Petra Auer: ‚Humor ist mein Schlüssel zum Leben‘
Mit „Himmel, nochmal“ bringt Schauspielerin und Hospizhelferin Petra Auer ein ungewöhnliches Herzensprojekt auf die Bühne: ein Live-Hörspiel, das intime Erfahrungen aus der Sterbebegleitung mit Humor, Fantasie und großer Menschlichkeit verbindet.
Frau Auer, mit „Himmel, nochmal“ bringen Sie Ihr Herzensprojekt auf die Bühne. Wie ist die Idee entstanden, Ihre Erfahrungen als Hospizhelferin in ein Live-Hörspiel zu verwandeln?
Nachdem ich mit meinen Büchern „SterbeMund“ und „Lizenz zum Händchenhalten“ sehr erfolgreich auf Lesereise bin, kommt immer wieder die Nachfrage, ob ich denn ein drittes Buch schreibe und damit auf Tour gehen werde. Ich wollte aber meinem Publikum eine neue Seite meiner Hospizarbeit und meiner Sicht auf das Leben bieten und habe mich deshalb entschieden, zunächst kein drittes Buch zu schreiben, sondern die Eindrücke neu zu verpacken. Die Idee mit dem Live-Hörspiel ist auch deswegen entstanden, weil ich mehr als den Vortrag zeigen wollte. Ich nutze in „Himmel, nochmal“ meine Schauspielerfahrung und spiele, lese und entwickle damit eine neue Art besonderen Theaters.
Sie stehen nicht nur als Schauspielerin auf der Bühne, sondern verarbeiten darin auch Ihre Arbeit als Sterbebegleiterin. Wie schwierig war es, aus solch persönlichen Erlebnissen ein unterhaltsames Bühnenstück zu formen?
Das Leben schreibt die besten Geschichten ... Darum musste ich nicht weiter überlegen, denn in der Sterbebegleitung gibt’s fast nichts, was unmöglich ist. Und genau das habe ich aufgeschrieben und die wichtigsten Fragen in mein Hörspiel gepackt. Mein Publikum bekommt einen tiefen Einblick in die Seele meiner Protagonistin.
Der Tod ist ein Thema, das viele Menschen meiden. Warum war es Ihnen wichtig, genau dieses Tabu mit Humor und Leichtigkeit zu behandeln?
Um Mut zu machen. Sich dem Thema zu stellen. Denn selbst wenn wir so tun, als ob wir unsterblich wären, tja, das ist leider oder Gott sei Dank, nicht der Fall. Und am besten erreicht man die Menschen, meiner Meinung nach, mit Humor.
Im Stück muss Hospizhelferin Hannah an der Himmelspforte eine besondere Prüfung bestehen. Was reizte Sie daran, diese himmlische Rahmengeschichte zu erzählen?
Die täglichen Herausforderungen mit der Technik, die wir alle nur zu gut kennen. Mein Auditorium darf sich diebisch daran erfreuen, dass es auch anderen, in dem Fall, Hannah so geht. Auch haben viele Menschen ein Geheimnis, das sie nicht erzählen. Allerdings werden mir am Sterbebett oft diese Geheimnisse offenbart, um leichter Abschied nehmen zu können. Das Loslassen fällt dann leichter... So auch bei Hannah in „Himmel, nochmal“.
Sie arbeiten bei „Himmel, nochmal“ mit Musikkabarettistin Sonja Schroth als Geräuschemacherin zusammen. Wie entstand diese ungewöhnliche Kombination, und was macht sie für das Publikum besonders?
Ich fand die Kombination Text, Musik und Live-Geräusche immer schon spannend. Was liegt da näher, als diese Idee mit einer hochtalentierten Frau umzusetzen.
Sie sagen: „Je mehr wir über den Tod wissen, desto intensiver können wir leben.“ Welche Erkenntnis aus Ihrer Hospizarbeit hat Ihr eigenes Leben am meisten verändert?
Es ist tatsächlich nicht ein besonderes Ereignis, sondern die vielen unterschiedlichen Begegnungen in der Sterbebegleitung.
In Ihren Büchern „SterbeMund“ und „Lizenz zum Händchenhalten“ berichten Sie humorvoll aus dem Alltag einer Sterbebegleiterin. Wie hat sich das Publikum auf Ihren Lesungen bisher auf diese Mischung aus Lachen und Nachdenken eingelassen?
Ganz großartig! Es ist immer ein Fest mit meinen Texten mein Publikum zum Lachen oder zum Weinen zu bringen. Beides findet im Leben statt und beides wird von den Zuschauern gut angenommen. Viele kommen nach der Lesung zu mir und erzählen mir, dass es ihnen in der ein oder anderen Situation genauso gegangen ist. Viele erkennen sich wieder. Und alle bestätigen mir, dass es ein schöner Abend war mit viel Inspiration, Tipps und gutem Gefühl.
Sie engagieren sich seit 15 Jahren ehrenamtlich in der Hospizarbeit und leiten mittlerweile selbst Einsätze. Was sind die häufigsten Fragen oder Ängste, mit denen Menschen an Sie herantreten?
Was passiert am Ende? Muss ich leiden? Wie spricht man mit Schwerstkranken? Wie geht man auf Trauernde zu? Wie kann ich vorsorgen? Was sollte ich bei der Vorsorgeplanung beachten?
Sie und Ihr Mann, Schauspieler Winfried Frey, sind seit über 30 Jahren verheiratet. Wie sehr unterstützt er Sie bei diesem neuen Projekt – auch emotional?
Mein Mann hat mich von Anfang an motiviert die Geschichte von Hannah auf die Bühne zu bringen. Im Hintergrund unterstützt er mich mit allem, was er zu Verfügung hat. Er war und ist von der Story total überzeugt und freut sich sehr, dass „Himmel, nochmal“ endlich das „Licht der Welt“ erblicken darf.
Zum Schluss: Was wünschen Sie sich, dass das Publikum nach der Premiere von „Himmel, nochmal“ mit nach Hause nimmt – ein Lachen, ein Nachdenken oder vielleicht sogar ein Stück Frieden mit dem Thema Tod?
Vor allem einen guten Abend, der noch lange in Erinnerung bleibt. Ich finde einen Theaterabend immer gelungen, wenn er berührt, zum Lachen anregt und vielleicht der Besucher den ein oder anderen Satz in sein Leben mit einbaut. Ich bin mir sicher, bei „Himmel, nochmal“ passiert genau das und darauf freue ich mich jetzt schon sehr.
Vielen Dank für Ihre Zeit!