«Landman»: Leider nur ein XXL-Spielfilm?

Billy Bob Thornton muss für eine mittelgroße Ölfirma die Geschäfte im Westen von Texas am Leben erhalten. Die Geschichte ist spannend, könnte aber zügiger erzählt werden.

Mit «Landman» hat Taylor Sheridan zusammen mit Christian Wallace ein weiteren New Western geschaffen. Hier reiten allerdings keine Kopfgeldjäger durch die Steppe, sondern Tommy Norris (Billy Bob Thornton) arbeitet daran, die Attraktivität des Unternehmens M-Tex zu wahren. Dafür delegiert er ein Team aus Arbeitern, die Bohrtürme hegt und pflegt. Man muss Autor Sheridan lassen, dass er seinem Schreibstil die Zuschauer in die Welt des Öls hereinbringt. So sind es immer wieder kleine Nebeninformationen in der zehnteiligen Handlung, die Fragen beantwortet. Beispielsweise der Unterschied zwischen Öltürmen und Förderanlagen oder warum diese Gase aus dem Inneren beim Befördern verbrennen.

„Ich muss mal aufs Klo“, sagt Tommy Norris in der ersten Szene der Serie, in der er gefesselt auf einem Stuhl sitzt. Er liefert sich ein Wortgefecht mit einem Leiter eines Drogenkartells. Er meint, ihm und seinem Unternehmen gehöre das Land. Der Drogenboss meint, ihm gehöre das Land, worauf Norris erwidert, dass den Mexikanern die Oberfläche gehöre, aber das Innere der Ölfirmen. Hauptakteur Norris wird freigelassen und kehrt in die Stadt im Westen Texas zurück. Norris ist ein Antiheld, trinkt alkoholfreies Bier, da er Alkoholiker ist, und raucht jede Menge Zigaretten.

Sechs Monate später kommt es zu einem Crash: Ein Flugzeug landet auf einer Privatstraße, ehe ein Truck in dieses hineinrast. Das Kartell möchte den finanziellen Schaden beglichen haben, sonst werde man Norris und seinem Team mächtig „auf die Nerven“ gehen. Doch dieser Streitpunkt gerät zunächst aus den Augen, weil der Hauptplot vorwiegend viel Zeit mit Norris Sohn Cooper (Jacon Lofland) verschlingt. Dieser kommt direkt von der Universität und möchte als Arbeiter das Leben der Ölfirmen kennen lernen. Bereits am zweiten Arbeitstag kommt es zur Tragödie, schließlich explodiert bei einer Reparatur eine Pumpvorrichtung und alle – bis auf Cooper – werden vom Feuer getötet.

Cooper wiederrum besucht die Trauerfeier der mexikanischen Arbeiter. Dort stößt er auf die junge Witwe Ariana Medina (Paulina Chavez) und ihr Baby. Während der überwiegende Teil der Mexikaner Cooper verachtet, kann Cooper Ariana durch sein Leiden an der Schärfe des Essens belustigen. Der Plot, der angestoßen wird, ist klar: Ariana und Cooper verbringen viel Zeit miteinander und fangen eine Affäre an. Doch frühere Freunde der verstorbenen Arbeiter finden Coopers Auftreten gar nicht so lustig, weshalb sie ihm klar machen, dass er hier nichts zu suchen habe.

Unterdessen muss Tommy Norris mit der Anwältin Rebecca Falcone (Kayla Wallace) die Hinterbliebenen der Katastrophe entschädigen. Doch hier stößt M-Tex nach ersten Erfolgen allerdings zunächst auf Granit. Auch Cooper hat damit zu tun, weshalb sein Arbeitsplatz auch bereits nach den ersten Episoden schon wieder Geschichte ist. Scheinbar verfolgt Cooper ohnehin einen ganz anderen Plan, denn Falcone glaubt, Cooper habe zu diesem Unfall gehört. Kannten sich Cooper und Ariana bereits vor dem großen Knall und wollten den Ehemann zur Strecke bringen?

Ein weiteres Thema der Serie ist Tommy Norris Ex-Frau Angela Norris (Ali Larter), die mit ihrer Tochter Ainsley Norris (Michelle Randolph) zu Besuch kommt. Schnell verlieben sich die beiden wieder ineinander, jedoch kommt es auch hier zu Problemen in der Beziehung. Ainsley darf sich in einem hübschen Football-Spieler von der Highschool verlieben und entgegen allen Erwartungen läuft es sogar gut. Jedoch nimmt das Mutter-Tochter-Gespann viel zu viel Sendezeit ein, es folgen lange Ausflüge in Fitnessstudios oder in der zweiten Hälfte der ersten Staffel auch die Unterhaltung von Rentnern. Es ist einfach zu viel des Guten, dass die Handlung um Tommy Norris und seine Probleme überhaupt nicht voranschreitet.

Das ist auch das grundsätzliche Problem an «Landman»: Die Serie verzettelt sich zunehmend in irrelevanten Storys. Produzent Taylor Sheridan hat alle Episoden selbst geschrieben, er sagte kürzlich auch, dass er pro Episode meist nur einen Tag brauchte. Allerdings ist bei der neuen Paramount+-Serie nicht alles Gold, was glänzt. Man kann die Serie zunächst zwar gut wegbingen, allerdings fällt nach einigen Episoden eben doch auf, dass die Handlung überhaupt keine Fahrt aufnimmt.



Mit Jon Hamm und Demi Moore hat man zusätzlich zwei hochkarätige Schauspieler engagiert, die allerdings nur von der Seitenlinie aus spielen. Moore selbst ist nur in wenigen Szenen zu sehen, Hamm interagiert vor der Kamera mit dem übrigen Cast. In der letzten Episode stößt Andy Garcia zum Cast hinzu, sein Kurzauftritt sitzt. Jedoch hat Sheridan eigentlich die erste Staffel nach acht von zehn Episoden inhaltlich beendet und mit den verbleibenden zwei Geschichten eine neue Handlung eröffnet. Das ist schlicht nervig, wenn der Konsument nun mindestens ein Jahr auf eine neue Staffel warten muss. Vermutlich hätte «Landman» als straffer Spielfilm einen Preis gewinnen können, als ausufernde Serie wird das Format allerdings kein nächstes «House of Cards».

«Landman» ist bei Paramount+ abrufbar. Die zweite Staffel startet am 16. November 2025.
14.11.2025 12:44 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/166087