Pixelpunkt: «Transport Fever 2»

Bei diesem Spiel, das bereits sechs Jahre auf den Buckel hat, kommt die hohe Kunst der Logik zum Einsatz.

In unserer neuen Spiele-Reihe Pixelpunkt widmen wir uns heute einem echten Schwergewicht der Transportsimulation: «Transport Fever 2». Entwickelt vom Schweizer Studio Urban Games und veröffentlicht von Good Shepherd Entertainment, erschien das Spiel am 11. Dezember 2019 für PC – und hat sich seitdem zu einem festen Bestandteil der Aufbau-Community gemausert. Auf Steam erfreut sich der Titel großer Beliebtheit: Mit über 22.000 Bewertungen und einem Rating von „Sehr positiv“ ist «Transport Fever 2» mehr als nur ein Geheimtipp für Logistikliebhaber.

«Transport Fever 2» ist die konsequente Weiterentwicklung seines Vorgängers und lässt Spieler in die Rolle eines Verkehrs-Tycoons schlüpfen. Ziel ist es, eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen – mit Straßen, Schienen, Flugrouten und Schifffahrtswegen. Der Clou: Der Spielfortschritt erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte, beginnend im 19. Jahrhundert mit Pferdekutschen und Dampfloks, bis hin zu modernen Hochgeschwindigkeitszügen und Jumbojets des 21. Jahrhunderts. Der Wandel der Zeit beeinflusst dabei nicht nur das verfügbare Transportmaterial, sondern auch die Optik der Städte, die sich mit wachsender Anbindung entwickeln und vergrößern.

Der Reiz des Spiels liegt in der Balance zwischen Wirtschaftlichkeit, Routenplanung und Städtebau. Güter und Passagiere müssen effizient transportiert, Versorgungsengpässe vermieden und rentable Linien erschlossen werden. Besonders gelungen ist die Darstellung der Lieferketten: So müssen Rohstoffe wie Holz oder Erz in weiterverarbeitende Betriebe gebracht werden, bevor sie als Konsumgüter in Städten ankommen. Dabei ist «Transport Fever 2» nicht einfach nur ein hübscher Zugsimulator – es verlangt strategisches Denken, wirtschaftliches Geschick und vorausschauende Planung.

Ein großer Pluspunkt gegenüber dem ersten Teil: Die Benutzeroberfläche wurde deutlich überarbeitet. Das Spiel bietet hilfreiche Visualisierungstools, etwa zur Auslastung der Linien oder zur Nachfrageentwicklung in den Städten. Auch das Terrain lässt sich einfacher bearbeiten, um etwa Gleise durch Berge oder Brücken über Flüsse zu bauen. Die Lernkurve bleibt zwar spürbar, ist aber weniger steil als noch im Vorgänger.



Visuell punktet «Transport Fever 2» mit einem stimmigen, detailverliebten Stil. Besonders beeindruckend ist die Zoom-Funktion: Man kann vom gesamten Streckennetz bis zur einzelnen Figur auf dem Bahnsteig heranzoomen – und alles bleibt flüssig animiert. Auch die Fahrzeuge selbst sind liebevoll gestaltet und überzeugen mit realistischer Bewegung und Soundkulisse. Straßenbahnen rattern durch die Altstadt, während Frachtzüge durch ausgedehnte Industriegebiete rollen – es entsteht das Gefühl einer echten, lebendigen Welt.

Die Spieler auf Steam sind sich weitgehend einig: «Transport Fever 2» ist ein würdiger Vertreter seines Genres. Die über 22.000 Bewertungen sprechen mit einer Gesamtwertung von „Sehr positiv“ eine klare Sprache. Gelobt werden insbesondere die Freiheit beim Bauen, der riesige Umfang an Fahrzeugen und der kreative Sandbox-Modus. Auch der Mod-Support wird von vielen Fans hervorgehoben – über den Steam Workshop lässt sich das Spiel mit Tausenden von Inhalten erweitern, von historischen Lokomotiven über futuristische Busse bis hin zu komplett neuen Karten. Natürlich gibt es auch Kritik: Einige Nutzer monieren, dass das Spiel bei sehr großen Karten oder komplexen Netzwerken an Performancegrenzen stößt. Auch KI-Probleme bei Fahrzeugen – etwa unlogisches Verhalten an Kreuzungen – werden vereinzelt genannt. Dennoch überwiegt bei Weitem der positive Eindruck.

«Transport Fever 2» ist mehr als nur ein Update seines Vorgängers. Es ist ein umfassendes, durchdachtes Transportsimulationsspiel mit enormer Tiefe und Langzeitmotivation. Wer Spaß daran hat, komplexe Netzwerke zu bauen, wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen und beim Wachsen virtueller Städte zuzuschauen, findet hier eine der besten Genre-Vertreter auf dem Markt. Für Neueinsteiger bietet das Spiel Tutorials und Hilfen, bleibt aber fordernd – Geduld und Planung werden jedoch stets belohnt. Wer sich in den Bann ziehen lässt, verliert schnell Stunden beim Optimieren der Fahrpläne oder dem Umbau von Liniennetzen.
07.07.2025 12:33 Uhr  •  Benjamin Wagner Kurz-URL: qmde.de/162541