Der Mann von Grünen-Abgeordnete Luisa Neubauer macht seine Geschäfte mit Joko und Klaas. In der Sendung sind die ProSieben-Macher auffällig oft zu sehen.

Louis Klamroth hat eine neue Sendung.
«Press Play» heißt das Format, in dem er Clips aus aktuellen Fernsehsendungen anschaut und kommentiert. Ein Prinzip, das international längst gängig ist, in Deutschland aber durch das öffentlich-rechtliche Label einen besonderen Anstrich bekommt. Dass Klamroth in seiner Premierenfolge ausgerechnet auf «Wer stiehlt mir die Show?» eingeht, überrascht nicht – schließlich gilt das ProSieben-Format als eines der quotenstärksten und kreativsten der letzten Jahre. Was jedoch fehlt, ist ein entscheidender Hinweis: «Wer stiehlt mir die Show?» wird von Florida Entertainment produziert, jener Firma, die seit 2023 auch mehrheitlich an Klamroths Produktionsfirma K2H beteiligt ist. Mit anderen Worten: Klamroth schaut und kommentiert Inhalte seines eigenen Arbeitgebers, ohne das Publikum darüber zu informieren.
Damit sind wir mitten im Kernproblem. Transparenzhinweise gehören mittlerweile zum Standard seriöser Berichterstattung. Wenn Journalisten über Unternehmen berichten, zu denen sie geschäftliche Beziehungen haben, dann kennzeichnen sie das. Wenn ein Verlagstext über ein Partnerunternehmen erscheint, wird das als Anzeige oder Kooperation markiert. Doch bei Klamroths neuem Format fehlt ein solcher Hinweis komplett. Stattdessen entsteht beim Publikum der Eindruck, hier sei ein unabhängiger Blick auf die TV-Landschaft zu sehen. Genau das ist aber nicht der Fall.
Das ist kein Einzelfall. Schon bei früheren Projekten gab es ähnliche Konstellationen. So wurde beispielsweise in einer von Klamroth moderierten Wahlsendung auf Inhalte und Ausschnitte gesetzt, bei denen Florida Entertainment im Hintergrund beteiligt war, ohne dass dies offengelegt wurde. Die Strategie ist offensichtlich: Florida-Produkte werden prominent präsentiert und der Moderator, der geschäftlich in dieses Netzwerk eingebunden ist, behandelt diese Inhalte, als wären sie zufällig ausgewählt. Damals interviewte Klamroth sogar seinen Arbeitgeber Klaas Heufer-Umlauf.
Natürlich ließe sich argumentieren, dass es sich um zufällige Überschneidungen handelt. «Wer stiehlt mir die Show?» ist ein Format, über das ohnehin gesprochen wird – egal, ob bei «Press Play» oder in den Feuilletons. Doch es bleibt ein Unterschied, ob man als unabhängiger Beobachter oder als Geschäftspartner darüber spricht. Und dieser Unterschied wird für die Zuschauer unsichtbar gemacht.
Gerade die ARD, die Klamroth mit «Hart aber fair» ins große Polit-Talk-Genre gebracht hat, müsste hier eigentlich sensibel sein. Transparenzfragen gehören schließlich zum Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags. Wer als Moderator politische Debatten führen will, sollte erst recht ein Vorbild in Sachen Klarheit und Unabhängigkeit sein. Stattdessen entsteht der Eindruck, dass die Produktionspartnerschaften zwischen Florida Entertainment und K2H schlicht durchgewunken werden, ohne eine klare Trennung zwischen Redaktion und Geschäft zu ziehen.
Man könnte sagen: Willkommen im Florida-Kosmos. Joko & Klaas, «Wer stiehlt mir die Show?», «Joko & Klaas gegen ProSieben», «Late Night Berlin» – das Unternehmen hat über Jahre hinweg ein Imperium aufgebaut, das die deutsche TV-Landschaft prägt. Die Produktionsfirma ist kreativ erfolgreich und auch wirtschaftlich bestens aufgestellt. Und genau da liegt die Gefahr: Wenn Florida nun auch politische Formate, Talks und öffentlich-rechtliche Produktionen liefert, verschwimmen die Grenzen zwischen Unterhaltung, Information und PR.
Die Zuschauer ahnen davon nichts. Sie sehen Klamroth als unabhängigen Journalisten und Moderator, der aus eigener Neugier in Shows wie „Wer stiehlt mir die Show?“ reinschaut. Sie sehen nicht, dass im Hintergrund finanzielle Verbindungen bestehen. Und das ist gefährlich. Denn Glaubwürdigkeit ist das einzige Kapital eines journalistischen Moderators.
Was würde es Klamroth kosten, zu Beginn seiner Kommentare einen einfachen Satz einzublenden? „Hinweis: Diese Sendung wird von einer Produktionsfirma hergestellt, die auch an meiner Firma beteiligt ist.“ Das wäre ehrlich, transparent und für das Publikum leicht einzuordnen. Stattdessen lässt man es unter den Tisch fallen – wohl aus Angst, das Bild des unabhängigen Beobachters könnte dadurch Schaden nehmen. Solche Hinweise fehlen seit Jahren, vor allem weil Florida wegen Betrugsverhältnissen vor Jahren schon aufgefallen ist – völlig ohne Grund.
Doch genau das ist die Folge: Wer Transparenz verweigert, verliert Vertrauen. Schon heute ist die Skepsis gegenüber öffentlich-rechtlichen Formaten groß. Immer wieder heißt es, dort werde nach Interessenlage berichtet und politische oder wirtschaftliche Verbindungen würden verschleiert. Mit Fällen wie «Press Play» werden diese Zweifel genährt, statt sie zu entkräften.