«Fugue State 1986»: Netflix beleuchtet eine der Tragödien Kolumbiens
Die Miniserie rekonstruiert eine historische Gewalttat von 1986 – und fragt nach den Ursprüngen des Bösen.
Netflix hat den offiziellen Trailer zu «Fugue State 1986» (span.: «Estado de fuga 1986») veröffentlicht – einer neuen Miniserie, die auf einem realen Verbrechen beruht, das Kolumbien Mitte der Achtziger erschütterte. Im Zentrum steht die Freundschaft zweier junger Männer, León und Jeremías, die sich über Literatur näherkommen, ehe ein „unverzeihlicher Gewaltakt“ diese Bindung endgültig zerreißt. Die Serie basiert lose auf einer wahren Tat aus dem Jahr 1986, als ein einzelner Täter in Bogotá eine brutale Massentötung verübte und das Land in Schockstarre versetzte.
Die Achtzigerjahre gelten in Kolumbien nicht nur als Phase wachsender urbaner Gewalt, sondern auch als Periode politischer Instabilität. 1985 und 1986 markierten besonders traumatische Jahre: Nur Monate zuvor hatte das Land die Besetzung des Justizpalasts durch die Guerillagruppe M-19 und die anschließende gewaltsame Rückeroberung durch das Militär erlebt – ein Ereignis, das über 100 Menschenleben forderte und das Vertrauen in staatliche Institutionen nachhaltig erschütterte. Parallel dazu verschärfte der eskalierende Drogenkrieg rund um die Kartelle von Medellín und Cali das Klima von Angst, Misstrauen und sozialer Spannung. In diesem Kontext rückte jede Einzel-Tat außergewöhnlicher Gewalt noch stärker ins Bewusstsein einer ohnehin verunsicherten Gesellschaft.
«Fugue State 1986» nutzt diese historische Gemengelage nicht als bloße Kulisse, sondern als psychologisches Fundament: Die Serie stellt die Frage, wie individuelle Verzweiflung, gesellschaftliche Radikalisierung und psychische Instabilität ineinandergreifen können – und wo die Grenze zwischen persönlicher Verantwortung und sozialer Prägung verläuft. Netflix beschreibt die Produktion als Untersuchung „der Ursprünge des Bösen“ und der „dünnen Linie zwischen Wahnsinn und Vernunft“.