Max von Thun über «Vogelfrei»: ‚Die geheime Hauptrolle spielt der Schwarzwald‘

Im neuen ZDF-Zweiteiler ermittelt von Thun erneut als Kommissar Konrad Diener. An der Seite von Jessica Schwarz führt ihn der Fall an unheimliche Orte und in die Vergangenheit einer Region, die voller Sagen, Mythen und historischer Brüche steckt.

Die ZDF-Reihe «Ein Schwarzwaldkrimi» geht in eine neue Runde. Im Zentrum des Zweiteilers «Vogelfrei» steht ein mysteriöser Mordfall, der die Ermittler Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) tief in die Abgründe lokaler Sagen und historischer Konflikte führt. Für Max von Thun ist Kommissar Konrad Diener längst keine neue Figur mehr. „Da ich Konrad nun schon zum vierten Mal spielen durfte, ist er wie ein alter Bekannter, den ich jedes Mal mehr kennenlernen darf“, sagt der Schauspieler. Diener ist geerdet, rational und pflichtbewusst – ein Kontrast zu seiner Kollegin Maris Bächle, die impulsiver und unkonventioneller vorgeht. „Dadurch ergänzen sich die beiden wunderbar und bilden ein starkes Team“, beschreibt von Thun die Dynamik des Duos.

Besonders auffällig an «Vogelfrei» ist der erzählerische Kniff, die Zeitumstellung als Element der Handlung einzusetzen. Der Mord geschieht in jener Nacht, in der zwischen zwei und drei Uhr die Zeit zurückgestellt wird – eine Stunde, die offiziell „nicht existiert“. „Wer hat sich denn schon jemals gefragt, was mit der einen Stunde, die bei der Zeitumstellung verloren geht, eigentlich passiert?“, meint von Thun. Der Ansatz gebe der Geschichte eine beinahe philosophische Ebene und verleihe dem Krimi eine ungewöhnliche Zeitstruktur.

Die Drehbücher der Schwarzwaldkrimis verbinden regelmäßig lokale Sagen und Legenden mit historischen Ereignissen. Auch im neuen Film wird dieser Ansatz deutlich: Die Ermittlungen führen zu einem Fall aus dem Jahr 1985, bei dem eine junge Frau aus der Gruppe der Jenischen ums Leben kam. Obwohl keine Beweise gegen sie vorlagen, geriet sie in den Verdacht, ihren Pflegevater getötet zu haben – und wurde schließlich Opfer von Lynchjustiz. „Auch die Ausgrenzung der Jenischen, die mir davor wenig gesagt haben, ist leider Thema“, betont von Thun. Die Geschichte greift damit Vorurteile und gesellschaftliche Ausgrenzung auf – Themen, die über den konkreten Fall hinausweisen.

Neben Max von Thun und Jessica Schwarz gehören Nadja Bobyleva, David Zimmerschied und Armin Rohde zum Ensemble. „Da der Hauptcast nun schon eine sehr eingespielte Truppe ist und wir meist mit dem selben Team arbeiten dürfen, verbringen wir auch viel Zeit abseits des Sets miteinander und haben schon sehr viele lustige, besondere und erinnerungswürdige Momente geteilt“, so von Thun. Gastdarsteller würden sich in diese Struktur problemlos einfügen.

Die Atmosphäre der Filme wird stark durch die Landschaft bestimmt. Die Dreharbeiten führten das Team erneut an markante Orte im Schwarzwald, darunter die Rabenmühle und der Teufelsstein. Von Thun beschreibt die Region als heimliche Hauptrolle: „Die geheime Hauptrolle spielt bei den sehr verschachtelten und ausgeklügelten Fällen immer der Schwarzwald mit seiner beeindruckenden Kulisse. Und wie wir alle schon aus Märchen wissen, kann ein Wald ein wunderschöner, aber auch ein dunkler, angsteinflößender und magischer Ort sein.“

Die Handlung beginnt mit einer Hochzeitsfeier in einem Ausflugslokal. Kurz nach Mitternacht bemerkt die Braut, dass ihr Ehemann verschwunden ist. Ihre Suche führt sie zur alten Rabenmühle, wo sie ihn tot am Mühlrad findet – misshandelt und ertränkt. Der Rechtsmediziner legt den Todeszeitpunkt in die Nacht der Zeitumstellung. Für die Ermittler Bächle und Diener ergibt sich schnell eine Verbindung zu einem früheren Todesfall, der sich an genau diesem Ort ereignete. Die Nachforschungen führen die Kommissare in die Verflechtungen von Vergangenheit und Gegenwart, von Legende und Realität.

Für Max von Thun liegt ein wichtiger Aspekt der Schwarzwaldkrimis darin, neben Spannung auch gesellschaftlich relevante Themen zu transportieren. „Bei der heutigen Fülle an Krimis bin ich sehr froh, dass wir immer auch diese Themen bedienen und die Zuschauer nicht nur beim Ermitteln dabei sein können, sondern man durch diese Ebenen in den Filmen auch noch etwas darüber hinaus lernen oder hinterfragen kann“, erklärt er. Damit unterscheidet sich die Reihe von klassischen Formaten, die oft nur auf die Aufklärung des Falles fokussiert sind.

«Vogelfrei» entstand nach einem Drehbuch von Anna Tebbe, Regie führte Marcus O. Rosenmüller. Hinter der Kamera stand Stefan Spreer, für den Schnitt zeichnete Claudia Klook verantwortlich. Die Musik komponierten Dominik Giesriegl und Florian Riedl.

Der Zweiteiler wird am 6. Oktober 2025 um 20.15 Uhr als „Fernsehfilm der Woche“ im ZDF gezeigt. Die erste Folge trägt den Untertitel „Zwischenzeit“, der zweite Teil folgt im direkten Anschluss. Online ist der Film bereits seit dem 27. September 2025 in der ZDF-Mediathek verfügbar und dort bis September 2026 abrufbar.
28.09.2025 13:11 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/164909