Filme des Grauens: «The Do-Over»

Warum Netflix inzwischen viele Projekte mit Adam Sandler dreht.

Als Netflix 2016 den Sandler-Film «The Do-Over» veröffentlichte, war schnell klar: Das Streaming-Gigant hatte sich mit dem Deal rund um Happy Madison Productions nicht nur Hits, sondern auch eine Menge fragwürdiger Filme ins Haus geholt. «The Do-Over⟋, eine Mischung aus Actionkomödie, Buddy-Film und Krebsdrama, wurde schnell zu einem Paradebeispiel für die Sinnkrise des Sandler-Humors.

Adam Sandler spielt Max, David Spade den unscheinbaren Charlie. Nach einem Klassentreffen täuscht Max kurzerhand den Tod der beiden vor – eine „Neuanfangs“-Idee, die so absurd ist, dass sie nur in einem Sandler-Film funktionieren kann. Doch die neuen Identitäten entpuppen sich als Katastrophe: Sie gehören Kriminellen, die in Drogengeschäfte, Bankraube und ein geheimes Krebsheilmittel verwickelt sind. Die Handlung mäandert zwischen Puerto Rico, Biker-Bars und Familienmelodrama – mal schlüpfrig, mal brutal, aber selten lustig.

«The Do-Over» entstand als zweiter Teil des Vier-Filme-Deals zwischen Netflix und Sandlers Produktionsfirma. Für Netflix war es damals eine Win-Win-Situation: Sandlers Name garantierte Klicks – egal, wie schlecht die Filme waren. Für Sandler wiederum bot Netflix die perfekte Spielwiese, um mit Freunden und Stamm-Crew (David Spade, Nick Swardson, Luis Guzmán) unter sonnigen Drehorten Urlaub und Arbeit zu verbinden. Kritiker warfen Happy Madison vor, Filme als „Luxusreisen auf Netflix-Kosten“ zu nutzen.

Auf Rotten Tomatoes landete der Film bei Neun Prozent, Metacritic vergab 22 von 100 Punkten. „The Hollywood Reporter“ sprach von „einer Ausrede für einen verlängerten Urlaub“, „IndieWire“ nannte den Film „atrocious“ – grauenhaft in neuer Qualität selbst für Sandler. Nur vereinzelt gab es positive Stimmen, die Sandler und Spade als eingespieltes Duo lobten.

Adam Sandler setzte seine Netflix-Karriere unbeirrt fort. Mit «Murder Mystery», «Hustle» und zuletzt «Happy Gilmore 2» zeigte er, dass er zwischen Trash und ernsthafteren Rollen pendelt – und Netflix ihn trotz Kritikerhass als verlässlichen Zugpferd sieht. Der einstige «Saturday Night Live»-Komiker David Spade blieb dem Sandler-Kosmos treu, tauchte in kleineren Rollen auf und versuchte sich parallel als Stand-up-Comedian und Talkshow-Host («Lights Out with David Spade»).

Paula Patton, die im Film die zwielichtige Witwe Heather spielt, konnte sich von «The Do-Over» kaum künstlerisch erholen. Nach Actionrollen in «Mission: Impossible – Ghost Protocol» oder «Warcraft» verschwand sie fast völlig aus dem Rampenlicht und ist heute vor allem in TV-Produktionen zu sehen. Eine der wenigen, die ihre Karriere nach «The Do-Over» beflügeln konnte, war Kathryn Hahn. Mit «WandaVision» (Marvel) und «Glass Onion» etablierte sie sich als eine der vielseitigsten Schauspielerinnen Hollywoods. Der ewige Nebenrollenspezialist Luis Guzmán blieb aktiv und konnte zuletzt mit seiner Rolle als Gomez Addams in Netflix’ «Wednesday» neue Aufmerksamkeit erlangen.

Das Drehbuch stammte von Kevin Barnett und Chris Pappas. Barnett starb 2019 mit nur 32 Jahren überraschend an Komplikationen während einer Reise nach Mexiko – «The Do-Over» bleibt eine seiner bekanntesten Arbeiten. Pappas arbeitet weiter als Comedy-Autor, allerdings ohne großen Durchbruch. Regie führte Steven Brill, ein enger Vertrauter von Sandler, der schon «Little Nicky» und «Mr. Deeds» inszenierte. Nach «The Do-Over» blieb er im Happy-Madison-Universum hängen, führte u. a. Regie bei «Sandy Wexler» (2017) und «Hubie Halloween» (2020). Künstlerisch konnte er sich nie von Sandlers Schatten lösen.

«The Do-Over» ist exemplarisch für die Netflix-Phase von Adam Sandler: teuer produziert, starbesetzt, aber ohne Herzblut oder künstlerischen Anspruch. Während einige Darsteller wie Kathryn Hahn ihre Karriere in neue Höhen treiben konnten, blieb der Rest im Sandler-Kosmos gefangen oder verschwand in der Versenkung. Warum Netflix so etwas zuließ? Weil es funktionierte! Millionen Zuschauer klickten, trotz vernichtender Kritiken. «The Do-Over» ist weniger ein Film als ein Symptom: Unterhaltung im Autopilot-Modus, mit dem Happy Madison-Logo als Qualitätssiegel für all jene, die Trash mit Sonnenbrille und Cocktailglas lieben.
04.10.2025 12:09 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/164637