‚Die Bundesliga-Konferenz ist ein legendäres Format – wir bringen unsere eigene Handschrift ein‘

DAZN-Sportchef Haruka Gruber erklärt, warum der Streamingdienst ab 2025 erstmals die Bundesliga-Konferenz zeigt, wie Kölns und Hamburgs Aufstieg die Reichweite beflügelt – und welche technischen sowie inhaltlichen Innovationen Fans in der neuen Rechteperiode erwarten dürfen.

Herr Gruber, ab 2025 zeigt DAZN auch die Bundesliga-Konferenz – ein Format, das Fans seit Jahren lieben. Was war für Sie das strategische Ziel hinter diesem Rechteerwerb?
Der Rechteerwerb war für uns ein strategisch wichtiger Schritt, um unser Fußballangebot weiter zu stärken und den Fans das bestmögliche Live-Erlebnis zu bieten. Der 15:30-Uhr-Slot am Samstag ist für Fans wie auch für Werbepartner besonders attraktiv und die Konferenz ist ein legendäres Format mit großer emotionaler Bindung und einer breiten Zielgruppe.

Aber auch der Erhalt aller Sonntagsspiele ist ein großer Erfolg. Das spüren wir auch im Werbemarkt. Während wir langjährige Partner wie Tipico und Bitpanda weiter an Bord halten konnten, kommt mit Cupra als Co-Presenter aller Partien am Sonntag eine weitere starke Marke hinzu.

Unser klares Ziel bei DAZN ist es, die Nummer 1 für Sport- und vor allem für Fußballfans zu bleiben und unsere Führungsposition im Markt weiter auszubauen. Das ist uns gelungen. Mit der Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag und allen Sonntagsspielen live bieten wir ab 2025 so viel Bundesliga wie nie zuvor bei DAZN. Dazu zeigen wir weiterhin über 90% der UEFA Champions League und mit LALIGA, Serie A und Ligue 1 drei der besten internationalen Ligen. Damit haben wir das beste und relevanteste Angebot für Fußball-Fans in Deutschland – und auch für potenzielle Werbepartner.

Was unterscheidet Ihre kommende Bundesliga-Konferenz konkret vom etablierten Produkt des Wettbewerbs – wird DAZN hier etwas ganz Neues bieten oder orientieren Sie sich an Bekanntem?
Die Bundesliga Konferenz ist ein bewährtes und über Jahre etabliertes Produkt. Deshalb werden und wollen wir das Rad nicht neu erfinden, aber an ein paar Stellschrauben drehen, um unsere DAZN DNA einfließen zu lassen und das beliebte Format noch besser zu machen. Wir orientieren uns an dem, was bei den Fans seit Jahren gut ankommt, bringen aber unsere eigene Handschrift mit ein – sowohl inhaltlich als auch produktionstechnisch.

Durch unseren Ansatz „Das Stadion ist unser Studio“ sorgen wir beispielsweise für noch mehr Nähe und Emotion – mit Live-Berichterstattung direkt von der Grasnarbe aus den Stadien, jeden Samstag aus einem anderen. Beispielsweise werden zum Bundesliga-Auftakt Laura Wontorra und Sami Khedira aus Frankfurt die Konferenz moderieren. Zudem haben wir unser Team gezielt erweitert, mit starken Neuzugängen wie Nils Petersen oder Robby Hunke, setzen gleichzeitig auf unsere bekannten und beliebten Gesichter wie Laura und Sami und haben ein erstklassiges Team aus erfahrenen und neuen Konferenz-Stimmen an Bord, wie Oliver Forster oder Florian Malburg.

Mit Köln und Hamburg kehren zwei große Traditionsvereine in die Bundesliga zurück. Wie stark wirken sich solche Aufsteiger auf das Zuschauerinteresse und Ihre Vermarktungspotenziale aus?
Köln und Hamburg gehören zu den größten Traditionsvereinen Deutschlands, verfügen beide über große, emotionale und sehr relevante Fanbases. Das ist für die Bundesliga hilfreich und damit natürlich auch für uns als Broadcaster. Das Zuschauerinteresse steigt und somit die Relevanz aus Vermarktungssicht. Wir freuen uns sehr, beide wieder in der Bundesliga zu sehen – und ganz besonders freuen wir uns auf den 1. Spieltag, an dem wir beide Teams bei ihrer Bundesliga-Rückkehr sonntags auf DAZN live und exklusiv direkt hintereinander zeigen.

Man könnte provokant fragen: War das für DAZN eher Glück, dass ausgerechnet diese beiden Quotenbringer aufsteigen – oder war das bereits Teil Ihrer strategischen Planung bei den neuen Bundesliga-Rechten?
Bei der strategischen Planung rund um die Bundesliga-Rechte spielen viele Faktoren eine Rolle, auf einzelne Auf- oder Absteiger zu setzen, käme aber einem Roulette-Spiel gleich. Dass mit Köln und Hamburg zwei so traditionsreiche Vereine aufsteigen, ist für uns ein zusätzlicher Gewinn. Solche Mannschaften bringen enorme Strahlkraft mit – das hilft dem gesamten Wettbewerb und ist auch für uns als Plattform von Vorteil.

Welche Rolle spielen emotionale Storylines wie der Wiederaufstieg von Traditionsclubs für Ihre Content-Strategie im Bundesliga-Umfeld? Wird es mehr redaktionelle Formate dazu geben?
Emotionale Storylines sind ein zentraler Bestandteil unserer Content- und auch Vermarktungsstrategie – denn genau davon lebt der Fußball. Wir arbeiten seit Jahren mit starken Brands zusammen, um diese Stories gemeinsam zum Leben zu erwecken. Zum Beispiel haben wir zuletzt gemeinsam mit Porsche die Jugendarbeit des VfB Stuttgart in einer spannenden Doku beleuchtet oder zur EM letztes Jahr die «Becks Euro Show» produziert. Aktuell läuft zur Frauen-EM die Dokuserie «Never Stop Growing», die wir gemeinsam mit Lidl umgesetzt haben. Der Wiederaufstieg von Traditionsvereinen wie Köln und Hamburg bietet da natürlich für die Zukunft großes Potenzial.

DAZN war lange der „Streaming-Außenseiter“, jetzt gehören Ihnen massive Rechtepakete im deutschen Fußball. Wie verändert sich dadurch Ihre Position im Kampf um Werbekunden und Sponsoren?
Wir sind die Nummer 1 für Fußball-Fans in Deutschland. Mit der Bundesliga-Konferenz, der UEFA Champions League, den Top-Ligen Europas, einem breiten Frauenfußball-Angebot oder auch der kürzlich zu Ende gegangenen FIFA Klub-WM, die nach Zuschauer-Reichweiten und Vermarktungs-Erlösen ein sehr großer Erfolg war, übertragen wir die relevantesten Fußball-Rechte im deutschen Markt.

Das spiegelt sich im Werbemarkt, bei Ansprache und auch in den Verhandlungen mit unseren Werbepartnern wider. Und diese Entwicklung war auch ein entscheidender Faktor dafür, dass wir in Deutschland seit letztem Jahr profitabel sind. Mit den neuen Rechtepaketen stärken wir unsere Position weiter und erhöhen die Attraktivität für Werbepartner und Sponsoren.

Es gab in den vergangenen Jahren deutliche Preiserhöhungen – von ursprünglich rund 12 Euro auf teils mindestens 35 Euro pro Monat für Bundesliga (Konferenz + Samstag im Jahrespaket). Wie rechtfertigen Sie diese Entwicklung gegenüber den treuen Bestandskunden?
Ganz ehrlich: Das ist doch ein alter Hut und haben wir zur Genüge transparent erklärt. Unsere Preisgestaltung ist fair und spiegelt den Wert unseres Angebots wider. Anders als andere Anbieter, die trotz geringerem Rechteumfang ihre Preise zur neuen Saison sogar erhöht haben, haben wir genau das nicht getan – obwohl durch die Konferenz und das dadurch verbesserte Angebot eine Rechtfertigung vorhanden gewesen wäre. Ganz im Gegenteil: Die Bundesliga Konferenz wird von uns ohne Zusatzkosten für alle Kunden, sowohl bestehende als auch Neuabonnenten, kostenlos in alle Pakete integriert. Damit ist sie z.B. mit „Super Sports“ aktuell ab 19,99 € zu haben und war durch ein Sonderangebot temporär sogar ab 9,99 € verfügbar. Wann gab es die Bundesliga zuletzt zu so einem attraktiven Preis?

DAZN präsentiert sich oft als Innovationsführer. Können Sie uns einen Ausblick geben: Welche Neuerungen, vielleicht auch technisch oder interaktiv, dürfen Abonnenten zur Bundesliga erwarten?
Zur neuen Bundesliga-Saison setzen wir nicht nur inhaltlich, wie bereits beschrieben, sondern auch technisch auf Innovation. Wir haben bei der Klub-WM erstmals in HDR und mit Dolby 5.1 Audio übertragen, werden das nun auch bei den Highlight-Spielen in der Bundesliga und UEFA Champions League tun. Die DAZN-App wurde grundlegend überarbeitet: mit neuem Look, besserer Übersicht und neuen Features wie News oder Stats & Scores. Zudem bauen wird das Second-Screen-Erlebnis aus, haben die DAZN „FanZone“ grundlegend verbessert – mit interaktiven Elementen wie Quizzes, Mini-Games und Gewinnspielen, die das Live-Erlebnis noch unterhaltsamer machen. Das haben wir bei der Klub-WM sehr erfolgreich getestet. In der DACH-Region lag die durchschnittliche Engagement-Rate in der FanZone bei 27 Prozent, insgesamt haben wir während der Klub-WM über zwölf Millionen Interaktionen gezählt.

Gerade bei jungen Zielgruppen, wo DAZN eine starke Präsenz verzeichnet, sind solche Formate beliebt und erzielen – wie die Zahlen belegen – eine große Reichweite auf DAZN.

Wie wichtig sind Free-Inhalte oder Social-Media-Formate für Sie, um neue Zielgruppen zu gewinnen – besonders bei einer jungen Fußballgeneration, die nicht mehr zwingend klassische Paywalls gewohnt ist?
Social Media spielt schon immer eine zentrale Rolle in unserer Content-Strategie und die neue Bundesliga-Rechteperiode bietet uns noch mehr Möglichkeiten das auszubauen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Berührungspunkte zu schaffen und Sport so zugänglich wie möglich zu machen. Deshalb, und natürlich auch aufgrund des Vermarktungspotentials, haben wir vor zwei Jahren ein kostenlos und frei verfügbares DAZN-Angebot gestartet. Wir experimentieren hier noch viel, welche Inhalte wie und in welchen Zielgruppen funktionieren. Auch kostenlose FAST-Channels sind elementarer Bestandteil unserer Strategie. Mit Pluto und Samsung haben wir dafür starke Partner an unserer Seite.

Die Rechtekosten im Profifußball steigen weiter. Wie lange ist das aus Ihrer Sicht noch wirtschaftlich darstellbar – oder muss sich das ganze System mittelfristig neu austarieren?
Wir beweisen seit etwa einem Jahr als erster Pay-Anbieter in Deutschland, dass nachhaltige Profitabilität im Sport auch als Broadcaster möglich ist. Das hat vor uns seit Einführung des Pay-TVs in Deutschland niemand geschafft und unterstreicht die Resilienz unserer Strategie. Die englische Premier League ausgenommen, die einen entscheidenden Teil ihres enormen Umsatzes durch Medienrechte aber auch auf den internationalen Märkten generiert, sind die Rechtekosten in den großen europäischen Märkten zuletzt stagniert, oder sogar gefallen. Lässt man die Inflation unberücksichtigt, hat die Bundesliga ihr nationales Ergebnis im Vergleich zum letzten Tender vor vier Jahren stabil gehalten. In Spanien, Italien und Frankreich waren die Umsätze sogar rückläufig.

DAZN arbeitet stark mit Sportwetten-Partner zusammen. International hörte man, dass DAZN selbst mit einem eigenen Angebot starten wollte. Was ist daraus geworden und was halten Sie von Sportwetten?
DAZN Bet ist bereits seit etwa zwei Jahren fester Bestandteil unseres Angebots und ist Teil unserer Mission, die ultimative Destination für alle Sportfans zu erschaffen. Neben Live-Sport-Übertragungen als Kern gehören dazu Sportwetten, aber zum Beispiel auch der DAZN Shop für Merchandise. Wir haben darüber hinaus erste Schritte im Ticketing unternommen und – wie oben bereits beschrieben – unsere App zuletzt grundlegend verbessert. Auch Features wie die FanZone, der News-Bereich oder Stats & Scores gehören dazu. Unser Ziel ist es, eine 360-Grad-Plattform zu kreieren, auf der Fans all das finden, was sie im und rund um ihren Sport lieben.

Danke für Ihre Zeit!
19.08.2025 12:41 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/163726