Buchclub: ‚Wie Kriege enden‘

Benjamin Fredrich vom „Katapult“-Verlag hat 100 Friedensfälle aus 100 Jahren Kriegsgeschichte dokumentiert.

In einer Zeit, in der militärische Konflikte wie in der Ukraine oder im Nahen Osten allgegenwärtig sind, beschäftigt sich die Öffentlichkeit oft mit der Frage: Wie beginnen Kriege? Doch selten wird die ebenso entscheidende Frage gestellt: Wie hören sie auf? Genau hier setzt das Buch „Wie Kriege enden“ von Benjamin Fredrich an. Der Journalist und Gründer des Magazins „Katapult“ legt in seinem Sachbuch eine faktenreiche und zugleich packende Analyse vor, die dem Leser sowohl historische als auch gegenwärtige Perspektiven auf das Kriegsende eröffnet.

Fredrichs zentrales Anliegen ist es, eine große Lücke in der politischen und medialen Debatte zu schließen. Während Eskalationsszenarien und Aufrüstungsstrategien breit diskutiert werden, fehlen oft klare Konzepte, wie ein Ausstieg aus dem Krieg gelingen kann. Dabei zeigt der Autor: In der Geschichte haben viele Kriege ein überraschendes, teilweise auch unspektakuläres Ende genommen – durch Verhandlungen, Kompromisse, Waffenstillstände oder schlicht durch Erschöpfung.

Fredrich arbeitet mit einer klaren Sprache, viel Empathie und einer beeindruckenden Datendichte. Er analysiert Kriege aus verschiedenen Epochen – vom Dreißigjährigen Krieg über den Vietnamkrieg bis zum aktuellen Ukraine-Krieg – und stellt dabei typische Muster heraus. Besonders interessant: Die meisten Kriege enden nicht mit einem klaren Sieg oder einer Kapitulation. Vielmehr handelt es sich oft um fragile Abkommen oder eingefrorene Konflikte, die später wieder aufflammen können.

Ein weiteres starkes Element des Buchs ist die politische Einordnung. Fredrich fordert, Friedenspolitik nicht länger als naiv oder weltfremd abzutun. Stattdessen plädiert er für ein Umdenken in der sicherheitspolitischen Debatte. Wie kann man diplomatische Kanäle offenhalten? Welche Rolle spielen wirtschaftliche Anreize, internationale Institutionen oder auch mediale Narrative? Seine Argumentation ist gut recherchiert, aber nie belehrend. Dabei bleibt Fredrich auch selbstkritisch: Er gibt offen zu, dass es keine einfache Antwort auf die Frage gibt, wie ein Krieg beendet werden kann. Doch das Buch liefert Werkzeuge, Denkmodelle und konkrete historische Beispiele, um sich dieser komplexen Frage zu nähern – und vielleicht auch zukünftige Kriege schneller zu beenden, als es derzeit üblich ist.

„Wie Kriege enden“ ist kein klassisches Geschichtsbuch, kein politisches Manifest, sondern ein Aufklärungswerk im besten Sinne. Es richtet sich an politisch Interessierte ebenso wie an alle, die die Welt besser verstehen wollen. Mit seinem sehr zugänglichen Stil schafft Fredrich ein seltenes Kunststück: ein Sachbuch über Krieg, das Hoffnung macht – auf Verständigung, Diplomatie und Frieden.
24.06.2025 12:41 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/161998