Nico Rogner über Liebe, Zufälle und das richtige Timing
In «Nächte vor Hochzeiten» spielt Nico Rogner einen Mann im emotionalen Ausnahmezustand. Im Interview spricht er über Liebe als Entscheidung, kulinarische Verführung und das Geschenk unerwarteter Wendungen.
Herr Rogner, in «Nächte vor Hochzeiten» spielen Sie Matthias – einen Mann, der kurz vor der Hochzeit steht, ohne zu ahnen, dass sich alles ändern könnte. Was hat Sie an dieser Figur gereizt?
Umbrüche und Schnittstellen im Leben sind immer interessant zu spielen. Sie sind mit Hindernissen verbunden, die man überwinden muss. Und wenn eine Figur kämpfen muss, dann wird es spannend.
Der Film handelt von dem Moment, in dem man plötzlich alles infrage stellt. Glauben Sie selbst an die „eine große Liebe“ – oder eher an Partnerschaft als bewusste Entscheidung?
Sowohl als auch. Ich glaube an mehrere „große Lieben“ oder auch an gar keine. Ich denke, vieles ist Zufall und somit auch einfach Glückssache. Dem Glück kann man natürlich auch auf die Sprünge helfen, indem man sich dem Leben stellt und praktisch begünstigende Bedingungen schafft.
Ihr Charakter Matthias ist Koch – Sie selbst lieben das Kochen auch privat. Inwiefern konnten Sie da eigene Erfahrungen oder Vorlieben mit einfließen lassen?
Vielleicht kam es mir zugute, dass ich weiß, wie man sich hält, wie man das Messer führt, wie beispielsweise ein „coulis“ oder andere Feinheiten am Ende auf einem Gericht aufgebracht werden. Also für Bewegungsabläufe und Tempo, aber wir verbringen in der Geschichte nicht wirklich so viel Zeit beim Kochen.
Wenn Sie Matthias ein Signature-Dish geben müssten – was würde er für Mely kochen, um ihr Herz zurückzugewinnen?
Ich denke, Birne mit Camembert in Blätterteig, ein Steinpilzrisotto mit Safran und ein Kirsch-Clafoutis danach hätten Wunder wirken können. Da hätte er mal drüber nachdenken sollen.
Sie haben über 15 Jahre in Frankreich gelebt und einen italienischen Patenonkel – wie sehr beeinflusst diese mediterrane Prägung Ihre Lebens- und Arbeitsweise heute?
Ich bin wirklich zu einer Frostbeule mutiert, vor allem nach den römischen Jahren. Ansonsten lassen sich die Prägungen hauptsächlich aufs Kulinarische reduzieren.
Und vielleicht auch auf das Auge fürs Detail, also überwiegend in der Küche.
Was darf in Ihrer Küche nie fehlen – und was halten Sie von schnellen Gerichten wie Ihrer Lieblingsspeise Bucatini all’Amatriciana?
Ich würde sagen Pasta, und zwar von der richtigen (guten) Sorte, ein paar Zucchini, Knoblauch, Zwiebeln, getrocknete Chilischoten, Parmesan, Creme fraîche, Mehl, Eier und eine Tomaten-Passata. Wenn dann noch guter Espresso im Haus ist, kann man ganz gut eine Weile durchkommen.
Für die Bucatini würde die Grundausstattung allerdings nicht reichen. Dafür bräuchte man zusätzlich eine besondere Sorte Speck (Guanciale aus der Backe), Pecorino romano und einen Weißwein.
Der Film lebt stark von den kleinen Zufällen des Lebens. Haben Sie selbst schon einmal eine Entscheidung getroffen, weil Ihnen „der Zufall“ den Weg gezeigt hat?
Auf der Schauspielschule in Rom bin ich beispielsweise gelandet, weil ich durch einen Freund einen bekannten italienischen Schauspieler kennengelernt habe, der mir diese Schule empfohlen hat. Durch hat sich sicher mein ganzes Leben verändert.
«Nächte vor Hochzeiten» stellt die Frage, ob man das Richtige tut – auch wenn das Herz etwas anderes sagt. Wie gehen Sie persönlich mit solchen inneren Widersprüchen um?
Ich glaube, am Ende ist Erfahrung der beste Wegweiser. Man muss doch Vielem eine Chance geben, Dinge ausprobieren, ob im Persönlichen oder in anderen Lebenssituationen. Aber manchmal gibt es ja auch Beziehungen, die einfach nicht funktionieren, dann muss man schweren Herzens eine Entscheidung dagegen treffen, bevor man zusammen unglücklich wird.
Wie war die Zusammenarbeit mit Seyneb Saleh, Anton Spieker und dem Team um Regisseur Ingo Rasper für Sie? Gab es besondere Momente am Set, an die Sie gerne zurückdenken?
Seit aus einem potentiellen Projekt vor ein paar Jahren nichts wurde, hatte ich auf die Gelegenheit gewartet, mit Ingo Rasper arbeiten zu können. Daher war ich froh, dass es bei NVH endlich dazu gekommen ist. Ingo strahlt eine tolle Ruhe und Gelassenheit am Set aus, eine Mischung aus Vertrauen und genau zu wissen, was er möchte. Seyneb und Anton waren sowohl menschlich als auch beruflich eine tolle Entdeckung.
Was nehmen Sie persönlich aus dem Film mit – und was wünschen Sie sich, dass das Publikum aus «Nächte vor Hochzeiten» mit nach Hause nimmt?
Auf jeden Fall eine Freundschaft mit Seyneb, eine wunderschöne Stadt kennengelernt zu haben, und die Erkenntnis, dass man die Menschen im flämischen Teil Belgiens doch besser auf Englisch als auf Französisch anspricht. Vielleicht, dass man im Leben mit allem rechnen kann und dass die etwas überraschenden Veränderungen keine Verschlechterung bedeuten müssen, sondern eine Chance für etwas Neues sein können.
Danke für Ihre Zeit!
Das Erste zeigt «Nächte vor Hochzeiten» am Samstag, den 9. August 2025, um 20.15 Uhr. Bereits am Donnerstag ist der Film in der ARD Mediathek.