Zwei Slacker, ein Öko-Dom, null Hirn – «Bio-Dome» ist der Tiefpunkt des 90er-Klamauks. Ein Film, der beweist, dass Umweltschutz und Pauly Shore keine gute Mischung ergeben.

Zwei Typen, ein Gewächshaus und 90 Minuten völliger Umweltverwüstung –
«Bio-Dome» ist der Film, der beweist, dass selbst das Thema Umweltschutz vor der Dummheit des 90er-Slapsticks nicht sicher war. 1996 kam die Komödie mit Pauly Shore und Stephen Baldwin in die Kinos – und ging dort als eine der lautesten, flachsten und unbegreiflichsten Produktionen ihrer Zeit in die Geschichte ein.
Die Handlung ist schnell erzählt: Die beiden Freunde Bud (Pauly Shore) und Doyle (Stephen Baldwin) sind zwei kindlich-naive Chaoten, die von ihren umweltbewussten Freundinnen verlassen werden. Auf der Suche nach einer Toilette landen sie zufällig im „Bio-Dome“ – einem geschlossenen Ökosystem, das fünf Wissenschaftler gerade für ein Jahr betreten wollen, um eine autarke Lebensweise zu simulieren. Kurz darauf werden Bud und Doyle versehentlich mit eingesperrt – und verwandeln das Projekt in ein Desaster aus Pizza, Chaos und Umweltverschmutzung. Zwischen Sabotage, Party-Exzessen und dummen Sprüchen richten die beiden mehr Schaden an, als jede Naturkatastrophe es könnte.
Was als Parodie auf den echten „Biosphere 2“-Versuch in Arizona gedacht war – ein reales Experiment über autarke Ökosysteme – wurde zum unfreiwilligen Kommentar über die Selbstzerstörung Hollywoods in den 90ern. Statt Wissenschaftskritik oder cleverem Humor gibt es endlose Flatulenzen, dumme Wortspiele und pubertäre Witze über Gras, Sex und Recycling. Regisseur Jason Bloom («Overnight Delivery») inszenierte das Ganze mit einer Mischung aus MTV-Ästhetik und Slapstick-Krawall. Pauly Shore, damals kurzzeitig Kultfigur des „Surfer-Dudes“, und Stephen Baldwin als seine nervtötende Begleiterscheinung bieten eine Dauerperformance zwischen Grimassen, Gekreische und kindischer Selbstzerstörung.
Die Kritiken fielen entsprechend vernichtend aus. Auf Rotten Tomatoes kommt «Bio-Dome» auf mickrige 4 Prozent, Metacritic vergab die historische Tiefstwertung von 1 Punkt – ein Wert, der nur selten vergeben wurde. „Variety“ nannte den Film „Bio-degradables Chaos“, „Entertainment Weekly“ vergab ein „F“ und schrieb, der Film sei „nur dumm – und das auf Plusniveau“. „The New York Times“ bezeichnete ihn als „inept in almost every respect“, also unfähig in jeder Hinsicht. Und „Business Insider“ listete ihn später als „dritt-schlechtesten Film aller Zeiten“.
Trotzdem spielte Bio-Dome in Nordamerika rund 13 Millionen Dollar ein – leicht über Budget, aber weit unter den Erwartungen. MGM hatte zehn Millionen Dollar allein für das Marketing ausgegeben. Den Rest erledigte die Mundpropaganda, die den Film als „so schlecht, dass man ihn gesehen haben muss“ in die Trash-Geschichte eintrug. Interessanterweise hat «Bio-Dome» reale Bezüge: Das Filmset war vom echten Biosphere-2-Projekt inspiriert, einem umstrittenen Öko-Experiment in den frühen 90ern. Die Filmemacher wollten ursprünglich in der echten Anlage drehen, wurden jedoch vom damaligen Manager Steve Bannon (!) abgewiesen – ja, diesem Steve Bannon, der später Trumps Chefstratege wurde. Gedreht wurde stattdessen in einer Kläranlage in Kalifornien – eine Ironie, die besser passt, als sie es vermutlich beabsichtigt hatten.
Und was wurde aus den Beteiligten? Pauly Shore, einst MTV-Star und Hoffnungsträger der Jugendkomödie, konnte nach «Bio-Dome» nie mehr an seine kurze Popularität anknüpfen. Seine Filme floppten reihenweise («Encino Man», «Jury Duty»), und heute lebt er vom Image des gescheiterten Comedians, der immerhin weiß, dass er gescheitert ist. Er produziert kleinere Stand-up-Projekte und tritt als ironische Karikatur seiner selbst auf. Stephen Baldwin – jüngerer Bruder von Alec Baldwin – versuchte, nach dem Film wieder seriös zu werden. Er spielte in «The Usual Suspects» (1995) mit, konnte diesen Erfolg aber nie wiederholen. Später wandte er sich religiösen Projekten zu, trat in Reality-TV-Shows auf und wurde in den 2010er-Jahren als evangelikaler Aktivist bekannt.
Kylie Minogue, die im Film eine Nebenrolle als Wissenschaftlerin spielt, ist heute der wohl prominenteste Name im Cast – ihre Musikkarriere überstrahlte «Bio-Dome» mühelos. William Atherton («Ghostbusters», «Die Hard») war einmal ein respektierter Nebendarsteller, hier aber nur der cholerische Wissenschaftler, der zwischen Explosionen und Kokosnussbomben gefangen ist. Und die Band Tenacious D – Jack Black und Kyle Gass – hatte hier ihren allerersten gemeinsamen Leinwandauftritt, Jahre bevor sie zu einer Kultband wurden.
«Bio-Dome» erhielt 1996 einen Golden Raspberry Award für Pauly Shore (schlechtester Schauspieler, gemeinsam mit Tom Arnold) und gewann bei den „Stinkers Bad Movie Awards“ gleich mehrfach – unter anderem für „Most Painfully Unfunny Comedy“. Trotzdem hat der Film eine gewisse Nischenanhängerschaft. Einige Fans sehen ihn heute als unfreiwillige Parodie auf die 90er-Öko-Mode, als groteskes Stück Popkultur, das zeigt, wie weit Hollywood ging, um jugendlichen Anarcho-Humor zu verkaufen. Stephen Baldwin äußerte 2013, er wolle mit Pauly Shore tatsächlich ein Sequel drehen – über die Kinder der beiden Protagonisten, die erneut in einem Umweltprojekt Chaos anrichten. Bis heute wurde daraus nichts, aber allein die Vorstellung sorgt für Schaudern.