Luke ist ein Schatzjäger, und er hat mit seinem neuen Job den Jackpot geknackt: Für den Milliardär Owen Carver soll er nichts anderes als die Quelle des ewigen Lebens finden. Die Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, sind enorm. Allerdings braucht er für den Job die Hilfe seiner Schwester, die so gar nicht davon begeistert ist, dass ihr Bruder es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt.
Luke (Krasinski) ist ein Dieb. In Thailand hat er ein Bild geklaut, in London stiehlt er eines. Hier ist es ein Rembrandt. Den aber stiehlt er nicht irgendwo. Er stiehlt ihn in dem Museum, in dem seine Schwester Charlotte (Natalie Portman) als Kuratorin arbeitet. Die verliert denn auch prompt ihren Job, da man ihr nicht glaubt, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Was Luke so eingeplant hat. Er braucht Charlottes breites archologisches, kunsthistorisches Wissen, denn dieser Mann, für den er arbeitet, Owen Carver, ist bereits für die Suche nach der Quelle des ewigen Lebens viel, viel Geld zu investieren. Carver (Domhnall Gleeson) gibt die Erklärung für seine Suche selbst. Er hat Magenkrebs und nicht mehr lange zu leben. Wenn es die Quelle gibt, hat er eine Chance, wenn nicht, erlebt er zumindest ein letztes Abenteuer. Die Diebstähle stehen derweil mit der Suche in einem direkten Zusammenhang. In den Bildern sind Hinweise versteckt. Rembrandt und diverse seiner Zeitgenossen haben einen Lageplan verfasst. Sie wussten von der Quelle. Selbst aber haben sie sie für sich nicht in Anspruch genommen. Warum eigentlich nicht?
In dieser Geschichte steckt ein charmantes Abenteuer. Und so fängt der Film auch mit einer spektakulären Actionsequenz in Bangkok an, der direkt eine weitere Szene in einem Zug folgt – und auch dem Diebstahl in London folgt eine absolut brillant gefilmte Autoverfolgungsjagd in London. Der Film kennt in den ersten 25 Minuten keinen Stillstand. Spektakel folgt auf Spektakel. Und wie es sich gehört, wird eine Gegenspielerin eingeführt: Esme (Eiza González Reyna) ist eine geheimnisvolle Schönheit, die aber offenbar nicht im Auftrag derer arbeitet, mit denen sich Luke in Thailand angelegt hat. Doch dann – bricht der Film vollkommen in sich zusammen. Statt cleverer Dialoge und markanter Figuren, eigentlich eine Spezialität von Ritchie, bekommt man ab London eine Abenteuerschnitzeljagd nach Schema F, die mehr an einen Familienausflug im Indiana-Jones-Kostüm erinnert als an große Kinomagie. Die Handlung bleibt erstaunlich zahnlos – und das, was an Konflikt zwischen den Geschwistern Luke und Charlotte angedeutet wird, ist in der jeweils nächsten Szene schon wieder vergessen.
Nun ist Guy Ritchie ein Regisseur mit einer Vorliebe für Schrammen, Narben und scharfe Kanten. Und das ist auch völlig in Ordnung, schließlich weiß man bei ihm meist, woran man ist. Nur: «Fountain of Youth» ist kein Londoner Gangsterfilm, sondern Familienkino. Ein großes Abenteuer mit Herz und Humor. Zumindest theoretisch. Doch wenn hier böse und gute Buben aufeinandertreffen, kracht es immer wieder überraschend heftig. Da wird geschossen, gestorben, geopfert, als wären wir mitten in einem düsteren Agententhriller. Okay, auf visuelle und auditive Darstellungen von Gekröse und Genickbrüchen wird für die Jugendfreigabe verzichtet – aber «Fountain of Youth» wird von einer bemerkenswerten Kälte gegenüber allem, was außerhalb des Inner Circle der Hauptfiguren passiert, durchzogen: Wer hier keinen Rollennamen trägt, darf weg. Moralische Leitplanken? Fehlanzeige. Und genau das irritiert: Der Film will familienfreundlich sein, aber erzählt Konflikte mit der Empathie eines Vorschlaghammers. Stirbt halt. Nächste Szene.
«Fountain of Youth» gleicht einer Schatztruhe voller Plastikedelsteine: hübsch anzusehen, aber hohl. Ein Abenteuerfilm, der das Staunen verlernt hat, inszeniert von einem Guy Ritchie, der die Geschichte offenbar lieber mit Jason Statham verfilmt hätte. Stattdessen gibt es eine Story, die sich selbst genügt, solange alles irgendwie glänzt. «Fountain of Youth» ist ein verschenkter Film mit einem unterforderten Cast für ein Publikum, das am Ende vor allem eines sucht: den Umschaltknopf auf der Fernbedienung.