«Bet»: Wetten, dass Yumeko gewinnt?

Die Young-Adult-Serie von Netflix erreichte ein Millionenpublikum. Allerdings ist zahlreichen Zuschauern der Stoff sauer aufgestoßen.

Ort der Handlung ist eine High School irgendwo in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die schwarzhaarige Schülerin mit asiatischen Zügen stellt sich als Yumeko vor. Sie ist mit mehreren Schülern beim Nachsitzen. Mr. Nolan (Vas Saranga) möchte mit ihr über ihre Fehler sprechen. „Du hättest checken statt erhöhen müssen“, sagt er. Die Kamera zeigt die ungezogenen Schüler an einem Tisch sitzen. Sie spielen ein Kartenspiel, vermutlich Poker. Yumeko kommentiert aus dem Off, dass es zwei Arten von Spielern gäbe: Diejenigen, die auf ihr Glück vertrauen, und diejenigen, die auf ihr Geschick vertrauen.

Der Netflix-Zuschauer fragt sich, was er bei «Bet» geboten bekommt. Schließlich handelt es sich bei dem Teenie-Drama mit Thriller-Elementen um eine Adaption eines Mangas. Simon Barry war als Drehbuchautor und Produzent der kanadischen Serie «Continuum» aktiv, die vor rund zehn Jahren auch in Deutschland zu sehen war. Er entwickelte nicht nur eine Serie auf Basis des Mangas, sondern diese basiert auch auf der Anime-Serie «Kakegurui», von der es bereits eine zweistündige Live-Action-Serie aus Japan gibt. Seit Mai 2018 streamt Netflix die neu aufgelegte Serie.

In der neuen Serie «Bet», die am 15. Mai bei Netflix startete, wird die Austauschschülerin Yumeko Kawamoto (Akira Tanzil) kurz vor Ende des aktuellen Schuljahres in das St. Dominics-Internat geschickt. In den ersten Szenen kommen noch Lehrer vor die Kameras, im weiteren Verlauf spart sich Showrunner Simon Barry diese allerdings. Hinter einer Linie im Gebäude dürfen die Lehrer nicht aktiv werden; sie bleiben ohnehin fast unsichtbar.

Yumeko wird von ihrer ehemaligen Schulleiterin auf das St. Dominics geschickt, um den Tod ihrer Eltern zu rächen. Serien-Mastermind Barry ist es in den ersten zwei Folgen gelungen, eine kurzweilige Serie zu entwickeln, in der eine potenzielle Mörderin sympathisch dargestellt wird. Yumeko hat einen Plan und schreckt auch nicht davor zurück, andere auflaufen zu lassen. Sie möchte zu den besten Schülern gehören, allerdings sind Noten dafür nicht von Belang. Stattdessen spielen die Schüler untereinander Glücksspiele wie Poker oder andere Kartenspiele in sämtlichen Variationen. Das ist durchaus spannend, denn einige Spiele eignen sich zum Nachspielen im Freundeskreis.

Zunächst tritt Yumeko gegen Mary (Eve Edwards) an. Mary hatte zuvor einen anderen Mitschüler geschlagen, der nun als sogenanntes Haustier für die Gewinner arbeiten muss. Dieses Haustier ist Ryan (Ayo Solanke), den Yumeko schon beim ersten Spiel wieder auslöst. Fortan ist Mary offiziell das Haustier, «freundet» sich allerdings mit Yumeko und Ryan an. In dieser Serie ist allerdings nie klar, ob die Schüler wirklich miteinander befreundet sind oder ob nicht doch wieder eine Wette hinter dem Rücken getätigt wurde, um das Spiel zu verändern.

Das Team wird mit Michael (Hunter Cardinal) vervollständigt, der in den Augen vieler Schüler zu verweichlicht ist. Er spielt nicht mit, sondern bleibt aufgrund seiner Abstinenz ein Außenseiter. Ein Problem, das selbst für seinen Vater, einen Gangster, ein Problem ist. Im Laufe der Staffel entwickelt er sich stattdessen zu einem Buchmacher, der schließlich auch noch eine App programmieren möchte. Ihnen stehen der Schülerbeirat Kira (Clara Alexandrova), ihre Halbschwester Riri (Anwen O’Driscoll), Suki (Ryan Sutherland) und die verrückte Becky (Aviva Mongillo) gegenüber.



«Bet» startet stark, aber bereits nach vier bis fünf Episoden ist die Luft raus. Die Handlung dreht sich im Kreis: Yumeko möchte weiter aufsteigen, was mal besser und mal schlechter gelingt. Zwischendurch wird durch einen unüberlegten Plot die gesamte Handlung um Yumeko und Ryan durcheinandergewirbelt. Seziert man die Handlung, dann ist sie unsinnig. Immer wieder kommt es so zu kleinen Ungereimtheiten, die das Sehvergnügen beeinträchtigen.

Vor allem ist «Bet» als dritte Verfilmung des Stoffes keineswegs die beste. Außerdem wurden in Japan zwei Filme geschaffen. Es ist doch verwunderlich, dass Netflix diesem mauen Drehbuch eine weitere Chance gab. Die in Toronto gedrehte Fernsehserie ist vermutlich der Versuch, diesen Stoff nun endgültig zum Netflix-Eigentum zu machen. Die Serie ist allerdings deutlich zu lang geraten. In knapp vier Stunden hätten die Macher auch noch andere Geschichten erzählen können. Oft drehen sich die Geschichten im Kreis, doch das Finale hat wenigstens ein paar gute Einfälle. Auch wenn nicht alle überzeugen können, kann die Serie an einem verregneten Tag durchaus angesehen werden. Es gibt allerdings bessere Stoffe aus dieser Zeit, über die man im Freundeskreis philosophieren kann.

«Bet» ist seit 15. Mai 2025 bei Netflix erhältlich.
24.06.2025 12:32 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/161890