Buchclub: ‚Der kleine Laden des Herrn Takarada‘

Ein zauberhafter Roman über Mut, Menschlichkeit und neue Wege.

In einer Welt, in der Geschwindigkeit oft mehr zählt als Aufmerksamkeit, erzählt Kenji Ueda eine leise, aber kraftvolle Geschichte über das Innehalten, Zuhören und Verändern. Sein Roman „Der kleine Laden des Herrn Takarada“ ist ein literarisches Kleinod, das Leserinnen und Leser mit viel Wärme, Achtsamkeit und nostalgischem Charme empfängt – vergleichbar mit Werken von Michiko Aoyama („Frau Komachi empfiehlt ein Buch“) oder Satoshi Yagisawa („Die Tage in der Buchhandlung Morisaki“).

Im Herzen des Tokioter Stadtteils Ginza, einer Gegend, die sonst für Luxus und Lärm bekannt ist, liegt ein kleiner, unscheinbarer Ort der Ruhe: der Schreibwarenladen Shihodo. Dort arbeitet Herr Takarada, ein älterer Herr mit einem feinen Gespür für Menschen. Er verkauft nicht nur Papier und Stifte – er schenkt Aufmerksamkeit. Er erkennt die Unruhe, die Sorgen, die unausgesprochenen Gedanken seiner Kunden, oft noch bevor sie selbst darüber sprechen können.

Statt Worte aufzudrängen, lädt Herr Takarada seine Besucher ein, Briefe zu schreiben. Briefe an sich selbst, an Menschen aus der Vergangenheit, an verpasste Chancen oder verborgene Träume. Dieses Ritual, das altmodisch wirken mag, wird zur Türöffnung in die Innenwelten der Figuren. Es geht um Mut zur Veränderung, um das Loslassen, um das Erinnern – aber auch um Hoffnung.

Fünf Menschen stehen im Zentrum dieses episodischen Romans, deren Geschichten auf den ersten Blick nichts verbindet. Eine junge Frau, die ihre berufliche Sackgasse hinterfragt. Ein pensionierter Lehrer, der mit einer alten Schuld lebt. Ein Mann, der seine Jugendliebe nie vergessen konnte. Ueda verwebt ihre Wege feinfühlig und doch pointiert miteinander. Und immer steht Herr Takarada als stiller Begleiter im Hintergrund – fast wie ein Hüter der inneren Stimmen.

Die Sprache des Romans ist schlicht, aber poetisch, die Erzählweise entschleunigend und von großer Menschlichkeit geprägt. „Der kleine Laden des Herrn Takarada“ ist kein lauter Roman, kein dramatisches Epos – sondern eine Einladung. Eine Einladung, dem Leben zuzuhören, sich selbst neu zu begegnen und zu begreifen, dass es manchmal nur eines kleinen Impulses bedarf, um eine neue Richtung einzuschlagen.

Alexandra Antipa schrieb über das Buch: „Japanische Belletristik hat etwas Besonderes an sich. Als ich sah, dass Kenji Ueda ein so wunderbares Buch geschrieben hat, wusste ich, dass ich es lesen musste. Darin entdeckte ich eine wunderschöne Geschichte, in der es um Gefühle und Nostalgie geht, und vor allem darum, sich mit denjenigen wieder zu verbinden, die man verloren hat.“

Kenji Uedas Buch ist ein warmherziger, ermutigender Roman für Leser, die im Alltagslärm nach Tiefe suchen – und zeigt, dass selbst ein einfacher Brief die Welt verändern kann.
06.05.2025 13:07 Uhr  •  Sebastian Schmitt Kurz-URL: qmde.de/160796