoph M. Ohrt den tollpatschigen Politiker Waller. Julia Koschitz, Michael Hanemann und Paula Schramm, die auch zu den Hauptdarstellern gehören, meistern ihre Rolle auf einem guten Niveau.

Alles in allem ist «Allein unter Bauern» eine nette Serie, die man sich durchaus einmal anschauen kann – allerdings nur wenn man auf ruhige und unspektakuläre Handlungen steht. Zu große Hoffnungen sollten sich Sender und Fernsehzuschauer demnach nicht machen, die Erwartungen beider Seiten werden wohl nicht erfüllt.

Sat.1 zeigt «Allein unter Bauern» ab Mittwoch, 28. Februar 2007, um 20.15 Uhr zwei Folgen der Serie. Ab 14. März 2007 strahlt der Sender mittwochs um 20.15 Uhr acht weitere Folgen aus.
27.02.2007 12:00 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/18977