Buchclub: ‚Werkzeugkasten der Zukunft‘

Eine Sammlung an innovativen Ideen mit einem Haken. Ein neues Buch des Katapult-Verlages.

Das Buch aus dem Katapult-Verlag bietet einen praktischen Überblick über 150 Ideen für eine bessere Welt. Das Buch ist kompakt, gut gestaltet und regt zum Nachdenken an. Es versammelt Projekte, Erfindungen und Lösungen welche Weltweit entwickelt wurden, die zeigen, wie Veränderung möglich ist. Die Stärke von ‚Werkzeugkasten der Zukunft‘ liegt in seiner Vielfalt. Auf wenigen Seiten erfährt man von Mikrogrids, kreativen Sanitärlösungen, lokalen Recycling-Initiativen und ungewöhnlichen Technologien. Die knappen Texte und klaren Illustrationen machen das Buch zugänglich. Es ist geeignet für Menschen, die querlesen und immer wieder auf kleine, merkfähige Ideen stoßen wollen. Katapult zeigt Optimismus und wirkt dabei nicht veraltet oder zu optimistisch. Die vorgestellten Projekte verdeutlichen, dass Veränderung oft von unten und durch kleine Experimente kommt.

Ein Beispiel ist das Projekt „Biber-Bombing“. Dabei werden vermehrt Biber in Gewässern ausgesetzt, um die natürliche Population zu stärken. Da diese Dämme bauen und den Wasserfluss somit verlangsamen hilft diese Vorgehensweise Überschwemmungen zu verhindern und die Biodiversität zu steigern. Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung von essbaren Trinkpäckchen. Diese innovativen Verpackungen bestehen aus natürlichen Materialien und können nach dem Gebrauch verzehrt werden, wodurch Müll vermieden wird.

Die inhaltliche Diversität ist ebenfalls gelungen. Der Leser springt zwischen technischen Innovationen, sozialen Projekten und ungewöhnlichen Lösungsansätzen. Das Lesen bleibt immer unterhaltsam und regt die Vorstellungskraft an. Für Schulen, Initiativen oder als Geschenk für Menschen, die aktiv werden wollen, eignet sich der Band gut. In Workshops oder Brainstormings kann er als Grundlage für neue Ansätze dienen.

Das Format hat zugleich Grenzen: Die Beschränkung auf 150 kurze Einträge führt zu einer oberflächlichen Behandlung vieler Themen. Wesentliche Fragen zu Finanzierung, Skalierbarkeit, Nebenwirkungen und kulturellen Voraussetzungen werden oft nur angeschnitten oder fehlen. Der Eindruck entsteht, Lösungen seien universell anwendbar, obwohl Projekte stark von Umgebung sozialer und wirtschaftlicher Machbarkeit abhängen.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Auswahlkriterien. „Innovation“ ist ein breit gefächerter Begriff, und ohne klare Einordnung wirkt die Sammlung wie eine Ansammlung interessanter Beispiele und nicht wie systematische Lösungen. Strukturelle oder politische Fragen werden selten beantwortet. Das Buch setzt häufiger auf technische oder lokale Lösungen und weniger auf Strategien, die Bedingungen und Machtverhältnisse verändern. Wer politische Instrumente oder groß angelegte Transformationspfade sucht, findet im Band nur begrenzt Hilfe.

Stilistisch verbindet das Buch Magazinästhetik und Sachbuch. Illustrationen und Infografiken erleichtern das Verständnis und machen die Informationen leichter zugänglich. Das Lesetempo bleibt hoch, man blättert durch und bleibt an einzelnen Ideen hängen, notiert sich interessante Vorschläge und geht weiter. Die Lektüre ist kurzweilig und fragmentarisch zugleich. ‚Werkzeugkasten der Zukunft‘ ist kein Handbuch, keine wissenschaftliche Evaluierung und kein Manifest politischer Veränderung. Es ist ein Ideenkatalog, der Mut macht und Denkanstöße liefert. Als Türöffner für Projekte, als Geschenk oder als Ausgangspunkt für Diskussionen ist der Band empfehlenswert. Wer fundierte Umsetzungspläne, belastbare Analysen oder Strategien sucht, muss zusätzliche Quellen nutzen. Katapult liefert eine bunte Sammlung praktischer Anregungen, die nützlich, vergnüglich und wirksam beim Wecken von Neugier sind.
21.10.2025 12:16 Uhr  •  Ben Holländer Kurz-URL: qmde.de/165236