Der Hessische Rundfunk ließ Fynn Kliemann am Ostermontag wiederauferstehen. Die neue Dokumentation ist eigentlich eine Frechheit von Autorin und Kliemann.
Klaas Heufer-Umlauf kündigte ihn einst als den „Heimwerker-König von YouTube“ an, Jule Lobo bezeichnete ihn als die „männliche Pippi Langstrumpf“. Beste Voraussetzungen also, um Everybodys Darling zu werden. Doch dann veröffentlichte Jan Böhmermann ein Enthüllungsvideo, das dazu führte, dass sämtliche Kooperationen zwischen dem Kliemannsland und externen Partnern auf Eis gelegt wurden. Das «ZDF Magazin Royale» verfügte über einen riesigen Datensatz mit brisanten Chatnachrichten, die Kliemann alles andere als gut aussehen ließen.
Die Journalistin Mariska Lief versucht in «Fynn Kliemann – Ich hoffe, ihr vermisst mich» eine Reportage über den Tausendsassa zu inszenieren. Herausgekommen ist dabei allerdings weniger ein journalistischer Film als vielmehr ein PR-Stück für sein im Januar veröffentlichtes Album „Tod“. In dieser einstündigen „Dokumentation“ – die eher wie eine Reality-Reportage wirkt – wird Kliemann beim Handwerken mit seinem Team begleitet. Gezeigt wird auch die Vorbereitung einer Ausstellung, die parallel zur Albumveröffentlichung in Hamburg stattfand.
Eine ernsthafte Aufarbeitung des Skandals bleibt die Doku schuldig. Das Kliemannsland in Rüspel wurde teilweise mit öffentlichen Geldern (unter anderem von FUNK) finanziert. Die Organisation Viva con Agua veranstaltete auf seinem Anwesen Netzwerk-Treffen. Doch in der Doku wirken immer die anderen schuld. Der selbstgebaute Skatepark? Darf nicht benutzt werden. Kliemanns Erklärung: Man wollte erst einmal bauen und sich dann eine Genehmigung holen. Dass er damit einen Schwarzbau errichtet hat, scheint ihm gar nicht bewusst zu sein – oder ist ihm schlicht egal.
Verurteilt wurde er jedoch von einem Großteil seiner Fans. Vergeben hingegen offenbar von der Filmemacherin Mariska Lief, die zuletzt mit Patrick Stegemann und Khesrau Behroz den Film «Crunch – Traum und Albtraum in der Gaming-Industrie» realisiert hatte. In der Kliemann-Doku erzählt der YouTuber, dass er tageweise nur noch Kette geraucht habe und kaum schlafen konnte. Millionen von Fans würden mit ihm dennoch tauschen, immerhin hat er keine finanziellen Probleme. Jan Böhmermann sagte später, dass „Leute aus dem Inneren“ unzufrieden mit Kliemanns Verhalten und dem seiner Geschäftspartner gewesen seien. In einem Beitrag bei «Krause kommt» behauptete Kliemann sogar, er habe weder privat noch beruflich Geld – obwohl er nachweislich an mehreren Firmen beteiligt war.