Die Kritiker: «Katharina Tempel – Was wir begehren»

Katharina Tempel zieht es wieder in eine Mordermittlung: Diesmal mit erschreckenden Überschneidungen zu ihrem Privatleben.

Stab

Darsteller: Franzsika Hartmann, Stephan Szász, Florian Stetter, Hanife Sylejmani, Davina Donaldson, Petra Zieser
Schnitt: Falk Peplinski
Musik: Hannah von Hübbenet
Kamera: Franz Küpper
Drehbuch: Elke Rössler
Regie: Jens Wischnewski
Wenn sich ein Krimi vor lauter Plot-Verzweigungen selbst im Weg steht, dann entsteht oft das, was «Katharina Tempel – Was wir begehren» im ZDF exemplarisch vorführt: ein Film, der eigentlich Spannung erzeugen möchte, sich aber in einer Mischung aus Melodram, Ermittlungsroutine und Beziehungspsychologie verliert – und dabei selten den richtigen Ton trifft. Trotz starker Hauptdarstellerin und eines grundsätzlich packenden Themenspektrums wirkt der Film über weite Strecken fahrig, überladen und dramaturgisch erstaunlich unentschlossen.

Die Handlung knüpft an die Vorgängerfilme um Kriminalkommissarin Katharina Tempel (Franziska Hartmann) an, die sich nach privatem Chaos endlich in ruhigeren Gewässern wähnt. Doch diese Ruhe ist nur die Ouvertüre für einen Fall, der sie wieder völlig aus der Bahn werfen soll. Zusammen mit Hauptkommissar Georg König (Stephan Szász) und ihrer Kollegin Dela Tahiri (Hanife Sylejmani) jagt sie einen Serienvergewaltiger, dessen Vorgehen so brutal wie hochgradig manipulativ ist. Schon dieser Kriminalfall hätte genug Stoff geboten, um eine atmosphärisch dichte, gradlinige Erzählung zu tragen. Doch der Film legt sich selbst zusätzliche Lasten auf – und stolpert damit mehr, als dass er überzeugt.

Der dramatische Kniff, dass Katharinas Ehemann Volker (Florian Stetter) plötzlich selbst zu den Verdächtigen zählt, hätte schließlich ein intensiver psychologischer Motor sein können. Doch die Umsetzung bleibt seltsam mechanisch. Volkers widersprüchliche Aussagen werden in hastigen Dialogszenen abgehandelt, ohne dass sich die emotionale Fallhöhe – Ehefrau und Ermittlerin in unauflösbarem Loyalitätskonflikt – wirklich entfalten dürfte. Katharinas Zerrissenheit wird zwar intensiv behauptet, aber selten glaubhaft ausgespielt. Vieles wirkt, als stünde die Figur unter dramaturgischem Zeitdruck: starke Emotion rein, kurze Träne, Abgang in die nächste Szene.

Dabei gäbe es durchaus Potenzial. Die Einbindung der Paartherapie bei Dr. Marita Rubesch (Jessica McIntyre) hätte ein subtiles Gegengewicht sein können, doch auch dieser Strang driftet ab in überdeutliche Symbolik. Besonders konstruiert wirkt der Zufall, dass Katharina parallel beruflich mit Marita arbeitet, weil deren Schwester Lena tot in der Badewanne aufgefunden wurde. Der vermeintliche Suizid entpuppt sich als Mord, was den Film endgültig in ein Dickicht aus sich überschneidenden Ermittlungssträngen stürzt.

Die Entdeckung der traumatisierten Miriam Fehrmann (Julischka Eichel) in einem abgelegenen Haus wiederum ist einer der wenigen wirklich starken Momente des Films. Doch auch hier fehlt es an Nuancen. Zwar deutet der Film schnell an, dass Miriam aus einer toxischen Beziehung entflohen ist, doch statt die psychischen Dynamiken auszuleuchten, wird der Ex-Freund reflexhaft zum Verdächtigen gestempelt – nur um kurz darauf wieder verworfen zu werden, um wiederum gleich den nächsten Twist einzuleiten. Diese dramaturgischen Sackgassen häufen sich, sodass die Spannung eher verpufft, als sich zu verdichten.

Visuell bleibt der Film, wie viele ZDF-Krimis, solide, aber mutlos. Auch musikalisch und rhythmisch fehlt es an Konsequenz: Spannung wird oft durch Musik signalisiert, die der Inszenierung nicht entspricht, während der Schnitt Momente, die nach Ruhe schreien, hektisch abkürzt. So bleibt «Katharina Tempel – Was wir begehren» ein Krimi, der viel will, aber zu wenig fokussiert. Ein Film, der ständig zwischen Ehe-Drama, Serienvergewaltiger-Plot, Therapiesitzungen, Familienproblemen und Mordermittlungen hin- und herspringt, ohne einer dieser Ebenen die nötige Tiefe zu geben. Trotz engagierter Darstellerinnen und Darsteller verliert sich der Film in seiner eigenen Überfrachtung – und liefert am Ende weniger, als sein Thema verspricht.

Der Film «Katharina Tempel – Was wir begehren» wird am Montag, den 24. November um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
22.11.2025 11:20 Uhr  •  Oliver Alexander Kurz-URL: qmde.de/166595