Filme des Grauens: «Skyline – Der Tag des Angriffs»

Es sollte ein «Independence Day» werden, doch Colin und Greg Strause haben nur einen enttäuschenden Film abgeliefert.

Wenn man an missratene Science-Fiction-Produktionen denkt, fällt früher oder später der Titel «Skyline – Der Tag des Angriffs» (2010). Der Film der Brüder Colin und Greg Strause wollte ein visuelles Spektakel à la Independence Day sein, entpuppte sich aber als Paradebeispiel dafür, dass schöne Effekte nicht automatisch einen guten Film ergeben.

Die Handlung ist schnell erzählt: Jarrod (Eric Balfour) und seine Freundin Elaine (Scottie Thompson) reisen nach Los Angeles, um einen alten Freund (Donald Faison, bekannt aus «Scrubs») zu besuchen. Dort werden sie Zeugen einer Alien-Invasion. Aus dem Himmel strömen gleißende blaue Lichter, die Menschen hypnotisieren und sie direkt in die Raumschiffe der Außerirdischen ziehen. In der Folge verschanzt sich die Gruppe in einem Hochhaus und versucht, das nackte Überleben zu sichern.

Auf dem Papier klingt das nach spannendem Survival-Kino, doch in der Praxis blieb es bei einem endlosen Belagerungsszenario: Menschen starren aus dem Fenster, rennen durchs Treppenhaus, streiten sich und blicken abermals in den Himmel – während draußen die Computer-Effekte toben. Dramaturgie, Spannungskurve oder glaubwürdige Figurenentwicklung? Fehlanzeige. Das Problem von «Skyline» lag nicht allein in seinem winzigen Budget von rund 10 Millionen Dollar (verglichen mit Blockbustern fast nichts), sondern vor allem in der Prioritätensetzung der Strause-Brüder. Bekannt wurden sie durch ihre Arbeit als Visual-Effects-Spezialisten für «Avatar» und «300». Für «Skyline» bauten sie in ihrem Effektstudio Hydraulx eine Art Schaufensterprojekt: „Seht her, was wir für wenig Geld an Effekten zaubern können!“

Das Ergebnis: Effekte, die zwar beeindruckend waren, aber völlig losgelöst von einer fesselnden Geschichte. Die Dialoge wirkten hölzern, die Figuren eindimensional, und viele Kritiker spotteten, es fühle sich eher wie eine erweiterte Tech-Demo an. Der „Hollywood Reporter“ sprach von einem „Videospiel ohne Joystick“, und „Variety“ nannte den Film „ein endloses Warten auf etwas, das nie passiert“. Besonders absurd: Das Ende kommt abrupt, als hätte jemand den Stecker gezogen – und war von vielen als „Anti-Klimax des Jahres“ verschrien.

Nach «Skyline» war ihre Karriere als Regisseure Colin und Greg Strause im Grunde erledigt. Sie hatten bereits mit «Alien vs. Predator 2» (2007) einen veritablen Flop hingelegt und schafften es mit «Skyline» endgültig nicht mehr, als Filmemacher ernst genommen zu werden. Ihr Effektstudio Hydraulx blieb jedoch im Geschäft, sie arbeiteten weiter an visuellen Effekten für große Produktionen wie «Iron Man 2» oder «Captain America: The Winter Soldier». Joshua Cordes und Liam O’Donnell schrieben das Buch: Cordes verschwand fast völlig aus Hollywood. O’Donnell hingegen übernahm später selbst die Regie und inszenierte die Fortsetzungen «Beyond Skyline» (2017) und «Skylines» (2020). Diese Sequels setzten stärker auf Trash-Action und Martial Arts (u. a. mit Frank Grillo und Iko Uwais) – und fanden zumindest in Fankreisen Anklang.

Vor Skyline bekannt durch Serien wie «24» und «Six Feet Under», konnte Eric Balfour nach dem Film keine großen Sprünge mehr machen. Er blieb dem Fernsehen treu, etwa in «Haven» oder kleineren Rollen in «Charmed» und «Country Comfort». Auch Scottie Thompson schaffte es nie, den Sprung in große Hollywood-Produktionen zu schaffen. Stattdessen blieb sie in TV-Formaten aktiv, von «NCIS» bis «The Blacklist». Der Scrubs-Star Donald Faison war der prominenteste Name im Cast. «Skyline» schadete seiner Karriere nicht nachhaltig, aber er blieb fortan fast ausschließlich in Comedy-Formaten und Synchronrollen (u. a. «Star Wars: Resistance»). Bekannt aus «Sweet Valley High» und «White Chicks», Brittany Daniel, hatte nach «Skyline» kaum noch nennenswerte Rollen und zog sich weitgehend aus dem Filmgeschäft zurück.

Interessanterweise war der Film trotz der verheerenden Kritiken ein kommerzieller Erfolg. Mit einem Budget von 10 Millionen Dollar spielte er weltweit über 66 Millionen ein. Für die Produzenten ein lohnendes Geschäft, für die Zuschauer ein Ärgernis. Dass es überhaupt zu zwei Fortsetzungen kam, lag einzig an der Rentabilität. Heute wird «Skyline» oft in einem Atemzug mit anderen misslungenen Sci-Fi-Versuchen wie «Battle: Los Angeles» genannt – wobei letzterer zumindest handwerklich solide war. «Skyline» dagegen bleibt als Lehrstück in Erinnerung: Ein Beweis dafür, dass selbst die spektakulärsten Effekte nutzlos sind, wenn Geschichte, Figuren und Dramaturgie nicht stimmen.
11.10.2025 12:39 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/164698