Mit einer Mischung aus «Westworld», «Mad Max» und «The Boys» will Amazon den nächsten globalen Hit landen.
Während Spieleverfilmung in den letzten Dekaden häufig ein Fall für die mentale Abfalltonne waren, haben jüngst Ausreißer wie «The Last of Us» bewiesen, dass einige Spiele, durchaus ansprechendes Quellmaterial für eine gelungene filmische Umsetzung bieten, insofern fähige Filmemacher dahinterstehen. Im Gegensatz zu «The Last of Us» waren die «Fallout»-Spiele allerdings nie für ihre herausragende Story bekannt, sondern standen für die Freiheit das verseuchte Ödland in seiner ganzen Groteske, Brutalität samt infantilem Humor zu erkunden. Statt nun großartig an der Storyschraube zu drehen und dem Zuschauer hochtrabende, geistig anregende Unterhaltung à la Westworld zu präsentieren, fokussiert sich Jonathan Nolan auf eben jenes Erlebnis, das auch Spielern zu Teil wurde, behält dabei allerdings zumindest den visuell-stilistischen Kern seiner vorherigen Serie «Westworld» bei.
Überbrückt werden die erzählerischen Defizite mit einer massiv überzogenen Brutalität, kindischem Humor, gepaart mit einer völligen Missachtung für das menschliche Leben, eine Kombination, die Fans von «The Boys» schon irgendwie bekannt vorkommen dürfte. Auch visuell schafft es Nolan nicht nur die Spielevorlage äußerst originalgetreu auf Film zu rekonstruieren, sondern abseits dessen eine überragend aussehende postapokalyptische Welt zu erschaffen, die in vielen Aspekten sehr handgemacht, auf praktische Effekte statt Greenscreen zurückgreifend, wirkt.
«Fallouts» größte Schwäche sind letztlich die abseits von Goggins Ghul recht schwachen zentralen Figuren. Das Worldbuilding, die Kameraarbeit und die insgesamt stilistisch äußerst originalgetreue Umsetzung der Spielevorlagen machen die Serie allerdings trotzdem zu einer der besseren Spieleverfilmungen der letzten Jahre. Spielefans und Freunde von Amazons anderer, von ihrer Brutalität und krudem Humor lebenden Serie «The Boys», dürften sich von «Fallout» bestens unterhalten fühlen.