«Sirens»: Eine langweilige Serie auf See ohne Ende
Die Serie mit Julianne Moore verzettelt sich in zahlreichen Storylines, die nicht zu Ende gedacht werden. Das Finale ist eine Enttäuschung, wie man es seit Jahren nicht sah.
Eigentlich sollte die Produktionsfirma LuckyChap Entertainment gute Unterhaltung können. Schließlich hat das Unternehmen vor zwei Jahren den Blockbuster «Barbie» in die Kinos gebracht. Hinter der neuen Serie mit Meghann Fahy, Milly Alcock und Julianne Moore steckt sogar die Produzentin und Schauspielerin Margot Robbie, die allerdings Serienschöpferin Molly Smith Metzler, Bekah Brunstetter und Colin McKenna die schwachen Drehbücher überließ.
Im Mittelpunkt der Serie steht zunächst Simone, die bei einer sehr wohltätigen Familie auf der Insel Port Haven abseits der Hampton arbeitet und wohnt. «Sirens» startet mit Devon DeWitt (Meghann Fahy), die eine Nacht im Gefängnis verbringen musste. Sie sucht ihre Schwester, da ihr demenzkranker Vater Bruce (Bill Camp) immer mehr Probleme bereitet. Von Buffalo fährt sie auf die sagenumwobene Insel. Dort findet die große Schwester heraus, dass Simone als Michaelas persönliche Assistentin ihr Brot verdient und tief in ein verrücktes Leben verstrickt ist. Devon wirft Michaela „Kiki“ Kell (Julianne Moore) vor, dass sie eine Sekte leite. Ob das der Wahrheit entspricht? Die Story endet im Nichts.
In den ersten beiden Episoden steht auch zunehmend Kiki im Mittelpunkt, die sich den Milliardär Peter Kell (Kevin Bacon) angelte. Mit seinem Geld finanziert sich die ehemalige Anwältin dieses Leben in Saus und Braus, das schon ein wenig an ein Märchen erinnert. Auf der Insel widmet sie sich der Vogelzucht und bietet auf der Insel auch entsprechende Aufzuchtstationen. Doch auch nach der zweiten Folge wird die Story zur Seite gelegt, nur im Finale findet überhaupt noch eine Fortsetzung statt.
Viel mehr Raum bekommt Devon, die von Kiki nicht nur eine Geheimhaltungsvereinbarung vorgelegt bekommt, sondern auch noch einen Scheck über 10.000 US-Dollar, wenn sie die Insel verlässt. Da auch gerade keine Fähre im Hafen ist, bekommt sie in einem der gut ausgestatteten Hotels Kost und Logie bezahlt. Dort lernt sie an der Bar den Schiffer Jordan (Trevor Salter) kennen, der die Yacht von Ethan (Glenn Howerton) führt. Hier wird es spannend, schließlich führen Ethan und Simone eine geheime Beziehung. Als diese die Welt der Öffentlichkeit erblickt, wird die Romanze von den Kells nur belächelt. Es sei die typische Sommer-Romanze von Ethan, ehe er im Herbst wieder seine Sachen packt und nach London zurückkehrt.
Es sind die zahlreichen offenen Storylines, die die Serie schlussendlich kaputt machen. Das Format startet hoffnungsvoll, es könnte mit Hilfe von Margot Robbie tatsächlich eine spannende Serie entstehen. Allerdings gibt es immer wieder unrealistische Szenen. Beispielsweise schwimmt Devon hunderte Meter durch das Meer, um auf die Insel zu gelangen. Dort bricht sie in das Haus der Kells ein, was definitiv gruselig wirkt. Sie hätte ja auch einfach klingeln können, immerhin wusste sie, dass das Haus kameraüberwacht ist. Als zu einem späteren Zeitpunkt Devons Chef- und Ex-Freund mit ihrem Vater auf der Insel landet, will er im Meer eine kleine Runde schwimmen, wird allerdings schon unweit des Strandes abgetrieben. Dort landet er dann auf einer Party und wird bei der örtlichen Polizei verwahrt. Getoppt wird dieser Blödsinn von der Tatsache, dass Devon mit Raymond eine Affäre hat. Erklärungen auf diesen Nonsens liefern die Autorinnen leider nicht.
Eines Tages verschwindet Ethan spurlos, die gesamte dritte Episode dreht sich um diese Geschichte. Wie sich am Ende der Episode herausstellte, holte Ethan nicht nur den an demenzerkrankten Vater, sondern auch Devons Chef Raymond auf die Insel. Warum er niemandem Bescheid sagte? Spielt das bei dem Kuddelmuddel überhaupt noch eine Rolle? Das wird nur noch getoppt von dem Umstand, dass Ethan nach der Trennung von Simone besoffen von einer Klippe fällt und im Krankenhaus versucht, es Simone anzuhängen. Über die Hintergründe dieser Aktion muss man erst gar nicht nachdenken, nachdem die Serie schon mehrere konfuse Storylines vorwies.
Simone soll Kikis Ehemann beschatten, doch dieser bemerkt sie. Die beiden gehen gemeinsam Krabben fischen und weil sie sich so gut verstehen, kommt es zu einem Kuss. Objektiv hat Peter die Machtstellung in seinem Unternehmen ausgenutzt, für die drei Autorinnen ist allerdings Simone Schuld, weshalb Kiki sie der Insel verweist. Die Serie «Sirens» ist nicht nur schlecht geschrieben, sie hat gravierende Mängel in der Darstellung der Figuren. Devons Suchtverlagerung von Alkohol zu Sex und Simones Panikattacken, weil sie meint, sie könne ohne Tabletten leben, und die Demenz von Bruce wird einfach darüber hinweg gewischt, als gäbe es die Probleme nicht. Bei dieser Romanadaption ist so viel falsch gemacht worden, dass sich selbst fünf Episoden wie ein langer öder Trip anfühlen.