«Der Bremerhaven-Krimi» mäandriert zwischen Moral und Krimihandlung. Nicht immer findet er sein Gleichgewicht.
Stab
Darsteller: Elena Uhlig, Cynthia Micas, Bernd Hölscher, Lukas Zumbrock, Nina Kronjäger, Filip Peeters
Musik: Johannes Kobilke und Philipp Kobilke
Kamera: Hannes Hubach
Drehbuch: Nils-Morten Osburg
Regie: Nicolai RohdeBremerhaven, dieser spröde Außenposten an der deutschen Nordseeküste, ist kein Ort, der sich auf den ersten Blick für dramatische Zuspitzungen aufdrängt. Zu flach die Landschaft, zu nüchtern die Farben, zu sachlich das Leben. Und doch entfaltet gerade diese kühle Topografie eine eigentümliche Spannung, wenn sie im neuen ARD-Fernsehfilm «Der Bremerhaven-Krimi – Geschäft mit dem Tod» von Regisseur Nicolai Rohde zur Bühne eines moralischen Dramas wird, das sich zwischen Zollvorschriften, Containerschiffen und dunklen Geschäften abspielt.
Das Containerschiff Hundred Waves soll mit gefährlicher Fracht den Hafen ansteuern – ein klassisches, fast altmodisches Krimimotiv: der Ermittlungsdruck, das drohende Weggleiten einer Wahrheit, die sich nicht greifen lässt. Als das Schiff schließlich festmacht, finden Katta Strüwer (Elena Uhlig) und ihr Team – Lisa Cunningham (Cynthia Micas), Gero von Bernbeck (Bernd Hölscher) und Sven-Erik Dröse (Lukas Zumbrock) – keine Beweise. Doch das spurlose Verschwinden eines Seemanns entfacht ihren Verdacht.
Was folgt, ist ein Geflecht aus Lügen, Loyalitäten und latentem Misstrauen. Das Drehbuch von Nils-Morten Osburg versucht, einen Balanceakt zwischen klassischer Ermittlungsdramaturgie und gesellschaftlicher Relevanz zu vollführen. Schmuggel, Rüstungsindustrie, moralische Verantwortung – das sind gewichtige Themen, die den Film über die gängigen Genremuster erheben könnten. Doch der Text bleibt in der Anlage zu vorsichtig, fast schulmeisterlich. Die Motive werden benannt, nicht entfaltet.
Dabei sind die Figuren stark besetzt. Elena Uhlig verleiht Katta Strüwer jene bodenständige Empathie, die man von ihr kennt – eine Frau, die zwischen Pflichtgefühl und Intuition pendelt, aber nie die Bodenhaftung verliert. Cynthia Micas bringt als Lisa Cunningham eine frische Direktheit ins Team, die man gern stärker im Zentrum gesehen hätte. Filip Peeters wiederum gibt dem Reeder Gösta Berglund die schmierige Eleganz eines Mannes, der zu viel weiß und zu wenig glaubt. Nina Kronjäger als Astrid Töfting spielt ihre Geschäftsfrau mit kühler Berechnung – fast zu kontrolliert, um wirklich gefährlich zu wirken, aber gerade darin liegt ihr Reiz.
Die Kamera von Hannes Hubach ist das eigentliche Glanzstück dieser Produktion. Sie findet Schönheit in der Kälte, Struktur im Chaos, Bedeutung in der Leere. Bremerhaven wird hier nicht zur Postkartenkulisse, sondern zu einem Spiegel der Figuren: ein Ort des Übergangs, des Kommens und Gehens, der nichts festhält und alles verschluckt.

Musikalisch unterlegen Johannes und Philipp Kobilke den Film mit verhältnismäßig zurückhaltenden Klängen, die das Geschehen eher umkreisen als kommentieren. So entsteht eine fast dokumentarische Kühle, die dem Krimi gut steht – wenn man Geduld mitbringt. Und doch bleibt der Film, bei aller formalen Solidität, in der Dramaturgie seltsam träge. Zu oft verliert sich die Inszenierung in erklärenden Dialogen, zu selten wagt sie den Sprung ins Ungewisse. Das moralische Gewicht, das sie zu tragen vorgibt, lastet am Ende schwerer als die Geschichte selbst. So ist «Der Bremerhaven-Krimi – Geschäft mit dem Tod» ein Film, der mehr können will, als er darf. Er ist handwerklich sauber, atmosphärisch dicht, aber erzählerisch gebremst – ein Fernsehkrimi, der zwischen Ambition und Routine schwankt.
Der Film «Der Bremerhaven-Krimi – Geschäft mit dem Tod» wird am Donnerstag, den 13. November um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.