Podstars: «Schreiben & Schreddern»

Marc Uwe Kling trifft bei seiner radioeins-Sendung zahlreiche Kreative aus der Branchen.

Wie entsteht eigentlich ein gutes Buch, ein Drehbuch, ein Spiel oder ein Songtext? Was inspiriert Künstler? Und wie entscheiden sie, was am Ende bleibt – und was auf dem kreativen Schredderhaufen landet? Mit genau diesen Fragen beschäftigt sich der Podcast «Schreiben & Schreddern» von radioeins, moderiert vom bekannten Autor und Kabarettisten Marc-Uwe Kling. In der zweiten Staffel des beliebten Formats trifft er erneut auf kreative Köpfe aus Literatur, Film, Aktivismus, Musik und Spielentwicklung – und spricht mit ihnen vor Live-Publikum über den oft unsichtbaren Weg von der Idee bis zum fertigen Werk.

Der Clou: Hier geht es nicht um Standardfragen zu Haustieren oder Heimatorten. Stattdessen richtet sich der Blick hinter die Kulissen der Kreativität. In entspannter Atmosphäre diskutiert Kling mit seinen Gästen über Schreibprozesse, gescheiterte Ideen, innere Kritiker und den Moment, in dem man weiß: „Das ist es!“ Oder eben nicht. Schon die Gästeliste zwei Staffeln ist hochkarätig und vielseitig: Luisa Neubauer, Sebastian Fitzek, Inka und Markus Brand, Walter Moers (repräsentiert durch Felix Römer), Fil, Tom Tykwer, Andreas Fröhlich und Karoline Herfurth – sie alle geben intime und unterhaltsame Einblicke in ihr kreatives Schaffen.

In der Auftaktfolge spricht Kling mit Luisa Neubauer, die als Klimaaktivistin und Rednerin regelmäßig große Bühnen betritt – aber auch Texte schreibt, die Menschen bewegen sollen. Gemeinsam fragen sie sich, wie viel persönliche Emotion in politische Botschaften passt und wie sich Sprache verändert, wenn sie auf Aktivismus trifft. In der Ausgabe mit Sebastian Fitzek geht es um den vielleicht spannendsten deutschen Thrillerautor der Gegenwart – und um die Frage, wie man eigentlich einen echten Page-Turner schreibt. Dabei wird deutlich, dass hinter jeder überraschenden Wendung oft monatelange Strukturarbeit steckt – und dass Fitzek viele Kapitel mehrfach „schreddert“, bis sie den perfekten Spannungsbogen ergeben.

Inka und Markus Brand, das erfolgreichste Spieleentwicklerpaar Deutschlands (u. a. „EXIT – Das Spiel“), zeigen, dass Kreativität auch spielerisch sein kann. Sie erzählen, wie aus kleinen Ideen komplexe Spielwelten entstehen – und warum man beim Spieledesign genauso viel wegwirft wie beim Schreiben. Eine ganz besondere Folge ist dem fantastischen Autor Walter Moers gewidmet, der in der Öffentlichkeit kaum auftritt. Für den Podcast lässt er sich von Poetry Slammer Felix Römer vertreten, der in Moers’ Rolle über Zamonien, das Erfinden von Fantasiewelten und literarische Freiheit spricht. Das ist ebenso skurril wie faszinierend – und zeigt, wie ernsthaft fantastische Literatur sein kann.

Auch der Berliner Komiker und Musiker Fil bringt mit seiner Folge über Komik in der Musik eine neue Facette ins Gespräch. Gemeinsam mit Kling diskutiert er über Timing, Ironie und die Frage: Was ist eigentlich wirklich witzig – und was nur albern? Mit Tom Tykwer wird es schließlich filmisch. Der Regisseur von «Lola rennt» spricht über das Schreiben fürs Bild, über Rhythmus im Schnitt und über künstlerisches Vertrauen in einem Medium, das nie allein entsteht.

«Schreiben & Schreddern» ist mehr als ein Podcast – es ist eine Hommage an den kreativen Prozess. Marc-Uwe Kling gelingt es, seinen Gästen auf Augenhöhe zu begegnen, sie aus der Reserve zu locken und gleichzeitig das Publikum mit Witz, Tiefe und Neugier zu unterhalten. Die Mischung aus Handwerk, Philosophie und Scheitern macht den Podcast zu einem Must-Hear für alle, die selbst kreativ arbeiten – oder einfach verstehen wollen, wie Geschichten gemacht werden. Neue Folgen erscheinen freitags, abrufbar über radioeins, in der ARD Audiothek und auf allen gängigen Plattformen.

24.08.2025 12:47 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/163449