'Verrohung': Politiker kritisieren Gewalt in den Medien

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Renate Künast, haben sich für weniger Gewalt in den Medien ausgesprochen.

Darstellung von Gewalt und Sexualität findet in den Medien immer häufiger statt - das ist jedenfalls der Eindruck beider Politiker. "Wenn Sie den Fernseher einschalten oder Computer spielen, gibt es ein Wahnsinns-Angebot an Gewalt", sagte Künast in der Phoenix-Sendung «Unter den Linden»: "Man könnte den Eindruck gewinnen, dass man auf einen Menschen problemlos in der Nieren- und Kopfgegend eintreten könnte, ohne das was passiert. Es findet eine Verrohung statt." Durch die langen Zeiten, die Kinder und Jugendliche fernsehen oder Computer spielen, würden sie reale Wege der Konfliktlösung kaum noch lernen.




"Man sollte nicht zu viel Hoffnung haben, dass man solche Probleme über Verbote regeln kann", gab Bundesinnenminister Schäuble in der gleichen Phoenix-Sendung zu bedenken: "Im Grunde muss man fragen, warum haben solche Angebote eine so große Nachfrage? Offensichtlich sind solche Gewaltvideos für viele attraktiv." Alle Institutionen, die auf Kommunikation statt Konsum setzten und ein gewaltfreies Miteinander ermöglichten, müssten deshalb gestärkt werden.

"Wir brauchen eine Debatte bei den Medien", erklärte Künast: "Wenn Sie mal tief in der Nacht anfangen, mit der Fernbedienung zu zappen, haben Sie das Problem, dass Sie entweder Sexualität angeboten bekommen oder Sie sehen, wie die Fäuste und Stühle fliegen, wie geschossen wird, gleich in Massen. Da ist die Frage: Was sagen die Medien, was sie den Menschen vermitteln wollen?"

Schäuble kritisierte in diesem Zusammenhang die allzu häufige Ausstrahlung von brutalen Boxkämpfen: "Warum kann man jeden zweiten Samstag in einer ziemlich guten Sendezeit in ARD oder ZDF einen Boxkampf sehen - im Zweifel von Boxern, von denen man noch nie gehört hat?" Offenbar gebe es dafür eine Nachfrage, so Schäuble. Deshalb könnten solche Probleme nicht alleine durch den Gesetzgeber gelöst werden.
07.11.2006 14:29 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: Phoenix Kurz-URL: qmde.de/17332