Vom großen Glück, noch einmal neu anzufangen und warum zweite Chancen nicht nur im Märchen funktionieren.

Mit „Wenn Ende gut, dann alles“ hat Volker Klüpfel, bekannt als eine Hälfte des Erfolgsduos hinter den „Kluftinger“-Krimis, ein Buch geschrieben, das sich diesmal nicht um Morde, sondern um Neuanfänge dreht – und zwar im echten Leben. Und doch bleibt der Ton unverkennbar: warmherzig, pointiert und mit diesem leicht augenzwinkernden Humor, der ernste Themen nicht kleinredet, sondern lesbarer macht.
Der Titel spielt bewusst mit dem Sprichwort „Ende gut, alles gut“ – und dreht es um: Hier geht es nicht um ein märchenhaftes Happy End, sondern um den Mut, nach einem Ende tatsächlich neu zu beginnen. Klüpfel widmet sich den Brüchen im Leben, die wir alle kennen: dem Ende einer Beziehung, dem Abschied vom langjährigen Job, dem Umzug in eine neue Stadt oder dem Verlust vertrauter Routinen. Er erzählt von Menschen, die vor einer scheinbar geschlossenen Tür stehen – und dann den Mut finden, eine andere aufzustoßen.
Klüpfel verwebt wahre Geschichten, persönliche Beobachtungen und gesellschaftliche Reflexionen zu einem unterhaltsamen, aber durchaus nachdenklichen Leseerlebnis. Seine Stärke ist, dass er nicht nur von den „großen“, dramatischen Neuanfängen erzählt, sondern auch von den kleinen, die oft im Verborgenen beginnen: einer spontanen Reise, einer neu entdeckten Leidenschaft, einer Veränderung im Alltag, die ungeahnte Dynamik auslöst.
Dabei arbeitet er immer wieder heraus, dass Enden ambivalente Momente sind: Sie können schmerzhaft, verwirrend und beängstigend sein – und gleichzeitig voller Chancen stecken. Neuanfänge, so zeigt er, sind keine einmaligen Ereignisse, sondern ein wiederkehrender Bestandteil des Lebens. Wer akzeptiert, dass Abschiede dazugehören, erlebt Übergänge weniger als Katastrophe, sondern als Möglichkeit zur Selbstgestaltung.
Neben der erzählerischen Ebene liefert das Buch auch praktische Impulse. Klüpfel streut kleine Anregungen und Fragen ein, die zum Nachdenken anregen: Was wollte man schon immer einmal ausprobieren? Was würde man tun, wenn man keine Angst hätte zu scheitern? Welche Tür steht eigentlich schon halb offen, ohne dass man es bemerkt? Diese Passagen machen das Buch nicht nur unterhaltsam, sondern auch zu einer Art sanftem Ratgeber, der mehr inspiriert als belehrt.
Charakteristisch für Klüpfel ist sein humorvoller Blick auf Situationen, die andere vielleicht zu schwer nehmen würden. Er nimmt den Leser mit an Orte, an denen man Abschiede feiert, anstatt sie zu beweinen, oder zeigt, wie eine vermeintliche Niederlage zum Startschuss für das schönste Kapitel werden kann. Und immer wieder blitzt dabei der Geschichtenerzähler durch, der pointierte Dialoge, schräge Figuren und warmherzige Milieuschilderungen so beherrscht, wie man es aus seinen Krimis kennt.
„Wenn Ende gut, dann alles“ ist auch ein gesellschaftliches Statement: In einer Kultur, in der Brüche im Lebenslauf oft als Makel gelten, plädiert Klüpfel für eine offenere Haltung gegenüber zweiten Chancen – und dritten, vierten oder fünften. Er macht Mut, das Narrativ vom „Scheitern“ umzuschreiben und stattdessen vom „Neuanfang“ zu sprechen. Mit „Wenn Ende gut, dann alles“ legt Volker Klüpfel ein herzliches, optimistisches und lebensnahes Buch vor, das sich leicht liest und dennoch lange nachhallt. Es ist für alle, die gerade in einer Übergangsphase stecken – ob gewollt oder erzwungen – ebenso geeignet wie für diejenigen, die einfach Lust auf frische Perspektiven haben. Klüpfel gelingt es, Hoffnung zu schenken, ohne Probleme zu beschönigen. Ein Buch, das zeigt: Das Ende einer Geschichte kann der beste Anfang für eine neue sein.