VOX 2024/2025: VOX braucht wieder einen wie Bernd Reichart

Während langjährige Formate wie «Die Höhle der Löwen» und «First Dates» langsam an Strahlkraft verlieren, fehlt es dem Sender zunehmend an frischen Ideen. Neue Shows floppen oder verschwinden nach wenigen Ausgaben – und die Strategie, erfolgreiche Programme weiterzuentwickeln, scheint vernachlässigt zu werden. Dabei hätte VOX einmal mehr das Potenzial, zum Impulsgeber im deutschen Fernsehen zu werden.

Vor zwölf Jahren wechselte Bernd Reichart von der RTL-Tochter Atresmedia zurück nach Deutschland. Nachdem er die Sender in Spanien erfolgreich geführt hatte, durfte er mit seiner Expertise in Deutschland durchstarten. Unter seiner Verantwortung entstanden unter anderem die noch heute erfolgreichen Formate «Die Höhle der Löwen» und «Sing meinen Song». Auch die Fernsehserie «Club der roten Bänder» wurde von ihm mitinitiiert. Seit Reicharts Wechsel in die RTL-Führung – und seinem späteren Abschied – läuft es für VOX zwar ordentlich, doch die großen Innovationen bleiben aus.

Zwar setzte VOX im vergangenen Jahr noch auf neue Experimente wie «Full House – Family XXY», «Save the Date – Wen heirate ich in 50 Tagen?», «Herz an Bord» und «My Mom, Your Dad», viele dieser Programme floppten jedoch. Immerhin wurde noch versucht, neue Ideen zu entwickeln. Die wichtigste Innovation 2024 war die Verpflichtung von Sebastian Lege, der mit «Lege kommt auf den Geschmack» sein bekanntes Format «besseresser» in leicht veränderter Form fortführte. Mit Reichweiten von 0,97, 1,03, 0,97 und 1,03 Millionen Zuschauern im Vorweihnachtsprogramm erzielte die Sendung ordentliche Werte – auch bei den Marktanteilen lag man über dem VOX-Durchschnitt.

Doch der Montagabend besteht bei VOX seit Jahren nahezu unverändert aus «Die Höhle der Löwen», «First Dates Hotel» und «Goodbye Deutschland! Die Auswanderer». In diesem Jahr schwächelte das Verkuppeln auf Mallorca deutlich im Vergleich zu den Vorjahren – ein Ersatzformat ist jedoch nicht in Sicht. Obwohl VOX «Lego Masters» vom Hauptsender RTL übernahm und damit in der Zielgruppe punktete, wurde die Werbeshow des dänischen Konzerns eingestellt. Im Oktober 2024 versuchte der Sender mit «The Piano» ein neues Format zu etablieren – allerdings eingerahmt von Dauerbrennern wie «Hot oder Schrott – Die Allestester», dessen Publikum wohl weniger auf Klaviermusik steht. Auch die neuen Folgen von «Wir werden groß!» liefen inmitten alter Sendestrecken.

Einen Achtungserfolg verbuchte VOX mit der neuen Show «Herbstresidenz», auch wenn diese nur aus vier Folgen bestand. Seit April 2025 hört man jedoch nichts mehr von dem ambitionierten Projekt – ein typisches VOX-Problem: Sobald eine Produktion abgedreht ist, fällt jede redaktionelle Weiterentwicklung durch das Raster. Das gilt auch für das tägliche «First Dates» sowie für den Ableger «First Dates Hotel». Obwohl neue Folgen längst im Kasten sind, werden aktuelle Entwicklungen kaum eingebunden – schade! Auch mittwochs sah es lange dünn aus. Neben der «Herbstresidenz» überzeugte zuletzt nur «Doc Caro – Jedes Leben zählt». Formate wie «Feuer, Wasser, Erde, Luft – Retter in ihrem Element» und «110 im Dauereinsatz» enttäuschten hingegen auf ganzer Linie. Mäßig erfolgreich liefen die ersten beiden Staffeln von «Daniela Katzenberger» am Freitagabend. Andere Formate wie «Wo die Liebe hinfällt – Jedes Paar ist anders» reihen sich nahtlos an «Goodbye Deutschland!» an. Für die Zuschauer ist dabei kaum nachvollziehbar, ob es sich um neue oder alte Folgen handelt – oft wird einfach durchgesendet.

Die Programmstrategie von VOX steht auf wackligen Beinen: Viele Sendeplätze sind unbesetzt, am Mittwochabend laufen monatelang Wiederholungen von «Bones» – einer mittelmäßigen Serie, die 2017 eingestellt wurde. Der Versuch, neue Formate im Anschluss an etablierte Hits zu starten, wurde zuletzt kaum noch unternommen. Seit dem Start von «Die Höhle der Löwen» hat kein einziges neues Format im Anschluss den Sprung auf einen eigenen Sendeplatz geschafft. Stattdessen dominieren Wiederholungen von «Goodbye Deutschland!».

Die Verantwortlichen bei VOX müssen aufwachen: Der Sender verfügt über bewährte Formate im Bereich Reality und Factual. Doch fast alle erfolgreichen Sendungen haben inzwischen mehr als fünf Jahre auf dem Buckel – und die Quoten sinken schleichend weiter. Im vergangenen Jahr rutschte der Marktanteil von 6,4 auf 6,1 Prozent, beim Gesamtpublikum sogar von 4,5 auf 4,3 Prozent. Zuletzt wurde VOX wieder von Sat.1 (6,6 %) geschlagen.

Die Antwort kann nicht in einer zweiten Staffel von «Sing meinen Schlager» liegen, sondern in neuen Unterhaltungsformaten. Auch die Neuverfilmung von «Club der roten Bänder» wird VOX nicht aus der Quotentalsohle holen. Was jetzt gebraucht wird, ist ein neuer Bernd Reichart – jemand, der nicht nur verwaltet, sondern gestaltet.
17.08.2025 12:34 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/163538