Die Drohnen-Thematik und wohl nicht zuletzt die direkte Konfrontation mit Pufpaff scheinen dem Entertainer merklich Auftrieb verliehen zu haben, meint Mario Thunert.

Nein, wirklich glamourös gestartet war
«Die Stefan Raab Show» nicht in ihren regulären Turnus. Sowohl von den Quoten, als auch vom Inhaltlichen her, war neben vereinzelten Lachern viel Durchschnitt dabei. Einen vorläufigen Tiefpunkt markierte zwischenzeitlich die Türkei-Ausgabe, welche nicht nur mit unangenehmen und klischeehaften ethnischen Fremdzuschreibungen aufwartete, sondern verdienter Weise auch mit grottenschlechten Zuschauerzahlen von nur noch extrem verringerten 6,8 Prozent am Zielgruppen-Markt. Doch glücklicherweise tauchte ein Silberstreif am Horizont auf - der Himmel hatte ihn gerufen.
Der Fall war dies am Mittwoch, den 15. Oktober, mit der Show zum Thema Drohnen. Sicher nicht von ungefähr war es genau der Abend, an dem es erstmalig zur direkten Konfrontation mit Sebastian Pufpaff bei ProSieben kommen sollte, der zeitgleich eine Sonder-Variante von Raabs ehemaliger Marke «TV Total» präsentierte. Nicht nur bezüglich der Einschaltquoten hatte Raab in der Endabrechnung mit 10,4 zu 7,7 Prozent klar die Nase vorn, sondern auch von der dramaturgischen Performance, welche mitunter die gelungensten Momente seit dem Raab-Comeback aufweisen konnte.

Wohl auch das unmittelbare Kräftemessen mit seinem Nachfolger bei seinem ehemaligen Haussender schien König Lustig an jenem Tag spürbaren
Auftrieb verschafft zu haben - nicht nur bezüglich der Drohnen. Von Beginn an wirkte es so, als habe Raab für diesen Moment seine Körner mobilisiert, als habe ihn eine zusätzliche (Körper-) Spannung durchfahren, die sich fokussierter kanalisierte als zuletzt üblich. Los ging dies direkt am Anfang der vierten Ausgabe, zu dem sich der Host vom Fleck weg eine Verfolgungsjagd mit dem Drohnen-Piloten lieferte - inklusive dynamisch geschnittener Kamerabilder aus der Vogelperspektive. Da war Schwung drin, Spiel- und Bewegungsfreude, die sich im weiteren Verlauf halten konnte.
Raab hatte richtig Bock an diesem Abend - anzumerken war dies ebenfalls dem anschließenden Stand-Up. Nicht nur inhaltlich schöne Momente kristallisierten sich mit der ungewohnt selbstironischen Referenz auf Trumps "You understand that?“ („Verstehen Sie?“), Netanjahu als Bibi Blocksberg, gut getimten Kaufland-Anspielungen und herrlich gefakten Pärchenbildern mit Bärbel Bas heraus, sondern auch körpersprachlich wie rhetorisch überzeugende Passagen.
In merklich größerer Varianz spielte der Entertainer zu diesem Zeitpunkt mit seiner Stimme, was dazu führte, dass sie seltener monoton abfiel. Ganz im Gegenteil zog Raab auffällig häufig die Betonung hoch, was zuweilen mit der Anspannung seiner Stirn und Augenpartie korrespondierte. Darüber hinaus war ein ausgeprägteres Spiel und Gestikulieren mit seinen Händen zu beobachten, die er sinnbildlicher Weise zu einem verengenden Kreis formte, um den Fokus zu übertragen.

Dass der Moderator in jener Ausgabe auf Konzentration geschaltet war, zeigte sich nach einem recht soliden Marathon-Einspieler (mit sicher auch einigen austauschbaren Szenen) dann vor allem im absoluten Highlight [verstehen Sie?] der Folge – dem Drohnenflug hinter die Studiokulissen. Mit energetischer Pointiertheit und zunehmendem Flow kommentierte Raab die von oben gelieferten Perspektiven.
Sie führten zunächst über die Plantage – ähhh Werkstatt –, weiter Richtung Außenhof, bis durchs offene Fenster der Maske. Nicht nur der Umstand, dass das Fluggerät seine liebe Mühe hatte, den Stapel 100€-Scheine zu passieren, war hier besonders unterhaltsam, sondern auch diverse Schlager-Autogramme am Spiegel von Peter Maffay, Florian Silbereisen bis hin zu Helene Fischer. Toppen konnte das anspielungsreiche Szenario nur noch das vom Wind verwehte Andrea Berg-Autogramm, welches der Drohnen-Pilot letztendlich doch nicht mehr umdrehen durfte - reactionmäßige Interaktionen und Detailversessenheit, wie sie gern öfter durchkommen dürfen!

Ergänzt wurde die eingeleitete Thematik schließlich von einer Maz, in der Raab mit absurden Abwehrmethoden wie Pfeil und Bogen, Nerf-Gun, Paintballpistole, Hochdruckreiniger und Melonenschleuder (von Rheinmetall gebaut) dem Objekt der Gefährdung Herr zu werden versuchte. In ansteckendem Aktionismus, diebischer Destruktivität und kurzweiliger Spielfreude gelang es dem King of Kotelett nicht nur, das dreiste Miststück abzuschießen, sondern auch die Zuschauenden von der Schwere des ursprünglichen Zusammenhangs abzulenken.
Was bleibt nun am Ende jener rundum gelungenen Ausgabe der «Stefan Raab Show» festzuhalten? Auf jeden Fall, dass Raab zumindest punktuell noch abheben und bei den Fans landen kann und nicht alle seine Überflieger-Qualitäten verloren hat. Es scheint auf die Dichte der Abläufe, die passenden Anspielstationen, lebendige Zusammenhänge und nicht zuletzt die relevanten Anlässe anzukommen, mit denen er sich dann in überheblich süffisanter Weise anlegen kann.
Ob es als Konsequenz nicht sinnvoller wäre, sporadischer zu ausgewählten Zeitpunkten auf den Schirm zu kommen, mit wohl selektierterem Content in produktiverer Komprimiertheit, ist auch im
Podcast nachzuhören.