Mario Thunert sagt: Ja, Florida, ihr dürft! - Koppelt einfach eure erfolgreichste Rubrik zu einer modifizierten Primetime-Show aus.

In einem lesenswerten Beitrag über und mit Jeannine Michaelsen setzte sich DWDL-Autorin Senta Krasser kürzlich mit der Frage auseinander: Was passiert am ProSieben-Samstag eigentlich nach dem Ende vom «Duell um die Welt», und was bedeutet die wegfallende Moderations-Stelle für den Verbleib von Jeannine Michaelsen? Die Moderatorin verwies in diesem Kontext auf Ungewissheit und zu Recht auch auf die Gefahr, dass dem Fernsehen die guten Shows ausgehen könnten. Doch ein mögliches Rezept, diesen weiteren Aderlass und eine bedauerliche Samstagabend-Demission der charismatischen Zeremonienmeisterin zu vermeiden, hat die Produktionsfirma Florida in ihrer eigenen Schublade, meint Mario Thunert.
Um nach der Lösung zu graben, gehen wir bis ins Jahr 2016 zurück. Innerhalb der «besten Show der Welt» war es damals die Idee zu «Dürften wir?», das als allererste Show in der Show überhaupt vorgestellt wurde. Diese Auswahl stellte sich als goldrichtig heraus, schließlich begeisterte das von Joko Winterscheidt moderierte sowie von Matthias Schweighöfer kommentierte Konzept das Studiopublikum. Konsequenter Weise wurde es danach noch ein paar Mal als Rubrik in «Circus HalliGalli» und «Weihnachten mit Joko & Klaas» gespielt.
Trotz dieses offenkundigen Potenzials ist es inzwischen ruhig geworden um «Dürften wir?». Da es auf der Suche nach neuen Samstag-Abend-Hits aber schade wäre, dieses Potenzial einfach verkommen zu lassen, bietet es sich an, die Rubrik nun zurückzubringen und endgültig als eigenständige Show auszukoppeln. Neben einer Erhöhung der Sendezeit auf etwa zwei Stunden (inkl. Werbung) und 3 Kandidaten-Gruppen kann eine größere Dimension und Abwechslung durch unterschiedliche Locations geboten werden, zwischen denen hin- und hergeschaltet wird.

Des Weiteren würde eine Doppelmoderation, bestehend aus Joko Winterscheidt und eben Jeannine Michaelsen, neue Anspielmöglichkeiten schaffen. Jokos intuitiver Enthusiasmus könnte symbiotisch in Bahnen gelenkt werden von Michaelsens geschulter Gabe, Bedeutung und Fallhöhe aufzubauen. Im Rücken hätten sie ein Publikum in einer Messehalle (vgl. «Wetten, dass?»), das für einen wuchtigeren Resonanz-Rahmen sorgt.
Hier die konkrete Auskopplungs-Vision:

Insgesamt geht es bei
«Dürften wir? SPEZIAL» um die bekannte Prämisse, bei der ausgewählte Kandidatinnen und Kandidaten Geld gewinnen können, wenn sie ihre jeweiligen Locations von Produktionsteam und Handwerkern umgestalten und mit kuriosen Aktionen bespielen lassen. Modifiziert würde das Ganze dadurch, dass es sich nicht immer zwingend um einen Aufbau/Einrichtung von etwas handeln muss, sondern auch plump-triviale Verwüstungen, Verschmutzungen und einfaches Chaos möglich ist. Diese Vorgänge werden vom Moderations-Duo im Studio durch das Bieten von Geldbeträgen lanciert und dann vor Ort von Reportern begleitet, die die Umsetzung dokumentieren und humorvoll kommentieren.
Im weiteren Unterschied zur Ursprungsvariante nehmen dieses Mal Vertreter und Vertreterinnen ganzer Vereine, Firmen, Musikgruppen, Schulen, Unis und sonstiger Institutionen teil. Denkbar sind sogar kleine Ortschaften oder Gemeinden, die noch weitläufigere Gelände oder ganze Gegenden/Plätze zur Verfügung stellen. Zusätzlich wird Produktionsbudget wie Gewinnsumme erhöht, um noch drastischere und umfangreichere Aktionen durchführen zu lassen.
Aus den Publikumsreihen wird also zunächst eine Kandidaten-Gruppe auf die Bühne geholt, die sich im Vorfeld potenziell zur Verfügung gestellt hat, aber nicht weiß, ob sie wirklich ausgewählt wird. Anschließend wird zu einem der Reporter geschaltet (u.a Matthias Schweighöfer und Hazel Brugger), der/die sich noch im Auto auf dem Weg in die jeweilige Gegend befindet, um dem Spannungsaufbau durch das Annähern an die Location eine längere Rampe zu bauen.

Bei den darauf folgenden Vorgängen handelt es sich inhaltlich sowohl um aus «Dürften wir?» bekannte Kult-Aktionen, als auch um neue Sperenzien. Beispiele: Wände und Böden mit hässlichen oder anzüglichen Graffitis beschmieren, mitgebrachte (künstliche) Gläser zerklirren, Fenster mit Kleister einschmieren, Türklinken mit Zahnpasta einstreichen, Dinge mit Plastikfolie umwickeln, Sandlieferungen, die mit Wasserschläuchen zu Matsch gemacht werden, Glibberschleim an Spiegel klatschen, Peroxid Seifenschaum ausbreiten, Styroporklötze zerfetzen, Wasserbomben zerklatschen, Torten werfen, Feuerwerksbatterien + Räucherstäbchen zünden, Stinkbomben werfen, riesige Ballons aufblasen, Türen/Durchgänge mit Holzlatten zunageln, Gülle und Kuhscheiße auf dem Parkplatz abladen etc. Als Joker: Wigald Boning & Bernhard Hoëcker, die in «Nicht nachmachen!»-Manier Konserven-Suppen, Cola-Dosen, Wassermelonen und Bauschaum in der Mikrowelle zum Platzen bringen.
Zwischen den Vorbereitungen wird parallel zu den weiteren Kandidaten und Reportern geschaltet. Je nachdem kann dies zu einem Zeitpunkt sein, an dem bei den vorherigen Kandidaten noch Umbau-/Verwüstungs-Arbeiten im Gange sind, deren Resultat noch aussteht. So kann es zwischen den unterschiedlichen Teilnehmer-Teams zu Überlappungen kommen, die der Primetime-Version von «Dürften wir?» als unaufgelöste Schwebezustände eine neue Spannungsdynamik hinzufügen. Als weiteres Delay sind kurze sporadische Quiz- oder Geschicklichkeits-Duelle gegen Joko in der Messehalle vorstellbar, die Verwüstungs-Grade mildern oder ganz verhindern, aber trotzdem auf den Gewinn einzahlen.
Da es sich in der modifizierten Auskopplung von
«Dürften wir? SPEZIAL» um ganze Gruppen handelt, die teilnehmen, würde dies auch zur Anpassung der Gewinne führen. Dementsprechend könnte es sich um Preise handeln, die dem Kollektiv zugute kommen und einen Gemeinschaftsgeist erzeugen, der umgekehrt durch die geteilte Bedeutung und Wichtigkeit auch die Fallhöhe durch gemeinsames Mitfiebern erhöht. So wäre bezüglich einer Band neue hochwertige Instrumente denkbar, bezüglich eines Bauernhofs ein neuer Trecker, für einen Fußballverein ein Training mit Toni Kroos, für eine Schulklasse ein Trip nach Paris oder für einen Jugendtreff eine riesige neue TV-Leinwand denkbar. Diese Preise würden im Hintergrund schon verheißungsvoll in Szene gesetzt, aber eben wieder weggenommen, wenn der Gewinn nicht gelingt.