Filme des Grauens: «2050»

Dean Cain verirrt sich in einem Film, bei dem sich sogar Roboter beim Zuschauen schönen.

Es gibt Filme, die sich um ein brisantes Thema drehen und dabei dennoch komplett an der Realität – und am Publikum – vorbeiprogrammiert sind. «2050» von Princeton Holt gehört genau in diese Kategorie. Der 2018 veröffentlichte Science-Fiction-Film wollte eigentlich eine provokante Zukunftsvision über Sexroboter, technologische Entfremdung und menschliche Sehnsüchte erzählen – geworden ist daraus eine mühsam anzuschauende, pseudo-intellektuelle Abhandlung mit viel Gerede, wenig Handlung und der unvermeidlichen Anwesenheit von Dean Cain.

Die Handlung? Videospieldesigner Michael (David Vaughn) steckt in einer Ehekrise. Seine Frau Brooke (Irina Abraham) ist emotional abwesend, und der Alltag hat die Beziehung zermürbt. Zufällig entdeckt er, dass sein Schwager Drew (Devin Fuller) sich eine Sexroboter-Begleiterin zugelegt hat – individuell konfigurierbar, versteht sich. Michael bestellt sich ebenfalls eine Androidin nach Maß bei einem zwielichtigen Unternehmer namens Maxwell – gespielt von Dean Cain, der wie immer wirkt, als würde er einen Versicherungsspot drehen. Michael verliebt sich in die Maschine, die Ehe droht zu zerbrechen, und schließlich bestellt auch Brooke ihren eigenen Roboter. Zukunft? Nein. Vorabend-Soap mit Silikonkörpern.

Wie konnte es zu diesem Projekt kommen? Regisseur Holt und Drehbuchautor Brian Ackley hatten – zugegeben – eine interessante Idee. Die gesellschaftlichen Auswirkungen von Sexrobotern sind ein hochaktuelles Thema. Doch anstatt mit psychologischer Tiefe, dramaturgischer Spannung oder ästhetischer Konsequenz zu arbeiten, gleitet der Film in eine zähe Abfolge aus langatmigen Gesprächen, dünner Charakterentwicklung und philosophischen Phrasen ab. Kritiker nannten den Film ein „schönes Desaster“ („The Movie Sleuth“), während die „Los Angeles Times“ meinte, er wirke wie ein Pitch für einen besseren Film, der nie gedreht wurde.

Und dann ist da natürlich Dean Cain – der gefallene Superman der Neunziger, der seither in zahllosen B- und C-Produktionen auftritt, als wäre er auf einer Mission, sein eigenes Vermächtnis zu demontieren. Warum macht er bei so etwas mit? Die Antwort ist wahrscheinlich banal: Geld, Sichtbarkeit – oder einfach ein Faible für fragwürdige Science-Fiction-Projekte. Cain wirkt in «2050» so unbeteiligt wie eh und je, aber für einen Film, der ohnehin kaum glaubwürdige Emotionen vermittelt, fällt das kaum auf.

Und was wurde aus dem Rest des Casts? Stormi Maya, die die androide Begleiterin Quin spielt, konnte später kleinere Rollen in «She’s Gotta Have It» und «God Friended Me» verbuchen und ist als Model und Musikerin aktiv. David Vaughn und Irina Abraham sind nach wie vor Teil der Independent-Filmszene, ohne bislang größere Erfolge vorweisen zu können. Stefanie Bloom, eine weitere Androidin im Film, konzentrierte sich später wieder auf Modelarbeit. Über die Produzenten und das Team findet man heute kaum noch Spuren – viele sind vermutlich wieder in die regionale Werbewelt oder Low-Budget-Produktionen abgetaucht.

Finanziell blieb «2050» ein Randphänomen. Trotz kleiner Achtungserfolge auf Indie-Festivals (unter anderem in Boston und Berlin) wurde der Film nur in wenigen Kinos gezeigt. Zahlen zu den Einspielergebnissen gibt es kaum – was meist ein sicheres Zeichen dafür ist, dass der kommerzielle Erfolg ausblieb. Kritisch betrachtet gewann «2050» einige Auszeichnungen, etwa für Kamera oder „Provokation“ – doch das meiste davon dürfte eher den gut eingereichten Festivalbewerbungen zu verdanken sein als der filmischen Qualität. Die Dialoge sind zu verkopft, die Figuren zu blass, die Inszenierung zu steril. Und wenn selbst Sexroboter keine Erotik erzeugen, sondern Mitleid, dann hat ein Film sein Ziel gründlich verfehlt.
26.07.2025 12:26 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/162653