Maral Bazargani: ‚Ein Mini-Olympia für alle – und ich mittendrin‘

Die frühere Leichtathletin Bazargani moderiert diesen Sommer erstmals das «sportstudio live» – und bringt sportliche Erfahrung, journalistisches Feingefühl und die Freude an emotionalen Geschichten mit auf den Bildschirm.

Frau Bazargani, Sie stehen in diesem Sommer erstmals für das «sportstudio live» vor der Kamera – wie haben Sie sich auf diese neue Rolle vorbereitet?
Ich darf bei Leichtathletik-Wettkämpfen moderieren, bei denen ich mich seit vielen Jahren sehr gut auskenne: Erst habe ich selbst Leichtathletik betrieben – und seit 2017 berichte ich überwiegend hinter der Kamera über die Leichtathletik-Großevents, erst für die ARD, jetzt für das ZDF. Ich kenne also die Abläufe und weiß, worauf es ankommt. Ich durfte für die ARD 2022 auch vertretungsweise schonmal bei einer Leichtathletik-WM moderieren. Ich bin also in diese Rolle hineingewachsen.

Mit den Finals 2025 in Dresden steht ein Leichtathletik-Event auf Ihrem Plan. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Ich freue mich auf die Stimmung in der Stadt. Bei so einem großen Sport-Event ist die ganze Stadt in einer besonderen Stimmung. So war das auch bei den European Championships in München – da waren die Menschen in einem freundlichen Miteinander und einer sportlichen Vorfreude.

Als frühere 400-Meter-Läuferin kennen Sie die Perspektive der Athletinnen und Athleten. Wie hilft Ihnen diese Erfahrung in der Live-Moderation?
Meine Hauptaufgabe ist es, die Interviews zu führen – und da hilft mir diese Perspektive enorm. Ich verstehe, was es bedeutet, da an der Startlinie zu stehen und auch zu scheitern. Ich denke, dass ich dadurch auch mal andere Fragen stellen kann.

Sie waren viele Jahre ein bekanntes Gesicht bei «logo!». Was war der Reiz, jetzt zur Sportberichterstattung zu wechseln – oder war das eher eine Rückkehr zu Ihren Wurzeln?
Ich moderiere immer noch «logo!» – und das wird auch noch eine Weile so bleiben: Bei den Leichtathletik-Events bin ich für die ZDF-Sportredaktion vor Ort, sonst bin ich bei «logo!». Für mich ist das die perfekte Mischung. Die Nachrichtenwelt für Kinder aufzudröseln und bei der coolsten Sportart überhaupt dabei zu sein – besser kann ich mir meine beruflichen Aufgaben im Moment nicht vorstellen. Und wenn man so will, ist beides eine „Rückkehr zu meinem Wurzeln“.

Bei den Finals treffen viele Sportarten aufeinander. Was macht für Sie persönlich den Reiz dieses Multisport-Events aus?
Für die Zuschauer ist es toll eine Stadt im Sportfieber zu erleben. Überall laufen Sportler und Sportlerinnen herum, überall ist gute Stimmung. Und für die Sportarten selbst ist es toll, dass sie sich mit der Aufmerksamkeit gegenseitig anstecken. So bekommen Zuschauer womöglich etwas von Sportarten mit, die sie sonst nicht auf dem Schirm hätten – ein Mini-Olympia eben.

Was unterscheidet für Sie die Stimmung bei einem klassischen Leichtathletik-Wettkampf wie dem ISTAF von einem Event wie den Finals, wo viele Sportarten gleichzeitig im Fokus stehen?
Die Stimmung im Stadion wird ähnlich sein – da sind die Leichtathletik-Fans vor Ort. Die Stimmung in der Stadt wird eine andere sein. Da bekommt man viel mehr mit, dass gerade etwas Sportliches in der Stadt passiert. Beim ISTAF in Berlin geht das in der Stadt dann zum Beispiel unter.

Die Leichtathletik-WM in Tokio im September ist sicher ein Höhepunkt Ihres Sportjahres. Welche Disziplinen verfolgen Sie dort ganz besonders gespannt?
Ich will mich – ganz diplomatisch – da gar nicht auf eine Disziplin festlegen. Ich verfolge alles in der Leichtathletik besonders gespannt – die Disziplinen, in denen wir deutsche Medaillenchancen haben, vielleicht etwas gespannter.

Sie sind eine der wenigen früheren Top-Athletinnen, die heute regelmäßig in der Sportmoderation zu sehen sind. Fehlt es dem Sportjournalismus an dieser Innenperspektive?
Ich glaube, dass der Sportjournalismus da mittlerweile ganz gut aufgestellt ist. Sowohl vor als auch hinter der Kamera gibt es viel Innenperspektive – aber auch die andere Seite und die Mischung sind wichtig.

Was liegt Ihnen beim Moderieren besonders am Herzen – Nähe zu den Athleten, emotionale Geschichten oder die Analyse des sportlichen Geschehens?
Mir liegt beim Interviewen am Herzen, den Athleten und Athletinnen die richtigen Fragen zu stellen. Die Fragen, die die Zuschauer und Zuschauerinnen hören wollen, und die Fragen, die den Athleten etwas nahbarer machen. Die Fragen, die einen verstehen lassen, was passiert ist. Die Fragen, bei denen der Zuschauer danach denkt: Ach, jetzt kenne ich den Athleten, die Athletin besser. Ich glaube das ist meine Hauptaufgabe in meiner neuen Funktion.

Wie wichtig ist es Ihnen, gerade jungen Zuschauerinnen und Zuschauern zu zeigen, dass man auch nach einer aktiven Sportkarriere neue Wege gehen kann?
Ich weiß noch, wie es für mich während meiner Sportkarriere manchmal sehr unklar war, wie es weiter gehen kann. Deshalb hoffe ich, dass ich zumindest zeigen kann, dass es ein Leben nach dem Sport gibt. Ich habe relativ früh mit dem Leistungssport aufgehört und auch nicht so intensiv trainiert, wie viele Profiathleten und -athletinnen, aber trotzdem denke ich, dass es ein Fingerzeig sein kann, wenn man hin und wieder denkt: „Was mache ich nur nach dem Sport.“

Vielen Dank für Ihre Zeit!
30.07.2025 12:28 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/163251