«Der weiße Hai» wird 50 – und kehrt zurück auf die große Leinwand

Steven Spielbergs Kultfilm «Der weiße Hai» feiert ein halbes Jahrhundert Filmgeschichte – verspätet, aber wirkungsvoll. Am 5. August 2025 zeigt die Best-of-Cinema-Reihe den Klassiker deutschlandweit im Kino. Zeit für eine Würdigung.

Manchmal beißt ein Film so heftig zu, dass man ihn nie wieder vergisst. «Der weiße Hai», Steven Spielbergs Thriller-Meisterwerk, gehört zu diesen seltenen Fällen. Als der Film am 20. Juni 1975 in den US-Kinos anlief, veränderte er das Kino für immer. Der Begriff „Blockbuster“ bekam eine neue Bedeutung, der Sommer als Startfenster für große Produktionen war plötzlich gesetzt, und ein damals 27-jähriger Regisseur aus Ohio wurde zum Star. In Deutschland lief der Film zwar erst ein halbes Jahr später an, am 18. Dezember 1975 – gefeiert wurde das runde Jubiläum bislang trotzdem weder im Juni noch zum kommenden Winter. Doch am 5. August 2025 holt die „Best of Cinema-Reihe“ nach, was längst überfällig ist: Sie bringt den legendären Hai zurück auf die große Leinwand – für einen einzigen, besonderen Kinoabend.

«Der weiße Hai» ist mehr als nur ein Film über ein riesiges Tier. Es ist ein Psychothriller, ein Gesellschaftsdrama, ein Abenteuerfilm – und nicht zuletzt ein Paradebeispiel für effektives Filmemachen mit begrenzten Mitteln. Der weiße Hai selbst, ein mechanisches Modell namens „Bruce“, bereitete dem Team beim Dreh enorme Probleme. Er war unzuverlässig, schwer zu steuern und fiel häufig aus. Regisseur Steven Spielberg reagierte kreativ – und setzte den Hai so wenig wie möglich in Szene. Stattdessen arbeitete er mit Andeutungen, Kameraperspektiven und der Musik von John Williams. Das Ergebnis war umso wirkungsvoller: Aus Angst vor dem Unbekannten wurde Terror im Kopf der Zuschauer.

Ein Funfact, der heute zum Mythos gehört: Als John Williams Spielberg das musikalische Thema zum Hai vorspielte – zwei einfache, pulsierende Töne auf dem Klavier –, hielt der Regisseur das zunächst für einen Scherz. Doch das Motiv entwickelte sich zu einem der bekanntesten der Filmgeschichte. Es braucht heute nur wenige Sekunden, und schon fühlen wir uns an die Strände von Amity Island zurückversetzt – und an das Gefühl, dass unter der Wasseroberfläche etwas lauert.

Auch aus ökonomischer Sicht schrieb «Der weiße Hai» Geschichte: Mit einem Einspielergebnis von rund 470 Millionen Dollar wurde er zum erfolgreichsten Film aller Zeiten – bis «Star Wars» zwei Jahre später das Ruder übernahm. Die Blockbuster-Ära war eröffnet, und Spielberg hatte bewiesen, dass Spannung und Massenattraktivität kein Widerspruch sind. Heute gehört «Der weiße Hai» zu den ewigen Klassikern, regelmäßig auf Bestenlisten vertreten, vielfach zitiert und analysiert. In Filmstudiengängen gilt er als Paradebeispiel für Aufbau, Spannungsbogen und visuelles Storytelling.

Dass das 50-jährige Jubiläum des Films in Deutschland bislang eher still übergangen wurde, überrascht – und ist ein weiterer Beleg dafür, wie wenig öffentlich gefeierte Kinokultur es hierzulande manchmal gibt. Im Rahmen der „Best of Cinema“-Reihe wird «Der weiße Hai» deutschlandweit in ausgewählten Kinos gezeigt. Für viele Zuschauer dürfte das die erste Gelegenheit sein, den Klassiker auf der großen Leinwand zu erleben – mit entsprechendem Sound, großer Projektion und der kollektiven Atmosphäre, die nur ein Kinosaal bieten kann.

Man darf diesen Abend durchaus als kleine Wiedergutmachung verstehen. Schließlich hat der Film nicht nur Generationen von Badenden das Schwimmen verleidet, sondern auch eine neue Ära des Hollywood-Kinos eingeleitet. Zwischen Nostalgie, Spannung und filmhistorischer Bedeutung bietet der Kinoabend im August die Möglichkeit, die Zähne eines Klassikers noch einmal zu spüren. Und wer weiß: Vielleicht verlässt man danach das Kino mit dem Gefühl, beim nächsten Badeausflug doch lieber in der Nähe des Ufers zu bleiben.

«Der weiße Hai» kann bei Joyn gratis gestreamt werden und ist im Netflix-Abo enthalten. Da Kabel Eins Classics die gesamte Reihe wiederholte, kann diese auch kostenlos angesehen werden.
04.08.2025 13:06 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/163365