In diesem Game kehrt Kyle Crane zurück – gefangen zwischen Mensch und Monster, getrieben von Rache in einer düsteren Open-World voller Horror.
Mit „Dying Light: The Beast“ hat Techland im September 2025 die traditionsreiche Reihe fortgesetzt und gleichzeitig eine mutige erzählerische wie spielmechanische Erweiterung gewagt. Der Titel knüpft an die Geschehnisse der Vorgänger an, stellt jedoch erstmals die innere Zerrissenheit der Hauptfigur Kyle Crane ins Zentrum. Nach jahrelangen Experimenten, die an seinem Körper und Geist vorgenommen wurden, erwacht in ihm eine Bestie. Die Jagd auf den Mann, der ihn zu diesem Schicksal verdammte, bildet den Ausgangspunkt einer intensiven Geschichte über Rache, Identität und die Grenze zwischen Mensch und Monster.
Die Handlung setzt einige Jahre nach den Ereignissen des ersten „Dying Light“ ein. Crane, der einstige Überlebende und Held, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Experimente, die an ihm durchgeführt wurden, haben ihn verändert: körperlich stärker, schneller, aber auch gefährlich instabil. Sein neues Ziel ist klar – Vergeltung. Die Jagd nach dem Mann, der diese Mutation zu verantworten hat, führt in eine neue, weitläufige Stadt voller Geheimnisse, Ruinen und tödlicher Gefahren.
Die Stadt selbst ist ein zentrales Element des Spiels. Techland bleibt seinem Open-World-Prinzip treu und präsentiert ein weit verzweigtes Areal mit Hochhäusern, verwinkelten Gassen, unterirdischen Labors und dicht besiedelten Zonen. Tag und Nacht verändern erneut das Spielgefühl radikal: Während am Tag Plünderer, rivalisierende Fraktionen und mutierte Tiere zur Gefahr werden, zeigt sich bei Nacht die ganze Brutalität der Infektion – die Stadt wird von Bestien überrannt, die Crane auf unbarmherzige Weise spiegeln.
Bekannt und beliebt ist „Dying Light“ für sein Parkour-System, das auch in „The Beast“ eine zentrale Rolle spielt. Crane klettert über Dächer, sprintet über Wände, schwingt sich über Abgründe – alles schneller und flüssiger als je zuvor. Neue Fähigkeiten erweitern diese Mobilität: Mutationen ermöglichen Sprünge über mehrere Stockwerke, eine verstärkte Nahkampfkraft oder temporäre Bestien-Sinne, mit denen Gegner aufgespürt werden können. Das Kampfsystem verbindet wie gewohnt brachiale Nahkämpfe mit improvisierten Waffen und dynamischen Bewegungen. Doch die Mutation bringt neue Dimensionen hinzu: Crane kann in Extremsituationen in einen halbbestialischen Zustand wechseln. Dabei steigt zwar die Kraft massiv, doch Kontrolle und Ausdauer sinken – eine riskante Mechanik, die Spannung in jede Konfrontation bringt. Auch Waffenbau und Crafting spielen erneut eine Rolle. Von klassischen Baseballschlägern mit improvisierten Klingen über elektrische Schwerter bis hin zu experimentellen Schusswaffen ist die Auswahl groß. Das Spiel ermutigt dazu, Ressourcen zu sammeln und Ausrüstung kontinuierlich zu verbessern.
„The Beast“ bleibt seinem Survival-Horror-Erbe treu, steigert jedoch die Intensität. Während der erste Teil stark auf Zombies und Infizierte setzte, rückt der neue Titel das Thema Mutation in den Vordergrund. Immer wieder wird Crane mit der Frage konfrontiert, wie viel Mensch noch in ihm steckt. Visionen, Stimmen und körperliche Veränderungen machen die Spielerfahrung psychologisch dichter. Die düstere Atmosphäre wird durch Techlands gewohnt starke Präsentation getragen. Dunkle Straßenzüge, verlassene Büros, bedrohlich leuchtende Augen in der Nacht – die Spielwelt wirkt wie ein einziger Spiegel von Cranes innerem Konflikt. Musikalisch unterstreicht ein dynamischer Soundtrack die Stimmung: treibende Rhythmen in Actionsequenzen, bedrückende Klänge in stillen Momenten.
Neben der umfangreichen Singleplayer-Kampagne bietet „Dying Light: The Beast“ auch Koop-Elemente für bis zu vier Personen. Freunde können die Open World gemeinsam erkunden, Quests lösen und sich den Bedrohungen stellen. Neu sind Mutations-Synergien: Jeder Spieler kann bestimmte Fähigkeiten entwickeln, die im Team zu einzigartigen Strategien führen. Der asymmetrische Multiplayer-Modus, bereits aus dem Vorgänger bekannt, wurde erweitert. Spieler können in die Rolle mutierter Bestien schlüpfen und Jagd auf andere machen. Dieses Feature sorgt für zusätzliche Abwechslung und verstärkt den Horror-Aspekt – denn nichts ist furchteinflößender, als zu wissen, dass die „Bestie“ diesmal von einem menschlichen Gegner gesteuert wird.
Seit der Veröffentlichung am 18. September 2025 haben die Bewertungen überwiegend positiv reagiert. In der deutschsprachigen Community liegt das Feedback im Bereich „sehr positiv“. Gelobt werden insbesondere das weiterentwickelte Parkour-System, die packende Story und die atmosphärische Darstellung von Cranes Transformation. Viele Spieler loben auch die emotionale Tiefe: Die Gratwanderung zwischen Mensch und Monster verleiht dem Spiel eine neue erzählerische Dimension.
Kritik richtet sich vor allem an technische Aspekte: Einige Nutzer berichten von Performance-Einbrüchen auf älteren Systemen oder kleineren Bugs in Missionen. Auch die Mutationsmechanik wird nicht von allen als ausbalanciert empfunden. Dennoch überwiegt der Eindruck, dass Techland die Reihe konsequent und mutig weiterentwickelt hat.
„Dying Light: The Beast“ ist kein einfacher Nachfolger, sondern eine Neudefinition des Franchise. Techland wagt es, die bekannte Formel aus Parkour, Open World und Survival-Horror mit einer tiefgehenden, persönlichen Geschichte zu verbinden. Die Figur Kyle Crane wird vom einfachen Helden zum tragischen Antihelden, dessen Rachefeldzug zugleich eine Auseinandersetzung mit sich selbst ist.
13.10.2025 12:36 Uhr
• Benjamin Wagner
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