Berent Zint über «Stabil»: ‚Glück sind die kleinen Momente‘
Mit seiner ersten großen TV-Rolle überzeugt Nachwuchstalent Berent Zint als „Fresse“ in der intensiven ARD-Serie «Stabil». Der junge Schauspieler verkörpert einen Jugendlichen, der nach außen laut und stark wirkt, innerlich aber nach Halt sucht.
Beren, du spielst in «Stabil» den Jugendlichen „Fresse“. Wie würdest du diese Figur in wenigen Worten beschreiben – und was hat dich an ihr besonders fasziniert?
Ich würde „Fresse“ als jemanden beschreiben, der nach außen total hart wirkt, aber innerlich viel mehr fühlt, als er zeigt. Er hat seine eigene Art, mit Dingen klarzukommen – manchmal laut, manchmal stur –, aber eigentlich will er einfach dazugehören und loyal sein. Faszinierend fand ich an ihm, dass hinter dieser krassen Fassade so viel Realness steckt. Er zeigt, dass Stärke nicht heißt, keine Gefühle zu haben, sondern trotz allem weiterzumachen.
„Fresse“ ist impulsiv, verletzlich und sucht gleichzeitig Halt. Wie hast du dich auf diese emotional komplexe Rolle vorbereitet?
Wir hatten echt intensive Proben und viele Gespräche über die Rollen. Dabei habe ich „Fresse“ immer besser verstanden – warum er so laut ist und gleichzeitig so viel fühlt. Wir sollten jedem Charakter ein Tier zuordnen, und bei mir war’s der Chihuahua: klein, laut, wirkt aggressiv, aber eigentlich super sensibel und sucht nur Halt. Das hat mir total geholfen, ihn zu greifen.
Die Serie spielt in einer Jugendpsychiatrie – einem sensiblen, oft tabuisierten Ort. Welche Verantwortung spürt man als Schauspieler, wenn man ein solches Thema darstellt?
Man spürt auf jeden Fall Verantwortung – schließlich geht’s um echte Erfahrungen. Ich wollte die Rolle ehrlich spielen, ohne Klischees. Damit sich Menschen, die so etwas erlebt haben, gesehen fühlen.
«Stabil» zeigt nicht nur die dunklen Seiten psychischer Krisen, sondern auch Freundschaft, Nähe und Zusammenhalt. Welche Szenen waren für dich besonders bewegend?
Es gab echt ein paar Szenen, die mich richtig berührt haben. Vor allem eine in der letzten Folge ist mir voll im Kopf geblieben, weil sie zeigt, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind. Ich will aber nicht zu viel verraten. Die Szene hat mir echt nochmal richtig bewusst gemacht, wie stark schwere Zeiten zusammenschweißen.
Viele der Figuren kämpfen mit sich selbst, aber auch miteinander. Wie hast du das Zusammenspiel im jungen Ensemble erlebt – vor und hinter der Kamera?
Das Zusammenspiel mit den anderen hat mir richtig gut gefallen. Vor der Kamera hat man gespürt, dass wir uns aufeinander verlassen können und echt zusammenarbeiten. Aber auch hinter der Kamera war die Stimmung superentspannt und familiär. Wir haben viel gelacht, uns gegenseitig unterstützt, und dadurch ist eine richtig gute Atmosphäre entstanden.
Du hast gesagt, die Serie zeigt „kritische Themen, mit denen sich viele identifizieren können“. Welche Botschaft wünschst du dir, dass das Publikum aus «Stabil» mitnimmt?
Ich wünsche mir, dass die Leute sehen, dass psychische Probleme jeden treffen können und es völlig okay ist, sich Hilfe zu holen. Die Serie zeigt, dass man damit nicht allein ist. Und dass es immer einen Weg rausgeben kann – auch wenn’s manchmal dauert.
Der Dreh fand unter der Leitung zweier Regisseurinnen statt, Teresa Fritzi Hoerl und Sinje Köhler. Wie war die Zusammenarbeit mit ihnen, gerade bei so intensiven Szenen?
Die Zusammenarbeit hat mir sehr gut gefallen. Beide hatten ganz unterschiedliche Arten, mir zu sagen, was für ein Gefühl oder welche Körperanspannung sie jetzt haben wollen, um von meinem Spiel das zu bekommen, was sie wollten. Alles in allem habe ich mich bei beiden sehr wohlgefühlt und bin sehr froh, dass ich die beiden als Regisseurinnen bei meiner ersten Rolle hatte.
«Stabil» spricht offen über mentale Gesundheit, Einsamkeit und den Druck, funktionieren zu müssen. Hast du das Gefühl, dass sich im Umgang mit solchen Themen bei jungen Menschen etwas verändert?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, dass junge Menschen heute viel offener über mentale Gesundheit sprechen als noch vor ein paar Jahren. Themen wie Depression, Angst oder Überforderung sind kein komplettes Tabu mehr – zumindest untereinander. Aber trotzdem spürt man noch diesen Druck, immer funktionieren zu müssen. Genau da kommt «Stabil» und zeigt, dass es okay ist, mal nicht okay zu sein!
Du hast selbst gesagt, dass viele Kinder und Jugendliche echte, vertrauensvolle Beziehungen vermissen. Was hat dir persönlich geholfen, stabile Freundschaften oder Bindungen aufzubauen?
Ganz ehrlich, bei mir war’s vor allem, dass ich immer echt geblieben bin. Drei meiner Jungs kenn ich schon, seit ich denken kann – wir haben uns nie verstellt, egal was war. Später am Skateplatz an der Warschauer Straße habe ich dann viele neue Leute kennengelernt. Mit denen habe ich dann richtig krasse Sachen erlebt – gute wie schlechte. Das hat mega zusammengeschweißt. Ich glaub, sowas baut man nicht von heute auf morgen auf. Man muss einfach Zeit miteinander verbringen, ehrlich sein und füreinander da sein – dann kommen stabile Freundschaften ganz von selbst. Heute bin ich sehr glücklich, die alle zu meinen Besten zählen zu können, und freue mich auf die ganzen krassen Erlebnisse, die wir noch vor uns haben.
In der Serie geht es auch um das Thema „Glück“ – wie definierst du das für dich ganz persönlich?
Für mich ist Glück gar nix Riesiges oder Perfektes. Glück sind die kleinen Momente – wenn ich mit meinen Freunden und meiner Familie bei uns im Kiez bin, wir lachen, Musik läuft und keiner Stress hat. Oder wenn ich merke, dass die Menschen um mich rum echt sind und ich einfach so sein kann, wie ich bin. Solche Augenblicke, wo man kurz alles vergisst und einfach nur lebt – das ist für mich echtes Glück.
Wenn du an die Dreharbeiten zurückdenkst – was bleibt dir am stärksten im Gedächtnis, und was hast du vielleicht auch über dich selbst gelernt?
Wenn ich zurückdenke, fällt mir vor allem das Zusammenwohnen mit meinen Schauspielkollegen ein. Wir haben alle im gleichen Haus gewohnt und nach den Drehs viel Zeit zusammen im Garten verbracht, gechillt, Karten gespielt und über die Serie geredet. Das hat uns echt zusammengeschweißt – dadurch sind echte Freundschaften entstanden, die auch heute noch in meinem Leben eine Rolle spielen. Zusätzlich habe ich gemerkt, dass ich mit dem Stress am Set viel besser umgehen kann, als ich dachte. Anfangs war ich schon nervös und unsicher, aber sobald ich gemerkt habe, wie konzentriert und professionell alle um mich rum waren, hat mich das sehr inspiriert, alles zu geben und mir keinen Stress zu machen.
Vielen Dank für deine Zeit!
«Stabil» startete am Freitag, den 14. November 2025, in der ARD Mediathek. Die Serie läuft am Samstagabend ab 20.15 Uhr bei One.