Hitzefalle Klub-WM: FIFA ignoriert Warnzeichen vor der großen Bühne

Tropenhitze, Spielunterbrechungen und fehlende Konsequenzen: Die Klub-WM zeigt, wie gefährlich gleichgültig die FIFA auf 2026 zusteuert.

Die FIFA hat mit der Klub-Weltmeisterschaft 2025 in den USA eine Art Generalprobe für die im Folgejahr stattfindende Fußball-WM gestartet – und dabei offenbart, dass man aus bisherigen Fehlern kaum Konsequenzen zieht. Die Austragung der Klub-WM wurde von extremen Wetterbedingungen überschattet: Temperaturen von über 40 Grad Celsius, hohe Luftfeuchtigkeit, plötzliche Gewitter und langwierige Spielunterbrechungen prägten das Geschehen. Dennoch scheint der Weltverband kaum gewillt zu sein, seine Standards grundlegend zu überdenken oder anzupassen. Stattdessen beschränkt man sich auf kosmetische Korrekturen wie Cooling-Breaks und Ausweichspiele in überdachten Stadien.

Schon beim Spiel zwischen Bayern München und einem südamerikanischen Vertreter in Charlotte wurde die körperliche Belastung für die Spieler deutlich: Temperaturen von über 40 Grad und die Hitze des Rasens sorgten für ein Spiel, das kaum Tempo aufnahm und bei dem mehrere Akteure sichtbar erschöpft wirkten. Bayern-Profi Leon Goretzka sprach im Anschluss von „extrem kräftezehrenden Bedingungen“, auch Borussia Dortmunds Trainer Niko Kovač zeigte sich fassungslos über die gewählten Anstoßzeiten am frühen Nachmittag. Zwar gab es von Seiten der FIFA Ankündigungen, künftig vermehrt auf Hallenstadien wie in Atlanta oder Houston auszuweichen, doch die strukturellen Probleme bleiben bestehen. Auch die geplante Weltmeisterschaft 2026 ist bereits durch ihren aufgeblähten Spielplan ein potenzielles Risiko: mit mehr Teams, mehr Spielen und längeren Turnierphasen, die sich durch drei Zeitzonen und unterschiedliche Klimazonen ziehen.

Bereits bei der Klub-WM kam es in mehreren Partien zu Unterbrechungen von bis zu zwei Stunden wegen Gewittern, etwa beim Spiel von Benfica Lissabon oder bei einem Auftritt von RB Salzburg. Derlei Unwägbarkeiten, die bei einer Sommer-WM in den USA nichts Überraschendes sind, scheinen bei der Turnierplanung aber kaum eine Rolle gespielt zu haben. Spieler, Trainer und Mediziner fordern seit Jahren mehr Rücksicht auf klimatische Bedingungen, auch die Spielergewerkschaft FIFPRO warnte bereits 2023 in einem offenen Brief vor einer wachsenden Gesundheitsgefahr durch Hitze. Als Grundlage für Cooling-Breaks dient aktuell der sogenannte WBGT-Wert (Wet Bulb Globe Temperature), doch dieser reagiert oft zu spät. Experten wie der britische Thermophysiologe Mike Tipton schlagen deshalb vor, bereits bei Werten ab 28 Grad regelmäßig Trinkpausen einzuführen oder sogar Spielzeiten zu verlegen. Doch bislang bleibt es bei Empfehlungen.

Die FIFA zeigt sich zwar öffentlich dialogbereit, doch konkrete Veränderungen – etwa frühe Anstoßzeiten oder flexible Terminierungen je nach Wetterlage – stehen nicht auf der Agenda. Ein weiteres Problem: Der Weltverband betrachtet den Klimafaktor als externes Risiko, nicht als zentralen Bestandteil seiner Planungen. Statt Hitzeschutz steht weiterhin die TV-Vermarktung und das globale Prime-Time-Fenster im Fokus. Dabei wäre es ein Leichtes, aus der Klub-WM zu lernen: Spiele am frühen Morgen, klimatisch günstigere Austragungsorte, rotierende Gruppenphasen, Pausenregelungen oder sogar verkürzte Spielzeiten in Extremfällen. Doch all das bleibt Zukunftsmusik. Die Klub-WM hat deutlich gezeigt, dass der Fußball an seine Belastungsgrenzen stößt, vor allem bei Sommerturnieren in Regionen mit schwierigen Wetterlagen.

Während die FIFA das Turnier als Erfolg verbucht und auf technische Lösungen setzt, wächst die Sorge vor einem gesundheitlichen Kollaps bei der kommenden Weltmeisterschaft. Die Fans sehen es, die Spieler spüren es – nur die Verantwortlichen scheinen weiterhin auf Sicht zu fahren. Wer die Klub-WM aufmerksam verfolgt hat, erkennt: Es ist keine Generalprobe mit offenem Ausgang, sondern eine Inszenierung, bei der die eigentlichen Probleme elegant ignoriert werden. Die Bühne für 2026 ist bereitet – doch sie steht auf wackligem Fundament.
19.07.2025 09:22 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/162998