Zweite Chance für «Le Daron»?

Der Fernsehsender TF1 hat das Anwaltsdrama trotz sinkender Quoten für neue Geschichten verlängert. Ende November muss die Serie nun beweisen, dass sie ihr Publikum zurückgewinnen kann.

Im Oktober und November 2024 strahlten der französische Sender TF1 und der belgische Rundfunk La Une die erste Staffel der Anwaltsserie «Le Daron» aus. Der Plot mischt Kanzlei-Geschichten mit einem durchgehenden familiären Konflikt: Nach dem Tod seines Bruders Jean-Michel, mit dem er eine Kanzlei betrieb, erfährt Vincent Daron, ein Anwalt aus Bordeaux, dass sein Bruder seine Anteile an die junge Juristin Pauline Lefranc vermacht hat – ausgerechnet eine Anwältin aus der konkurrierenden Kanzlei Leminski. In der Kanzlei Daron, in der Vincent mit seinen Kindern, den Zwillingen Esther und Grégory, zusammenarbeitet, sorgt dieses Vermächtnis für Aufsehen und Spannungen.

Die Serie von Manon Dillys und Anthony Maugendre startete am Montag, den 21. Oktober 2024, um 21.10 Uhr mit 3,83 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern ab vier Jahren. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei starken 18,2 Prozent. Die zweite Episode, die direkt im Anschluss gesendet wurde, kam auf 3,29 Millionen – der Marktanteil stieg dabei leicht auf 19,7 Prozent. Eine Woche später erreichten die Folgen drei und vier nur noch 3,07 beziehungsweise 2,41 Millionen Zuschauer, die Marktanteile sanken auf 14,9 und 16,0 Prozent.

Der freie Fall konnte jedoch gestoppt werden: Die letzten beiden Episoden erzielten 2,86 und 2,50 Millionen Zuschauer, die Marktanteile lagen mit 14,0 und 15,8 Prozent auf solidem Niveau. Im Durchschnitt verfehlte die Serie die Drei-Millionen-Marke knapp und kam auf 2,99 Millionen Zuschauer bei 16,4 Prozent Marktanteil. Stärkster Gegner im Programmumfeld war die 19. Staffel von «Bauer sucht Frau» («L’amour est dans le pré») mit Karine Le Marchand auf M6. Die RTL-Tochter erreichte zeitgleich 4,12, 4,12 und 3,89 Millionen Zuschauer sowie Marktanteile zwischen 18,9 und 19,8 Prozent – Werte, gegen die TF1 mit «Le Daron» das Nachsehen hatte.

In Belgien sahen rund 0,28, 0,26 und 0,27 Millionen Menschen die drei Doppelfolgen. Trotzdem entschied sich TF1 für eine Fortsetzung. Die zweite Staffel startet am 20. November 2025, diesmal am Donnerstagabend – ein strategischer Wechsel auf einen Sendeplatz, der in Frankreich traditionell stabilere Serienreichweiten ermöglicht. Inhaltlich muss Vincent Daron in den neuen Episoden ohne seine Kinder Greg und Esther auskommen, die die Kanzlei verlassen haben – eine Prämisse, die für neue Dynamik sorgt.

Wie schwierig es wird, sich in der TF1-Fiction-Landschaft durchzusetzen, zeigen aktuelle Vergleichsformate. Weitaus erfolgreicher war etwa die Serie <, die TF1 ab dem 11. November 2024 ausstrahlte. Der Auftakt erzielte 5,12 Millionen Zuschauer und 23,6 Prozent Marktanteil, die zweite Folge des Abends lag mit 4,01 Millionen sogar bei 25,3 Prozent. Im Durchschnitt kam die Serie auf 4,02 Millionen Zuschauer und 21,3 Prozent Marktanteil – ein klarer Hit.

Auch die Handlung von «Cat’s Eyes» traf den Nerv des Publikums: Im Paris des Jahres 2024 entdeckt Tamara Chamade in einem Ausstellungskatalog ein Kunstwerk, das einst ihrem Vater gehörte und seit einem Brandanschlag als verschollen galt. Gemeinsam mit ihrer Schwester beschließt sie, das Gemälde zu stehlen – und gerät dabei ins Visier der Polizei. Das dichte Storytelling, die elegante Optik und der Retro-Charme machten die Serie zum Quotenmagneten.

Der Donnerstag, auf den «Le Daron» nun wechselt, ist für TF1 ein bewährter Seriensendeplatz. Hier liefen in den vergangenen Jahren die ersten beiden Staffeln von «Mademoiselle Holmes», einer modernen Sherlock-Holmes-Variante. Die erste Staffel sahen 4,03 Millionen Zuschauer, die zweite kam auf 3,40 Millionen – solide Werte, die zeigen, dass französische Zuschauer Serien an diesem Abend treu bleiben.

Für «Le Daron» gibt es also noch Luft nach oben. Die inhaltliche Basis ist vorhanden, die Hauptdarsteller Didier Bourdon und Mélanie Bernier sind beim Publikum beliebt, und die Figurenkonstellation verspricht Konfliktpotenzial. Entscheidend wird sein, ob TF1 es schafft, das Anwaltsdrama als zusammenhängende Familiensaga zu vermarkten – und ob die Serie es schafft, in einem anspruchsvollen Fiction-Umfeld wieder auf über drei Millionen Zuschauer zu klettern.
06.11.2025 12:47 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/165905