Wer Laura Palmer wirklich tötete, warum die Serie danach zerfiel und weshalb die Rückkehr nur noch ein Nischenphänomen war.
«Twin Peaks» gehört zu den mythenbeladensten Serien der Fernsehgeschichte – aber auch zu den widersprüchlichsten. Als die Serie 1990 startete, wurde sie binnen weniger Wochen zu einem Massenphänomen. Millionen wollten wissen, wer Laura Palmer getötet hatte. Doch was zunächst wie ein ungewöhnlich inszenierter Krimi aussah, entpuppte sich bald als tiefenpsychologisches Mystery-Labyrinth, das die Zuschauer herausforderte und viele von ihnen verlor. Das Ende der Serie, die Auflösung des Mordfalls, der experimentelle Kinofilm und die späte Rückkehr im Jahr 2017 markieren eine Reise, die von der einstigen Prime-Time-Sensation zum Nischenphänomen führte – und bis heute die Frage offenlässt, ob «Twin Peaks» überhaupt jemals verstanden werden wollte.
Die Folgen waren drastisch: Die zweite Staffel verlor sich in absurden Nebenhandlungen, von denen viele berüchtigt geworden sind: Nadine, die glaubt, wieder Teenager zu sein, James, der plötzlich in eine Soap-artige Affäre hineinfährt, und zahlreiche neue Figuren, die keine echte dramaturgische Funktion hatten. Die Einschaltquoten stürzten ab, ABC verschob die Serie mehrfach, und viele Zuschauer wussten nicht mehr, was «Twin Peaks» eigentlich sein wollte. Die finale Episode schockierte mit einem brutalen Cliffhanger: Cooper, in der Black Lodge gefangen, wird durch seinen Doppelgänger ersetzt – die dämonische Variante grinst blutverschmiert in den Spiegel. Für eine breite Masse, die eine Krimiserie erwartet hatte, war das ein endgültiger Bruch.
Als 2017 «Twin Peaks: The Return» auf Showtime Premiere feierte, erhofften sich manche Fans eine echte Fortführung der alten Geschichte, vielleicht sogar eine Auflösung des Cooper-Cliffhangers. Doch Lynch gab ihnen etwas völlig anderes. Die 18 Episoden waren kein klassisches Fernsehen, sondern ein ausgedehntes avantgardistisches Filmkunstwerk, in dem die alten Figuren zwar auftauchten, aber selten in der Form, die man erwartet hätte. Cooper verbrachte den Großteil der Staffel als „Dougie Jones“, einer Art komatösem Doppelgängerdummy, der kaum sprach und wie ferngesteuert durch sein Leben stolperte. Statt Antworten oder aktiver Ermittlungen bot die Serie meditative Bilder, bizarre Dialoge und Sequenzen, die sich jeder traditionellen Erzählstruktur verweigerten. Kritiker feierten die Staffel als Meisterwerk, viele Fans waren frustriert. «Twin Peaks» war endgültig im Bereich des experimentellen Nischenfernsehens angekommen, geliebt von einigen, abgelehnt oder ignoriert von vielen.
Die Frage, ob das überhaupt noch jemand mochte, lässt sich nur differenziert beantworten. Die späte Rückkehr 2017 war künstlerisch bedeutend, aber nicht massentauglich. Sie war zu kompliziert, zu langsam, zu eigensinnig. Viele wollten Antworten – bekamen aber ein Kapitel, das weitere Fragen stellte. Zuschauer, die Hoffnungen in ein klares Ende für Cooper oder Laura setzten, blieben wieder im Dunkeln. Dennoch gab es eine Fangruppe, die begeistert war: Filmkritiker, Kunstliebhaber, Lynch-Enthusiasten. Für sie wurde «Twin Peaks: The Return» zu einem einmaligen Fernsehereignis, das konsequent verweigerte, was das moderne Serienpublikum erwartet. Kein Fanservice, keine Nostalgie, keine runden Enden.