Pixelpunkt: «Hollow Knight – Silksong»

Der langersehnte Nachfolger nimmt Form an und begeistert mit guten Kritiken.

Kaum ein Indie-Spiel hat in den letzten Jahren so viele Fans begeistert wie «Hollow Knight» von Team Cherry. Das 2017 veröffentlichte «Metroidvania» überzeugte mit seinem kunstvollen Stil, der düsteren Atmosphäre, anspruchsvollen Kämpfen und einem labyrinthartigen Weltaufbau. Schon kurz nach dem Erfolg kündigte das australische Entwicklerteam an, an einer Erweiterung zu arbeiten – aus der sich bald ein vollwertiger Nachfolger entwickelte: «Hollow Knight: Silksong». Seitdem wartete die Community sehnsüchtig auf die Veröffentlichung.

Während im ersten Teil noch der namenlose Ritter durch die Tiefen von Hallownest streifte, steht in «Silksong» eine neue Hauptfigur im Mittelpunkt: Hornet. Schon im Vorgänger war sie eine zentrale Figur, Gegnerin und Verbündete zugleich. Nun übernimmt sie die Hauptrolle und bringt ein deutlich anderes Spielgefühl mit. Hornet ist größer, schneller und agiler als der Ritter, verfügt über eine Vielzahl akrobatischer Bewegungen und nutzt statt eines Nagels eine spitze Nadel mit Seidenfaden.

Die Handlung führt in ein völlig neues Königreich, das sich in einer ganz eigenen Bildsprache präsentiert. Statt ausschließlich dunkler, verfallener Tiefen dominiert hier eine größere Vielfalt: grüne Wiesen, glitzernde Städte, uralte Kathedralen und höhlenartige Paläste. Im Zentrum der Geschichte steht Hornets Aufstieg an die Oberfläche – ein symbolischer Weg, der den Gegensatz zum Abstieg des ersten Teils betont.

Die Grundstruktur bleibt die gleiche wie im Vorgänger: ein weitläufiges, zusammenhängendes Gebiet voller Geheimnisse, Abzweigungen, Bosskämpfe und versteckter Pfade. «Silksong» greift die Metroidvania-DNA auf, erweitert sie aber durch Hornets Bewegungsrepertoire. Walljumps, flinke Ausweichrollen, Seilzüge und Kettenangriffe erlauben einen dynamischeren Spielfluss. Kämpfe wirken dadurch schneller, aggressiver und spektakulärer. Auch das Heilungssystem unterscheidet sich. Während der Ritter im ersten Teil durch die „Seele“ gesammelte Energie nutzte, kann Hornet spezielle Seidenstränge aufbauen, die sowohl für Heilung als auch für mächtige Spezialangriffe eingesetzt werden. Dadurch entsteht ein größerer Fokus auf Taktik: Wann lohnt es sich, Seide zu sparen, wann sollte man sie für einen rettenden Angriff ausgeben?

Eines der Highlights von «Silksong» wird die Vielzahl an Gegnern und Bossen sein. Team Cherry versprach über 150 unterschiedliche Gegnertypen – eine enorme Steigerung zum Vorgänger. Jeder Gegner folgt individuellen Mustern, erfordert andere Strategien und belohnt präzises Beobachten. Die Bosse setzen noch stärker auf Spektakel: riesige Kreaturen, aggressive Attacken und oft mehrere Phasen pro Kampf sollen für intensive Herausforderungen sorgen. Neu ist auch ein stärkeres Rollenspielelement. Hornet kann Werkzeuge und Hilfsmittel herstellen, wenn die passenden Materialien gefunden werden. NPCs geben Quests, die sich über mehrere Spielabschnitte erstrecken und teils komplexe Geschichten erzählen. Damit soll die Welt lebendiger und noch stärker mit Erzählungen verwoben werden. Wie schon im ersten Teil steht die Atmosphäre im Vordergrund. Jeder NPC hat Persönlichkeit, kleine Geschichten und eigene Motive. Manche helfen, andere führen in die Irre. Zusammen ergibt sich ein Geflecht aus Mythen, Tragödien und Geheimnissen, das Fans schon im Original begeisterte.



Optisch bleibt «Silksong» dem handgezeichneten Stil treu. Farbenfrohe Paletten und detailreiche Hintergründe verleihen dem neuen Königreich eine eigene Identität. Statt der melancholischen Dunkelheit Hallownests dominiert hier eine Mischung aus Pracht und Bedrohung. Die Animationsqualität ist erneut beeindruckend, Bewegungen wirken geschmeidig und organisch. Auch die Musik dürfte erneut ein Highlight werden. Christopher Larkin, bereits Komponist des ersten Teils, arbeitet wieder am Soundtrack. Erste Hörproben zeigen eine Mischung aus zarten Melodien und dramatischen Kompositionen, die die Balance zwischen Schönheit und Gefahr perfekt einfangen.

Seit der Ankündigung hat «Silksong» einen fast mythischen Status erreicht. Mehrfach verschoben, bei jeder größeren Spielemesse von Fans erhofft, entwickelte sich das Spiel zu einem Dauerbrenner in Diskussionen und Foren. Diese lange Wartezeit schürt die Erwartungen – und erhöht gleichzeitig den Druck auf Team Cherry. Die Entwickler betonen jedoch, dass die Qualität oberste Priorität habe und das Spiel erst veröffentlicht werde, wenn es wirklich fertig ist.

«Hollow Knight: Silksong» ist mehr als nur ein Nachfolger – es ist ein Versprechen. Ein Versprechen, die Stärken des ersten Teils weiterzuführen und gleichzeitig neue Wege zu gehen. Hornet als Protagonistin eröffnet frische Perspektiven, das neue Königreich bringt Abwechslung in Schauplätze und Gegnerdesign, und die erweiterten Spielmechaniken versprechen noch mehr Dynamik.
22.09.2025 13:05 Uhr  •  Benjamin Wagner Kurz-URL: qmde.de/164433