‚Paula ist ’ne plietsche Fruu – mit Herz und trockenem Humor‘

Seit 2021 ermittelt Stella Hinrichs als Polizeihauptmeisterin Paula Moorkamp in «SOKO Wismar». Im Interview spricht die Schauspielerin über den besonderen Reiz ihrer Rolle, den frischen Wind im Ensemble und warum ihr der Drehort an der Ostsee so viel Kraft gibt.

Frau Hinrichs, Sie spielen seit 2021 die Polizeihauptmeisterin Paula Moorkamp bei «SOKO Wismar». Wie würden Sie Ihre Figur selbst beschreiben?
Paula ist ne plietsche Fruu (pfiffige Frau), wie man auf Plattdeutsch sagt. Überhaupt passt sie ganz gut in den Norden mit ihrer direkten und stubbernen (hartnäckigen) Art. Paula brennt für ihren Beruf und ist mit Leib und Seele Polizistin.

Was hat Sie damals an der Rolle gereizt, als Sie bei «SOKO Wismar» eingestiegen sind?
Eine Rolle über einen längeren Zeitraum zu spielen und zu entwickeln hat mich sofort interessiert.
Außerdem habe ich mich sehr darüber gefreut dass mein humoristisches Talent als Schauspielerin gefragt war. Ich finde die Rolle Paula bietet eine gute Mischung aus humorvoller Verspieltheit und auch ernsten Tönen.

Auch dass Duo-Gespann aus einer schon etwas erfahreneren Polizistin und einem ''Polizeipraktikanten'' aus dem Ausland finde ich eine charmante Idee und bringt große Freude beim Spielen.

Paula Moorkamp ist eine junge, engagierte Ermittlerin. Inwiefern haben Sie persönliche Eigenschaften in diese Rolle einfließen lassen?
Etwas was Paula und mich unterscheidet ist, dass Paula beim Ermitteln manchmal nicht so emphatisch ist, sie ist einfach zu sehr konzentriert auf das was sie in dem Moment herausfinden möchte. Da bin ich als Stella feinfühliger unterwegs. Außerdem wird mir immer wieder gesagt, dass ich eine gute Beobachterin bin, diese Eigenschaft hab ich Paula als Polizistin auch gegeben. Und meine direkte Art und den trockenen Humor natürlich.

Die Serie läuft seit vielen Jahren erfolgreich. Wie war es für Sie, in ein so eingespieltes Ensemble hineinzukommen?
Natürlich hat man gemerkt, dass es etwas Rumpelt im Gefüge, die Konstellation mit meinem männlichen Vorgänger gab es ja über 10 Jahre. Und dann wurde die Position auch noch mit einer jungen Frau besetzt, das war schon eine etwas größere Veränderung in der Serie. Ich wurde aber damals mit offenen Armen empfangen und die Kolleginnen haben sich sehr über den frischen Wind im Ensemble gefreut. So ein Wechsel ist ja auch immer eine Chance für die anderen Figuren, neue Dynamiken entstehen, neue Geschichten können erzählt werden.

Was macht für Sie das Besondere am Drehort Wismar und der maritimen Kulisse aus?
Dieser Drehort ist ein Geschenk. Jeden Tag aufs Meer schauen, auftanken, zur Ruhe kommen! In Wismar und Umgebung kann man so richtig in seine Rolle eintauchen, einen Hauch der mecklenburgischen Seele einfangen, das erdet und bringt mich schnell zu Paula.

In einer langen Krimireihe wie «SOKO Wismar» spielen Teamarbeit und Chemie am Set eine große Rolle. Wie erleben Sie das Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen?
Da wir so viele Tage in Jahr miteinander verbringen, ist es uns allen wichtig, dass wir konzentriert und mit Freude bei der Arbeit sind. Arbeitszeit ist ja auch Lebenszeit! Das Schöne ist, dass wir uns auch nach Feierabend noch gerne sehen, ich denke das spricht für sich. Es ist ein gutes Gefühl Kolleginnen um sich zu wissen den man vertrauen und auf die man sich verlassen kann.
Was mich besonders freut ist, dass uns das auch die Kolleginnen die jede Folge neu zu uns stoßen spiegeln und sich bedanken, dass man sich bei uns sehr willkommen fühlt und es ein schönes Miteinander am Set ist.

Viele Fälle sind sehr nah an aktuellen gesellschaftlichen Themen. Gibt es einen Fall oder eine Episode, die Ihnen persönlich besonders nahegegangen ist?
Spontan fällt mir da eine Folge aus den letzten Wochen ein, da haben wir eine Folge gedreht über eine Schwimmerin die ermordet wird, in dem Zusammenhang geht es auch um einen Schwimmtrainer der die Körper der Mädchen in seiner Mannschaft immer wieder abwertend kommentiert.

Niemand sollte ungefragt den Körper anderer Menschen kommentieren oder bewerten!

Ihre Figur ist inzwischen ein fester Bestandteil des Teams. Wie sehen Sie Paulas Entwicklung – was hat sich seit Ihrem Einstieg am meisten verändert?
Die Beziehungen innerhalb des Teams haben sich verändert, Paula ist im Team angekommen, es haben sich sogar Freundschaften auf der Wache entwickelt, sie ist nicht mehr die Neue, hat ihren Platz gefunden, hat sich Anerkennung erarbeitet und wird vom Chef nicht mehr auf die Probe gestellt, sie ist eine selbstbewusste Polizistin geworden.

Sie selbst sind noch jung, spielen aber eine verantwortungsvolle Ermittlerin. Wie bereiten Sie sich auf die Polizeiarbeit vor, damit es authentisch wirkt?
Ich glaube nicht, dass es das Ziel ist bei «Soko Wismar» authentische Polizeiarbeit zu zeigen, aber beim Spielen authentisch zu sein – ja auf jeden Fall! Um mich in den Alltag bei der Polizei rein zu denken quatsche ich manchmal mit einer Freundin die Polizistin ist, sie gibt mir spannende Einblicke in ihre Arbeit auf der Wache. Zum Beispiel, dass nicht die Kommissarinnen, sondern die Polizistinnen auf der Wache, die als erste am Tatort sind, so wie Paula, die meiste Ermittlungsarbeit leisten und oft die entscheidenden Hinweise zum Lösen des Falls geben.

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen: Welche Entwicklung würden Sie sich für Paula Moorkamp wünschen? Soll sie noch mehr Verantwortung übernehmen, vielleicht sogar in Führungspositionen?
Klar warum nicht, der Chefsessel im Revier ist sehr bequem (lacht).
06.10.2025 12:08 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/165053