Wenn Body Positivity auf Bodybuilding trifft: ZDF zeigt «Liebesbrief an Jenny»

Mit diesem Film präsentiert das ZDF am 30. November eine Herzkino-Premiere, die weit mehr ist als eine klassische Sonntagsromanze. Der Film erzählt die Begegnung einer lebensfrohen Hobbytänzerin und eines erfolgsgetriebenen Fitness-Influencers.

Mit «Liebesbrief an Jenny» zeigt das ZDF am 30. November einen «Herzkino»-Film, der Romantik, Humor und gesellschaftliche Relevanz verbindet. Im Mittelpunkt stehen zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Jenny, gespielt von Stefanie Reinsperger, ist eine Hobbytänzerin, die nach einem Unfall in der Reha neuen Mut schöpft und gelernt hat, sich mit all ihren Facetten anzunehmen. Dort begegnet sie Timo, verkörpert von Golo Euler, einem erfolgreichen Fitness-Influencer, der nach außen perfekt wirkt, innerlich aber mit sich selbst ringt. Der Film nutzt diesen Zusammenprall zweier Welten, um Themen wie Body Positivity, Selbstoptimierung und gesellschaftliche Schönheitsnormen zu verhandeln.

Euler beschreibt seine Figur als jemanden, der in einem einzigen Wertesystem gefangen ist, geprägt von körperlicher Perfektion und dem ständigen Druck der sozialen Medien. Erst die Begegnung mit Jenny erschüttert diese Welt. Ihr entspanntes Verhältnis zu ihrem Körper und ihr selbstbewusstes Auftreten wirken auf Timo wie ein Befreiungsschlag: ein „Donnerschlag“, wie Euler es formuliert. Die Chemie zwischen beiden trägt die Geschichte, was auch daran liegt, dass Reinsperger und Euler bei der Arbeit offenbar schnell eine intensive und vertrauensvolle Basis gefunden haben. Euler selbst nennt die Zusammenarbeit „herrlich, herausfordernd und lehrreich“.

Die Geschichte beginnt in der Reha, fernab von Glamour und Perfektionsdruck. Jenny kuriert ihren Tanzunfall aus, während Timo nach schweren Knieproblemen seine berufliche Zukunft auf dem Spiel stehen sieht. Der Ort zwingt beide Figuren dazu, ihre Masken abzulegen. Als Timo jedoch von seiner Managerin für einen Werbedeal aus der Klinik geholt wird, bricht der zarte Kontakt abrupt ab. Auch Jenny kehrt in ihren Alltag zurück, übernimmt jedoch eine Aufgabe, die ihr Leben verändert: Sie spricht im Rahmen eines Schulprojekts über Body Positivity – und konfrontiert dabei nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Geister ihrer eigenen Vergangenheit.

Doch Timo kann Jenny nicht vergessen. Trotz seines Images, trotz des Drucks seines beruflichen Umfelds und trotz der Urteile seiner Follower sucht er den Kontakt zu ihr. Die romantischen Momente, die sich daraus entwickeln, sind bewusst leise inszeniert und verzichten auf übermäßige Sentimentalität. Regisseurin Christina Adler und Kameramann Martin Langer erzählen die Liebesgeschichte mit großer Nähe, ohne die großen Themen des Films aus dem Blick zu verlieren. Im Mittelpunkt steht stets die Frage, wie man ein gutes, selbstbestimmtes Leben führen kann – fernab externer Erwartungen.

Auch Golo Euler bereitete sich intensiv auf die Rolle vor. Um den Fitness-Influencer glaubwürdig zu spielen, hat er, wie er sagt, „wie ein Bekloppter Liegestütze gemacht und Hühnchen gegessen“. Der Verzicht auf Alkohol wurde zu einer der nachhaltigsten Veränderungen. Die Influencer-Welt selbst ist ihm fremd, was ihm die nötige Distanz zur Figur gab. Für ihn sei Timo eine Figur, die erst lernen müsse, jenseits äußerer Ideale Wert zu finden – an sich selbst und an seiner Beziehung zu Jenny.

Der Film thematisiert aber nicht nur die beiden Liebenden. Er erzählt auch von sozialen Erwartungen, von weiblicher Selbstbehauptung und dem Mut, sich zu zeigen. Besonders eindrucksvoll ist die Geschichte um die Schülerin Polly, für die Jenny schnell zur Identifikationsfigur wird. Sie wird mit der Frage konfrontiert, ob eine Frau, die Body Positivity predigt, mit einem Influencer zusammen sein „darf“. Der Film nutzt solche Momente, um die Widersprüche unserer Zeit sichtbar zu machen. «Liebesbrief an Jenny» bleibt trotz seiner Ernsthaftigkeit ein klassisches Herzkino-Erlebnis: warmherzig, humorvoll und emotional, ohne ins Kitschige zu fallen.

«Liebesbriefe an Jenny» ist am Sonntag, den 30. November im ZDF zu sehen.
28.11.2025 12:22 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/166488