Ulrike Kriener: ‚Kontrollverlust ist nicht besonders lustig‘

In «Petra geht baden» spielt Ulrike Kriener eine erfolgreiche Frau, die plötzlich in den Ruhestand muss – und dabei nicht nur mit ihrem Ehemann, sondern auch mit sich selbst neu klarkommen soll. Im Quotenmeter-Interview spricht die Schauspielerin über humorvolle Umbrüche, lange Partnerschaften, das Älterwerden und ihre Zusammenarbeit mit Rolf Lassgård.

Hallo Frau Kriener. Wovon handelt Ihr Spielfilm «Petra geht baden»?
Der Film «Petra geht baden» ist im Grunde eine umgekehrte Papa-ante-Portas Geschichte, (Loriot): Eine Frau in führender Position, die sich über ihre Arbeit definiert, die ihren Erfolg selbstverständlich findet und überall die Ansagen macht, muss in den Ruhestand gehen, und sich in ihrem Privat – und Eheleben neu orientieren.

Was hat Sie an der Figur der Petra gereizt – einer Frau, die nach einem erfolgreichen Berufsleben plötzlich mit der Rente und dem eigenen Ehemann „klarkommen“ muss?
Nun ja, im Grunde genau dieses Thema. Und dann hat mir die Mischung gefallen, es ist ein heiterer Film mit ernsten Untertönen.

Petra ist eine Planerin, jemand, der die Kontrolle behalten will – erkennen Sie sich da selbst ein Stück weit wieder?
Ich denke, niemand findet es toll, sich plötzlich in Situationen wieder zu finden, wo man nicht weiß, wo oben und unten ist -in Situationen, die einen verunsichern, Angst machen und hilflos. Kontrollverlust ist für die Betroffenen nicht besonders lustig. Da geht es mir ähnlich wie Petra.

Im Film beauftragt Petra heimlich ihre Ex-Assistentin mit der Urlaubsplanung. Hätten Sie im echten Leben auch lieber jemanden, der Ihnen Reisen organisiert – oder lieben Sie das Chaos des Spontanen?
Ich weiß schon genau, welche Reisen ich unternehmen möchte. Und organisieren kann ich auch gut. Aber wenn dann irgendwas Unvorhergesehenes passiert, dann ist es halt so. Damit kann ich gut umgehen.

Der Film behandelt auf humorvolle Weise das Thema Rente und Lebensumbrüche. Wie haben Sie persönlich den Übergang von Lebensphasen erlebt – beruflich wie privat?
Ich habe immer versucht, mich den neuen Phasen in meinem Leben bewusst zu stellen.
Und damit bin ich ganz gut gefahren. Ich weine keinen Lebensphasen hinterher. Das Älterwerden macht mir bis jetzt keinerlei Probleme. Dass ich jetzt weniger arbeite, hab‘ ich mir selbst gewünscht. Ich suche mir meine Projekte jetzt genauer aus. Und mein Wunsch ist es auch, in Filmen und Projekten mitzuwirken, wo meine Lebenserfahrung und mein Alter als Wert gesehen werden.

Sie stehen im Film mit Rolf Lassgård vor der Kamera. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm – und wie finden Sie, funktioniert das deutsch-schwedische Paar auf dem Bildschirm?
Die Zusammenarbeit mit Rolf, war eine der schönsten Arbeiten, die ich je erlebt habe. Er ist eine wahre Wucht von einem Schauspieler. Er ist offen, unprätentiös, immer gut vorbereitet und zu jedem am Set freundlich. Eigentlich gehört sich das so. Und doch ist es nicht selbstverständlich. Zu dem besonders glücklichen Zusammentreffen bei diesem Film gehört auch die Regie von Rainer Kaufmann.

«Petra geht baden» ist auch ein Film über lange Beziehungen und das Sich-neu-Erfinden. Was braucht es Ihrer Meinung nach, damit eine Partnerschaft auch nach Jahrzehnten spannend bleibt?
Tja, was für eine Frage… Alles braucht es! Geduld, Humor, Distanz zu sich selbst, die Bereitschaft, den anderen immer wieder zu überraschen, Bemühung braucht es, auch durchhalten, aushalten, und immer wieder… Liebe.

Der Film startet zunächst in der ZDF-Mediathek und kommt erst später ins Fernsehen. Wie sehen Sie diese Entwicklung im deutschen Fernsehen? Wird Streaming immer wichtiger für Produktionen wie diese?
Ich glaube, dass sich die Sender mit dem Streaming an jüngere Zuschauer wenden. Mir ist das recht. Hauptsache es gibt auch Filme, die Themen behandeln, die ältere Menschen gerne sehen.

Sie sind seit Jahrzehnten eine feste Größe im deutschen Film und Fernsehen. Was reizt Sie heute noch an einem Projekt – und gibt es Rollen, die Sie bewusst nicht mehr annehmen würden?
Ich liebe meinen Beruf, immer noch und immer wieder. Und ich bin glücklich, wenn ich immer wieder engagiert werde. Sicher suche ich mir mittlerweile meine Rollen genauer aus. Aber mich interessiert alles, in dem ich ein Risiko spüre, wo ich mich frage, kann ich das, was da von mir gewünscht wird. Oder wo ich mit Menschen arbeiten kann, mit denen ich noch nie zusammengearbeitet habe. Ich möchte immer noch lernen und wachsen in meinem Beruf. Und das geht nun mal am besten, wenn man bereit ist, den sicheren Boden zu verlassen.

Viele Zuschauer kennen Sie auch aus ernsten Rollen. Wie ist es für Sie, eine leichtere, humorvolle Figur wie Petra zu spielen? Ist das eine willkommene Abwechslung?
Ernste oder heitere Rollen… Das ist für mich kein Gegensatz. Da gibt es kein entweder/oder. Das Ernste und das Heitere liegen so nah zusammen. Am liebsten mag ich es, wenn beides in einer Rolle zusammenfällt. So wie ich es auch bei der Petra in unserem Film ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

«Petra geht baden» kommt am Sonntag, den 28. September 2025, im ZDF. Der Film ist bereits seit 20. September in der ZDFmediathek abrufbar.
22.09.2025 13:19 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/164733