Max Fischnaller: ‚Ich ermittle ausschließlich mit dem Gehirn‘

Mit Charme, Neugier und einem Hang zum Chaos bringt Max Fischnaller frischen Wind ins Team der «SOKO Wien». Als neuer Kriminaltechniker Julius Rubatsch – von den Kollegen schlicht „Jay“ genannt – sorgt er für Tempo, Witz und analytischen Scharfsinn.

Sie spielen den Kriminaltechniker Julius Rubatsch bei «SOKO Wien». Was hat Sie an dieser Rolle besonders gereizt?
Ich habe immer schon einen Faible für die Rolle des „verrückten Professoren“ gehabt. Doc Brown aus «Zurück in die Zukunft» war eines meiner ersten Filmvorbilder und ich wollte als Kind dann Erfinder werden. Es macht mir Spaß, diesen etwas verschrobenen, verkopften und gleichzeitig herzlich-sympathischen Forensiker zu spielen. Außerdem erspare ich mir in dieser Funktion die ganze anstrengende Action und Rennerei der Cops und kann mich voll und ganz auf die Lösung des Falls konzentrieren. Wie Null Null Schneider so schön sagt: „Ich brauche keine Waffe; ich ermittle ausschließlich mit dem Gehirn.“

Wie haben Sie sich auf die sehr technische und detailorientierte Arbeit eines Kriminaltechnikers vorbereitet? Gab es fachliche Beratung oder praktische Übungen?
Ja, das hat mich natürlich schon zum Grübeln gebracht. Das ist ein fächerübergreifender Arbeitsbereich mit Wissen in Chemie, Biologie, Mathematik und Technik (alles Andere als meine schulischen Parade-Fächer). Aber es gibt so ein paar nette kleine Ratgeber, die ich mir besorgt habe. Die Krimi-Reihe «Chemie des Todes» von Simon Beckett, in der es um einen forensischen Anthropologen geht, habe ich auch verschlungen und sonst habe ich einige Serien geschaut. Spencer Reid von «Criminal Minds» war eine kleine Vorlage für meinen Charakter oder Cumberbatchs «Sherlock»; aber es fließt auch viel aus meiner Biographie mit rein. Zusätzlich hatte ich das Glück, einen echten Forensiker treffen zu dürfen, welcher mir für einen Vormittag seinen Arbeitsplatz und einen kleinen Teil seines Arbeitsalltags gezeigt hat.

Was zeichnet Julius Rubatsch im Team der «SOKO» aus – worin liegt seine besondere Stärke?
Jay - wie ihn seine Kollegen später nennen - sorgt für etwas frischen Wind im eingespielten Team und stellt die gewohnten Arbeitsweisen etwas auf den Kopf. Er ist sehr experimentierfreudig und breitet sich mit diversen Moos-Proben oder einer eigenen Kaffeeröster in der KTU aus. Er ist sozial hin und wieder etwas daneben, unterbricht seine Kollegen gerne oder schweift zu sehr aus; das bietet natürlich Spielmaterial für uns Akteure. Dennoch: Julius ist irre emsig und will sein Können unter Beweis stellen. Er möchte sich behaupten und die Fußstapfen, die sein Vorgänger Wohlfahrt hinterlässt, füllen.

Die Rolle bewegt sich häufig zwischen Tatort, Labor und Einsatzbesprechung. Welche dieser Facetten macht Ihnen beim Spielen am meisten Spaß?
Das Labor ist eine schöne Spielwiese für mich; hier passieren immer wieder verrückte und unerwartete Sachen. Am Tatort ist’s natürlich toll, weil man als Schauspieler an ungewöhnliche, besondere Schauplätze beordert wird. Wie z.B. das stillgelegte Atomkraftwerk in Zwentendorf, die labyrinth-artigen Weinkeller in Retz, oder dass ich sogar letztens mal mit einem Rettungswagen fahren durfte. Sowas macht den Job schön abwechslungsreich. Es ist eine harte Entscheidung, aber ich würde dem Tatort den Vorrang geben.

Gerade in einem langlaufenden Format wie «SOKO Wien» ist Teamdynamik entscheidend – wie war die Zusammenarbeit mit den etablierten Darstellern?
Da muss ich nicht lange überlegen: Absolut großartig. Ich bin von Haus aus manchmal ein bisschen schüchterner, vorsichtiger Typ und taste mich gerne langsam an so Sachen ran. Außerdem war und bin ich extrem dankbar und froh über diesen tollen Job. Die Zusage nach dem Casting kam für mich in einer Zeit, in der es mir beruflich nicht allzu gut ging. Ich liebe unsere Ladies Klebow, Happel und Kren genauso wie die Herren Gruber und Kiendl. Wir können gut miteinander, scherzen viel und teilen tolle Anekdoten aus Beruf und Leben.

Wie würden Sie das Verhältnis von Julius Rubatsch zu den anderen Teammitgliedern beschreiben – bringt er neue Impulse oder sorgt eher für analytische Ruhe?
Ich glaube, ersteres. Julius verhält sich manchmal wie ein junger Welpe auf der Wache und will von allen Seiten gelobt werden und Aufmerksamkeit bekommen. Da müssen ihn die Kollegen öfters Einbremsen und vom Ausschweifen abhalten. Dr. Beck muss sich vor allem über seine Essensgewohnheiten aufregen, denn Jay ernährt sich gerne schnell und unaufwändig mit Astronautennahrung oder Power-Bars (da habe ich mich von einem Ex-WG-Mitbewohner inspirieren lassen). Für die Ruhe müssen dann eher Frau Oberst Wolf oder Dr. Beck sorgen.

Technik, Spurensicherung, forensische Beweise – das klingt nach Präzision. Fällt es Ihnen leicht, mit so viel Fachsprache und Methodik umzugehen?
Ja, ich liebe so etwas. Je komplizierter die Wörter, desto besser. Da steckt ein verloren gegangener Deutsch- oder Physiklehrer in mir. Es ist jedes Mal ein Genuss, in die Gesichter der verdutzten Cops zu blicken, wenn sie nur Bahnhof verstehen.

«SOKO Wien» lebt auch von der Verbindung aus Stadtbild und Donau – wie war es für Sie, in dieser besonderen Atmosphäre zu drehen?
Es gibt immer wieder was zu entdecken. Allein Wien bietet unzählige viele Ecken und Plätze, die ich in meinen 14 Jahren als „Zugeraster“ (also Zugezogener) noch nicht entdeckt habe. Es überrascht mich immer aufs Neue, wie vielseitig sich die Metropole zeigen kann. Dann bieten die Städtchen in der Umgebung auch tolle Schauplätze und in der Natur in Niederösterreich oder der Steiermark fühle ich mich als Bauernbub sowieso pudelwohl.

Haben Sie persönlich einen besonderen Bezug zu Krimis – als Zuschauer oder jetzt als Darsteller?
Ja, ich finde, die Affinität zu diesem Format wächst, wenn man sich selber mit so was beschäftigt (sei es als Buch, Film oder Hörspiel). Ich versuche mich von anderen Krimis inspirieren zu lassen und man vergleicht das eigene Produkt etwas mit den anderen.

Gibt es eine Szene oder einen Drehtag, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist – sei es wegen der technischen Herausforderung oder eines überraschenden Moments am Set?
Oh, da gibt es viele Dinge. Das Allererste, was ich gemacht habe, war meine neuen Schuhe ein bisschen einzulaufen, dass sie nicht zu neu ausschauen. Aber am lustigsten war, wie ich das erste Mal mit meinem SpuSi-Auto fahren durfte und Maria Happel, eine Schauspiel-Koryphäe, neben mir am Beifahrersitz saß. Ich hatte noch kein Gefühl für das Gefährt und wir wurden beim Angasen etwas hin- und hergeworfen. Das war mir schon peinlich. Aber Maria hat’s mit viel Humor genommen. Der Kameramann meinte nach dem Take schmunzelnd zu mir, er habe nicht genau gewusst, ob er mitschwenken oder aus dem Weg springen solle.

Vielen Dank in die spannenden Einblicke der Dreharbeiten!

«SOKO Wien» ist freitags um 18.00 Uhr im ZDF zu sehen. Die Episoden sind auch in der ZDFmediathek abrufbar.
10.11.2025 12:17 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/166082