Die «Schattenseite» der Zweitverwertung

Mit «Schattenseite» bekommt die ARD Mediathek eine weitere an junge Menschen adressierte Serie - sogar die Bühne im Ersten erhält die Produktion. Alle sechs Folgen - fast am Stück - von 21:45 Uhr bis 02:45 Uhr.

Es bleibt gewissermaßen ein Tanz auf dem Drahtseil - das Erste zeigt am Beispiel «Schattenseite» abermals, wie viel man von neuen, jungen Produktionen hält. Doch zunächst zur Serie: "Es handelt sich um einen Coming‑of‑Age‑Thriller mit Mystery‑Elementen, der insbesondere ein junges Publikum adressiert", schreibt Wikipedia. "Der wilde Genre-Mix aus Young-Adult-Drama und Thriller erzählt davon, was für einen Druck Cybermobbing in der jüngeren Generation auslöst", titelte das Filmfest München. Für den regulären «Tatort»-Sonntag, der gestern mit 8,62 Millionen Zuschauern für den Fall «Letzte Ernte» exzellent lief, ist "Coming-of-Age-Thriller" und "Young-Adult-Drama" zweifelsfrei ein gehöriger Sprung von 20:15 Uhr auf 21:45 Uhr. Bereits vor einigen Tagen schrieb die FAZ, die "Serie ist zum Bingen gedacht", und das Erste sollte sich daran halten. Alle sechs Teile liefert der Sender am Stück ab, zumindest fast, mit allen Vor- und Nachteilen.

Im direkten Anschluss an den «Tatort» verweilen noch 1,94 Millionen Zuschauer bei «Schattenseiten: Dienstag» - die Quote schmälert sich damit direkt rapide auf 9,2 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen muss man sich im Ersten mit 0,35 Millionen Zuschauern zufriedengeben, hier lag die Quote bei 7,4 Prozent. Ab 22:30 Uhr holt «Mittwoch» noch 0,84 Millionen Zuschauer insgesamt, die junge Zuschauergruppe reduziert sich weiter auf 4,5 Prozent. Wie die FAZ schreibt, das Erste "binged" sich durch das neue Format - zumindest durch die ersten beiden Folgen. Dann dürfen die «Tagestehmen» ab 23:10 Uhr auf Sendung gehen, die Reichweiten zeigen hierfür 0,73 und 0,14 Millionen an. Den interessierten «Schattenseiten»-Zuschauer dürfte man damit wohl verloren haben, die «Tagesthemen» kommen aber auch nicht richtig in Fahrt. Dann darf «ttt - titel thesen temperamente» seinen Sendeplatz auf keinen Fall verlieren. Es geht um «Künstler und Intellektuelle im Visier des Kreml und des belarussischen KGB», das verfolgen 0,55 Millionen Zuschauer und 0,08 Millionen Jüngere. Beide Formate laufen für die eigenen Verhältnisse miserabel schlecht, klar, im Vorfeld wurde eine gänzlich andere Zuschauergruppe angesprochen.

Ab 0 Uhr gehört die Bühne dann doch wieder «Schattenseite», vier Folgen komplettieren die Serie in knapp drei Stunden. Wenig überraschend ist das Interesse mit 0,23 Millionen Zuschauern und 0,03 Millionen jungen Fernsehenden bereits ab Mitternacht deutlich gebrochen. Die Quoten zeigen noch 3,7 und 2,6 Prozent. Insgesamt holen die drei weiteren Episoden 0,13, 0,11 und 0,07 Millionen Zuschauer ab, die junge Zuschauerschaft kann mit noch 0,01, 0,02 und 0,01 Millionen verbucht werden. So ganz konnte sich das Erste also auf einen Abend "Binge-Watching" nicht einlassen, was bei den Zahlen der ersten beiden Ausgaben schlichtweg schade ist - die «Tagesthemen» und «ttt» floppen zwischen der jungen Serie - und wenn die blaue Eins dann doch durch "durchziehen" will, ist die Luft bereits raus.
27.10.2025 09:28 Uhr  •  Felix Maier Kurz-URL: qmde.de/165804