ARD Kultur Creators: ‚Wir möchten gezielt neue Talente ansprechen‘

Bettina Kasten, Programmgeschäftsführerin von ARD Kultur, sprach mit Quotenmeter über den neuen Wettbewerb, bei dem Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven im Mittelpunkt stehen.

ARD Kultur Creators-Wettbewerb geht in die zweite Runde – was hat Sie und Ihr Team motiviert, das Format fortzusetzen und sogar auszubauen?
Der Wettbewerb „ARD Kultur Creators“ war 2022 der Auftakt für ARD Kultur – und gleichzeitig der Grundstein für unser Netzwerk innerhalb der ARD und der Kreativ-Szene. Die Resonanz damals war enorm: Über 600 Einsendungen zum Thema „Verbundenheit“ haben uns erreicht, viele von etablierten Kreativen. Mit der zweiten Auflage des Wettbewerbs möchten wir gezielt neue Talente ansprechen – insbesondere junge Menschen, die Social Media nicht nur konsumieren, sondern kreativ mitgestalten. Deshalb liegt der Fokus 2025 auf Kurzvideos im Stil von Social-Media-Reels. Wir wollen die nächste Generation von Storytellern empowern.

Mit „Wandel“ greifen Sie ein Thema auf, das gesellschaftlich und individuell sehr viele Ebenen berührt. Was war der Gedanke hinter dieser Themenwahl?
„Wandel“ ist allgegenwärtig – gesellschaftlich, technologisch, persönlich. Gleichzeitig ist vieles, was sich verändert, oft schwer greifbar. In Anlehnung an das Motto der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 – „C the Unseen“ – wollen wir genau hinschauen: Welche Umbrüche geschehen im Verborgenen? Was verändert sich langsam, aber grundlegend? Mit dem Motto „Make it real“ möchten wir Kreative ermutigen, das Unsichtbare sichtbar zu machen – und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

Welche Arten von Wandel wünschen Sie sich besonders sichtbar gemacht – politische Umbrüche, persönliche Transformationen oder künstlerische Experimente?
Genau die Vielfalt und vor allem die ganz verschiedenen Perspektiven sind uns wichtig. Ob politisch, sozial, persönlich oder künstlerisch – Wandel hat viele Facetten. Auch die Umsetzungsform ist völlig offen: animiert, dokumentarisch, inszeniert oder experimentell. Entscheidend ist die kreative Kraft der Ideen und ihre emotionale oder gesellschaftliche Relevanz.

Beim ersten Wettbewerb stand „Verbundenheit“ im Fokus. Welche Lehren oder Überraschungen haben Sie aus der ersten Ausgabe mitgenommen, die jetzt in den neuen Wettbewerb eingeflossen sind?
Wir haben erlebt, wie kraftvoll ein offenes Thema sein kann – gerade, weil es so viele individuelle Zugänge ermöglicht. Deshalb haben wir uns auch diesmal bewusst für ein weites Feld entschieden. Zudem hat sich gezeigt, dass die kreative Community Lust auf Austausch und Sichtbarkeit hat. Daraus ist unser Ziel entstanden, mit der zweiten Ausgabe gezielt jüngere, digital affine Stimmen anzusprechen.

Warum setzen Sie gezielt auf Kurzformate im Hochformat? Wollen Sie eine bestimmte Generation oder Plattformkultur ansprechen?
Ganz klar: Wir wollen die jungen Kreativen dort abholen, wo sie ohnehin unterwegs sind und ihre Geschichten erzählen – und das ist natürlich vor allem auf Social Media, von TikTok bis Instagram.

Der Wettbewerb richtet sich explizit an freischaffende Kreative. Warum ist Ihnen diese Zielgruppe wichtig – und was kann ARD Kultur ihr bieten, das klassische Medienhäuser oft nicht tun?
Freischaffende Kreative sind oft Impulsgeber für neue Ästhetiken, Themen und Formate. ARD Kultur versteht sich als Plattform: Wir bieten nicht nur eine Bühne, sondern wollen auch mit ihnen ins Gespräch kommen, als offener Raum für Austausch, Diskurs und Begegnung. Der Höhepunkt unseres Wettbewerbs ist deshalb die Creators Night am 12. September in Chemnitz – das öffentliche Finale, das Talente, Publikum und Partner zusammenbringt. Dort werden nicht nur die Gewinnerfilme ausgezeichnet, sondern auch ein zusätzlicher Publikumspreis gewählt und weitere ausgewählte Beiträge großformatig an die Wände des Garagen-Campus projiziert. Für die passende Atmosphäre sorgen Live-DJ-Sets aus der Chemnitzer Techno-Szene. Mit dieser Nacht holen wir kreative Inhalte aus dem digitalen Raum in die analoge Welt – für echte Gespräche statt virtueller Likes, für gemeinsames Erleben statt stillem Scrollen. Der Wettbewerb und die Creators Night richten sich besonders an junge Menschen, die kreativ arbeiten, aber mit der ARD bisher kaum Berührungspunkte hatten.

Ein wichtiger Teil der Bewerbung ist die Creator’s Note. Was erwarten Sie inhaltlich – und wie stark fließt diese persönliche Reflexion in die Jurybewertung mit ein?
Die Creator’s Note ist für uns ein zentrales Element der Bewerbung. Sie gibt Einblick in die Motivation hinter der Idee – und in die Haltung der Person dahinter. Wie persönlich ist das Thema? Warum ist genau diese Perspektive wichtig? Diese Reflexion hilft der Jury, die Tiefe und Relevanz der Einreichung besser einzuordnen und wird daher bewusst in die Bewertung einbezogen.

Im September findet das große Finale in Chemnitz statt. Welche Bedeutung hat es für Sie, dieses Event im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres auszurichten?
Mit unserem Thema ‚Wandel‘ knüpfen wir bewusst an das Motto "C the Unseen" der Kulturhauptstadt Chemnitz an. Da liegt es nahe, das Finale im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres auch in Chemnitz zu feiern, auch weil man gerade deutschlandweit und über die Landesgrenzern hinweg momentan in die Kulturhauptstadt schaut. Und mit dem Garagen-Campus Chemnitz haben wir die passende Location für unsere Creators Night am 12. September gefunden. Das ist auch ein Statement für neue Orte, neue Stimmen und neue Netzwerke.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass auch weniger etablierte oder marginalisierte Stimmen beim Wettbewerb eine echte Chance haben?
Wir setzen bewusst auf eine offene Ausschreibung. Außerdem wollen wir mit gezielter Community-Arbeit und Netzwerk-Partnerschaften erreichen und ermutigen, dass sich auch Menschen bewerben, die bisher wenig Zugang zum öffentlich-rechtlichen System hatten.

Was bedeutet es für die ARD als öffentlich-rechtliches Netzwerk, verstärkt auf Creator-Kultur zu setzen – auch im Vergleich zu klassischen Formaten wie Dokus oder Reportagen?
Wir wollen noch mehr das Interesse junger Menschen für die Angebote der ARD wecken. Mit dem ARD Kultur Creators-Wettbewerb sprechen wir eine junge Zielgruppe an – bewusst niedrigschwellig und nah an ihrer Lebensrealität. Viele wissen gar nicht, wie viel Inhalte es für sie bereits gibt – kostenlos und ohne Abo. Zum Beispiel im Bereich HipHop mit hochwertigen Reportagen, Dokus, Podcasts und Musikformaten. Das ist noch viel zu wenig bekannt. Das wollen wir ändern – mit neuen TV-Spots, Social-Media-Aktionen sowie einer gebündelten HipHop-Seite in der ARD Mediathek (ardmediathek.de/hiphop) und auf www.ardkultur.de.

Abschließend: Was würden Sie sich als nachhaltige Wirkung des Wettbewerbs wünschen – für die Teilnehmenden, das Publikum und die ARD Kultur selbst?
Wir wollen ein echtes Erlebnis schaffen, das sowohl online aber auch insbesondere offline funktioniert und viele Menschen zusammenbringt. Mit der „Creators Night“ holen wir digitale Ideen in den analogen Raum, schaffen Begegnungen, kommen in den Dialog. Nachhaltig wird der Wettbewerb dann, wenn sich daraus neue Netzwerke bilden, wenn kreative Karrieren einen Schub bekommen – und wenn ARD Kultur als Ort wahrgenommen wird, an dem neue Stimmen willkommen sind und gehört werden.

Danke für Ihre Zeit! Einsendeschluss ist übrigens der 29. Juli 2025.
15.07.2025 08:32 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/162734